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Einmal tief durchatmen und spüren, wie sich die Anspannung löst! Viel zu selten atmen wir bewusst. Dabei ist es der einfachste Weg, um schnell neue Kraft für Körper und Seele zu tanken.

Mit einem Atemzug treten wir ins Leben und hauchen es eines Tages aus. Innerhalb eines Tages schleusen unsere Lungen rund zehn­tausend Liter Luft durch unseren Körper. Ohne Nahrung können wir bis zu drei Wochen überleben, ohne Wasser bis zu drei Tage. Aber ohne Atem? Schon drei Minuten lang die Luft anzuhalten überfordert uns. Nur wenige trainierte Taucher sind zu dieser Leistung fähig.

Unser Körper kann einige Kilo Zucker, Fett und Wasser speichern. Mit dem lebenswichtigen Gas Sauerstoff ist das nicht möglich. Eine vergleichbare Menge, die für mehrere Stunden reichen soll, würde uns aufblähen wie einen riesigen Luftballon. Daher sind wir auf ständigen Austausch angewiesen. Unsere Lungen entziehen der einströmenden Luft einen Teil ihres Sauerstoffs. Mit seiner Hilfe verwandeln wir Nahrung in Energie. Chemisch gesehen bedeutet Atmen: Zucker mit Hilfe des Sauerstoffs zu Kohlendioxid und Wasser verbrennen. Beide Endprodukte geben wir über Lunge und Nieren wieder an die Umwelt ab.

Luft ist also eine wichtige Energiequelle. Das kann jeder spüren, der einmal frische Luft tief einatmet. Unser Atem hat einen direkten Einfluss auf unsere Vitalität. Leider gilt auch die Umkehrung: Wenn wir nicht gut drauf sind, atmen wir schlecht. Ein Teufelskreis kommt in Gang. Weil wir schlecht atmen, sind wir noch schlechter drauf. Woraufhin wir noch schlechter atmen.

Wer denkt schon nach, wie er Luft holt! Wir tun es nebenbei. Nicht ich atme, sondern „es atmet mich“. Wobei „es“ die unbewussten Atembefehle des Stammhirns sind. Von dort kommen die Kommandos an die Muskulatur von Lunge und Zwerchfell, sich rhythmisch zusammenzuziehen und dann zu entspannen. Dabei wird Luft ausgestoßen und anschließend neu eingesogen.

Wer ständig unter Stress steht, atmet auf Dauer hastig und oberflächlich. Das Ergebnis ist eine ungenügende Versorgung mit Sauerstoff. Dadurch lässt die Vitalität nach. Es fehlt an Energie, um den übervollen Terminkalender zu bewältigen. Folge: Noch mehr Stress.

Doch Körper und Geist beeinflussen sich gegenseitig. Innere Ruhe zeigt sich an ruhigem Atem. Aber auch die Umkehrung gilt. Wer ruhig atmet, gewinnt innerliche Ruhe. Wer tief und langsam atmet, distanziert sich innerlich von äußerem Stress.

Gesundes Atmen setzt einen positiven Kreislauf in Gang. Es überflutet den Körper mit frischer Luft. Die Lebensenergie steigt. Sie bewältigen Ihre Tagesaufgaben leicht und locker. Auch der Atem fließt leicht und unbeschwert. Sie gewinnen noch mehr Energie.

Gesund zu atmen lässt sich lernen. Der Trick: Nicht aufs tiefe Einatmen kommt es an, sondern aufs Ausatmen. Versuchen Sie langsam, gleichmäßig und möglichst vollständig auszuatmen. Das entspannt und setzt einen gesunden Atemrhythmus in Gang. So geht es:

Am besten Schneidersitz einnehmen, Arme auf die Oberschenkel legen. Nun langsam durch den Mund ausatmen. Dabei die Luft gleichförmig ausströmen lassen. Behalten Sie möglichst wenig Restluft in der Lunge. Mit kurzen Stoßlauten wie „Huh“ oder „Puh“ können Sie das vollständige Ausatmen unterstützen. Jetzt zwei Sekunden die Leere der Lungen aushalten. Dann erst lassen Sie – ebenso langsam fließend – Frischluft durch die Nase einströmen. Der gesamte, bewusst langsame Atemzug sollte mindestens 15 Sekunden dauern.

Diese Übung wiederholen Sie mehrmals am Tag. Wenige Minuten pro Einheit genügen. Schaffen Sie es ohne Anstrengung, sich für vier ruhige Atemzüge hintereinander mehr als eine Minuten Zeit zu lassen? Nutzen Sie dabei Ihren natürlichen Atemrhythmus. Entspannung und Kraft stellen sich ein, wenn Sie diesen Rhythmus nicht künstlich erzwingen müssen. Das Ausatmen sollte doppelt so lange dauern wie das Einatmen.

Zu Anfang werden Sie das gemächlich fließende Ausatmen bewusst überwachen. Denn die neue Atemtechnik ist noch ungewohnt. Aber die frische Luft sollte danach von selbst in Sie hineinatmen. Denn die leere Lunge bildet ein Vakuum, das sich von selbst wieder mit Luft füllt. Nach einer Weile passt sich auch Ihr Atemrhythmus diesem natürlichen Mechanismus an. Sie brauchen sich von nun an nicht mehr überwachen.

Wenn Sie das zwei Wochen lang einige Minuten pro Tag geübt haben, geht Ihnen das gesunde Atmen in Fleisch und Blut über. Nicht nur Ihre Vitalität steigt. Es steht Ihnen auch eine einfache, natürliche und zuverlässige Entspannungs­technik zur Verfügung. Wenn Sie sich mal wieder geärgert haben, brauchen Sie nur langsam auszuatmen. Schon fällt die Anspannung von Ihren Schultern. Der Ärger schrumpft auf sein Normalmaß zusammen. Sie können den Frust abschütteln – und frei und energiegeladen wieder an Ihre Aufgaben gehen.

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veröffentlicht im Januar 2012 © by www.berlinx.de

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