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Hightech für gesunderes Rauchen?

Dampfen statt qualmen – so heißt die elektro­nische Revolution für Nikotin­junkies. Von den einen als gesunde Alter­native zur klassischen Zigarette hochge­jubelt, von anderen als zusätzliches Such­tmittel ver­dammt. Wir in­for­mie­ren über das Für und Wider.

Die Idee ist nicht neu. Bereits 1963 meldete der Amerikaner Herbert A. Gilbert das Konzept einer elek­tronischen Zigarette zum Patent an. Aromatisierte Luft sollte den krebsgefährlichen Teerrauch ersetzen. Damals fand sich aber niemand, der das Produkt herstellen und verkaufen wollte. Das änderte sich erst 2004. Der Chinese Hon Lik baute rund um die E-Zigarette ein Unternehmen Ruyan auf und begann ein Jahr später mit dem Export. Inzwischen sind allein in Deutschland rund 1,2 Millionen E-Zigaretten in Betrieb.

Der Dampf kommt aus einer Kapsel, die bis 300 Züge erlaubt. Was etwa 25 herkömmlichen Zigaretten entspricht. Der Inhalt der Liquid-Fläschen wird in einem elektrischen Vernebler  aus Plastik verdampft. Um die Illusion echten Rauchens zu erhalten, leuchtet an der Spitze eine Diode auf. Weitere Vorteile sind:

  • Kein Tabak, daher kein Teer. Statt dessen inhaliert der Raucher nikotinhaltigen Dampf. Sein Hauptbestandteil ist Propandiol (Propylenglycol), das als Lebensmittelzusatz (E 1520) zugelassen ist. Dazu kommen weitere Aromastoffe, die das Raucherlebnis möglichst echt wirken lassen sollen sowie Glycerin und Wasser.
  • Die üblichen Schadstoffe fehlen: Kohlenmonoxid, Formaldehyd, Arsen, Blausäure, Schwermetalle, Benzol und andere krebsverursachende polyzyklische Kohlenwasserstoffe.
  • Keine Asche, keine herumliegenden Kippen, keine gelben Finger und Zähne.
  • E-Zigaretten umgehen elegant das Rauchverbot in Gaststätten und anderen öffentlichen Einrichtungen. Allerdings haben Bahn und Fluggesellschaften inzwischen teilweise Verbote erlassen.
  • Verbesserte Atmung und Entlastung der Umwelt vom Passivrauchen
  • Preiswerte Alternative. Während eine Schachtel Zigaretten inzwischen mehr als fünf Euro kostet, ist die gleiche Menge E-Dampfen für weniger als einen Euro zu haben.

Einige Länder wie Österreich haben die E-Zigaretten wie ein Medizinprodukt eingestuft. Sie darf dort nur in Apotheken und im Medizinproduktehandel verkauft werden. In Deutschland ist der freie Verkauf (noch) erlaubt. Das Bundesland Nordrhein-Westfalen hat bereits versucht, die E-Zigarette in die Zuständigkeit der Apotheken zu überführen, ist aber im April 2012 vor Gericht gescheitert. Die Kölner Richter entschieden: die E-Zigarette ist ein Genussmittel, kein Medikament.

In den USA will man sie dagegen als Tabakware einstufen – obwohl kein Tabak enthalten ist. Die Diskussion zeigt, wie groß die Unsicherheit ist. Das Produkt ist neu und Langzeiterfahrungen fehlen. Handelt es sich um medizinisches Entwöhnungsverfahren, vergleichbar dem Nikotinpflaster? Offenbar nicht, denn die „Dampfer“ steigen nur um, nicht aus. Ist E-Dampfen gesünder als herkömmliches Rauchen? Vieles spricht dafür, aber bewiesen ist es nicht. Man dachte auch mal, dass leichte Zigaretten mit geringem Nikotin- und Teergehalt gesünder seien. Aber die Statistiken zeigten kaum Unterschiede. Auch Konsumenten schwacher Kippen haben ein mehrfach erhöhtes Infarkt- und Krebsrisiko.

Auf jeder Zigarettenschachtel muss stehen, wie viel Teer und Nikotin eine Kippen enthält. Für E-Zigaretten gibt es bislang keine Deklarationspflicht. Der Hersteller muss nicht angeben, was genau drin ist in seiner Mischung. Auch Nikotin allein wirkt als Nervengift. Es macht süchtig, erhöht den Blutdruck und kann das Erbgut schädigen. Die US-Gesundheitsbehörde hat 2009 beschlagnahmte E-Zigaretten aus dem Grenzschmuggel im Labor untersuchen lassen. Einige enthielten giftige Substanzen

Das dürfte aber den meisten E-Rauchern egal sein. Zigaretten sind ohnehin nicht gesund, das weiß jeder. Das Umgehen des Rauchverbots und der unschlagbare Preis ist Grund genug, auf die elektronische Zigaretten umzusteigen. Und da weniger Schadstoffe enthalten sind, bleibt die Hoffnung, dass sich die Gesundheitsschäden zumindest etwas verringern.

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veröffentlicht im Juli 2012 © by www.berlinx.de

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