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Lebenskunst im Rhythmus der Jahres­zeiten

Wir modernen Mensch­en haben uns mit Be­leuch­tung und Uh­ren von äuß­eren Ein­flüs­sen weit­­gehend un­ab­hän­gig ge­macht. Nicht im­mer zu un­se­rem Se­gen.

Für unsere Vorväter waren die Schwan­kungen der Jahres­zeiten Teil ihres Alltags. Denken wir nur an die Fastenzeiten. Die Kirche verpflichtete ihre Gläubigen in den Advents­tagen und vor Ostern zur Enthalt­samkeit. Also zu einer Zeit, in der die Felder keine Ernten hergaben. Niemand wäre auf die Idee gekommen, in den Sommer- und Erntemonaten ein Fasten zu verordnen.

Das Industrie­zeitalter hat uns davon unabhängig gemacht. Wir lagern Lebens­mittel für ein komplettes Jahr ein und holen uns Früchte aus den Tropen. Die dunkle Winter­periode hindert uns längst nicht mehr am Aktivitäten in den Abend­stunden. Kunstlicht steht im Überfluss zur Verfügung.

Doch das ist nicht immer ein Fortschritt. Winter­blues und Frühjahrs­müdigkeit beweisen, dass wir biologisch an den Wechsel der Jahres­zeiten angepasst sind. Es lohnt daher, über einen (teilweisen) Rückkehr zu einem Lebensstil nachzu­denken, der im Einklang mit dem Wandel der Natur steht.

Frühling – Aufbruch. Das Erwachen aus dem Winter­schlaf regt an zu erhöhter Aktivität. Es ist die Zeit, neue Vorhaben in Angriff zu nehmen. Wir sind bereit, etwas gegen den Winterspeck zu tun. Wir drehen Jogging­runden im Park unter blühenden Obst­bäumen. Wir holen die Fahrräder heraus. Auch Beziehungen erneuern sich – die Hormone wecken Frühlings­gefühle.

Sommer – Glück. Die Sonne fördert Glück­hormone, das Licht vertreibt dunkle Stimmungen. Die Produktion von Vitamin D läuft auf Hochtouren. Das bedeutet nicht nur stabile Knochen und gebräunte Haut. Auch das Immun­system erlebt seine beste Zeit. Wir fühlen uns gesund und körperlich fit. Ferien­zeit senkt den Stress­level auf ein Minimum. Beides zusammen sorgt für gute Laune.

Herbst – Ernte. Nicht nur die Bauern haben jetzt die meiste Arbeit. Der Herbst bietet die letzte Gelegenheit, alles zu verwirklichen, was wir uns für das laufende Jahr vorgenommen haben. Ausgeruht vom Sommer starten wir in arbeits­intensive Wochen. Je näher Weihnachten rückt, desto mehr häufen sich die Termine. Es ist die Zeit, Bilanz zu ziehen. Wer im Jahres­verlauf getrödelt hat, setzt zum Endspurt an, um doch noch seine Pläne zu realisieren.

Winter – Ruhe. Nach dem Silvester­trubel zieht erst einmal Ruhe ein. Wir schlafen nachts länger als im übrigen Jahr. Wir verbringen die meisten Stunden in der Firma oder in unseren heimischen vier Wänden. Nur eine Minderheit hartgesottener Ski- und Schlitt­schuhfans verbringt ihre Freizeit draußen. Die meisten futtern in dieser Zeit mehr Kalorien in sich hinein als sie durch körperliche Aktivität verbrauchen. Wie stark wir auf Ruhe umschalten, zeigt sich am Ende der Frostperiode in Frühjahrs­müdigkeit und Winterspeck. Während die erblühende Natur schon zu neuem Aufbruch einlädt, findet unser Körper nur langsam aus dem Ruhe­modus heraus.

 

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veröffentlicht im Juli 2015 © by www.berlinx.de

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