Ob Morgenmuffel oder Frühaufsteher
- vieles ist Gewohnheit. Bei ausgesprochenen Langschläfern
und Nachtaktiven geht jedoch die genetische Uhr zwei bis
drei Stunden nach. Dagegen ist (noch) kein Kraut gewachsen.
Betroffene sollten sich möglichst keinen Beruf suchen,
der frühes Aufstehen erfordert, sondern lieber in Spät-
oder Nachtschichten arbeiten, etwa als Barkeeper, Krankenschwester
oder Polizist. Die meisten von uns (über 80 Prozent)
ticken jedoch durchschnittlich.
Ob Sie "Eule" oder "Lerche" sind, testen Sie so: Lassen
Sie am Wochenende den Wecker um sieben klingeln. Bleiben
Sie im Bett munter oder fallen nur in einen bleiernen Dämmerschlaf
mit unruhigen Träumen, sind Sie kein Morgenmuffel,
sondern haben bloß keine Lust auf Tagespflichten.
Können Sie dagegen problemlos zwei bis drei Stunden
weiterschlafen, liegen Ihre Aktivitätszeiten in der
Tat am Abend.
Die folgenden Zeitangaben gelten für die Mehrheit
von uns. Morgenmuffel addieren zwei Stunden dazu, ausgesprochene
Frühaufsteher ziehen eine Stunde ab.
6 bis 8 Uhr. Herzschlag, Blutdruck und Adrenalinspiegel
steigen an. Infarkte und Schlaganfallgefahr bei Risikogruppen
steigen. Männer haben ein Testosteronhoch und eine
"Morgenlatte". Bei Frauen beginnt der Östrogenspiegel
zu steigen, die Lust auf Sex erwacht meist aber erst ein,
zwei Stunden später. Der Blutzuckerspiegel ist auf
einem Minimum. Jetzt ein ausgiebiges, nicht zu schweres
Frühstück mit vielen Kohlenhydraten und Obst,
aber wenig Fett.
8 bis 10 Uhr: Körper und Geist nähern sich ihrem
Leistungsmaximum. Gute Zeit für anstrengende Aufgaben,
insbesondere wenn sie konzentriertes Nachdenken erfordern.
Nach eineinhalb Stunden eine kleine Pause einlegen und dann
noch mal neunzig Minuten arbeiten. Um diese Zeit ist die
Körperabwehr geschwächt. Ein kleiner Test (an
einem freien Tag!) liefert den Beweis: Trinken Sie gegen
9 Uhr ein bis zwei Gläser Sekt. Sie wirken genauso
stark wie am Abend eine ganze Flasche.
10 bis 12 Uhr: Die Leistungsfähigkeit erreicht zwischen
10 und 11 das Maximum, hält sich eine Weile und beginnt
ab halb zwölf langsam abzuflauen. Knacken Sie Probleme,
melden Sie sich für diese Zeit zu Prüfungen an.
Der späte Vormittag eignet sich auch gut für Fitness
- falls Ihr Arbeitsalltag das zuläßt.
12 bis 15 Uhr: Die Leistungskurve fällt stark ab.
Jetzt Mittagessen und danach ausruhen. Falls Sie nur eine
kurze Pause haben und weiterarbeiten müssen: Legen
Sie sich in diese Zeit Routineaufgaben wie Post und Telefonate
und erledigen sie sie ohne Hast. Am Ende dieser Phase sinkt
die Schmerzempfindlichkeit. Die beste Zeit für Arztbesuche.
15 bis 17 Uhr: Die Leistungskurve steigt wieder an. Atem
und Puls erreichen Spitzenwerte. Das bedeutet: Sie geraten
bei intensiver Arbeit schneller in Stress als am Vormittag.
Gedächtnis und Geschicklichkeit sind optimal. Eine
gute Zeit zum Vokabelnpauken.
17 bis 19 Uhr: Eine neue Spitzenzeit für Ausdauertraining.
Die Leber arbeitet besonders schlecht. Deshalb keinen Alkohol
um diese Zeit. Gut in Form ist die Bauchspeicheldrüse.
Beste Zeit für das Abendessen.
19 bis 21 Uhr: Während die Denkleistung nachläßt,
erreichen die Sinnesorgane wie Augen, Ohren und Nase ihr
Leistungsmaximum. Wer jetzt Musik hört, ins Theater
geht oder einen spannenden Film sieht, genießt doppelt.
Auch beim Computerspiel oder im Auto sind Sie besonders
reaktionsschnell.
21 bis 23 Uhr. Der Adrenalinspiegel sinkt, dafür setzt
mit einbrechender Dunkelheit die körpereigene Produktion
des Müdigkeitshormons Melatonin ein. Wer jetzt noch
arbeitet, bremst die Umstellung auf das Einschlafen und
wird unter Umständen mit Schlaflosigkeit bestraft.
Dasselbe gilt für das Essen. Die Verdauung arbeitet
auf Sparflamme. Was jetzt noch gegessen wird, liegt viele
Stunden schwer im Magen.
23 bis 1 Uhr: Die Zeit des tiefsten Schlafs. Wer in diesen
Stunden schläft erholt sich doppelt. Wer wach bleibt:
Die Reaktionsfähigkeit sinkt stark ab. Schmerzempfindungen
erreichen Ihr Maximum.
1 bis 3 Uhr: Die Schlaftiefe läßt vorübergehend
nach. Wer in dieser Zeit wach wird, hat größere
Schwierigkeiten wieder einzuschlafen als zu einer früheren
oder späteren Stunde. Blutdruck, Stoffwechsel und die
Körpertemperaturen erreichen ihr Minimum.
3 bis 6 Uhr: Körper und Geist sind in dieser Zeit
am schwächsten. Die meisten Unfälle am Arbeitsplatz
durch menschliches Versagen ereignen sich in diesen Stunden
- aber auch die meisten Todesfälle und Geburten.
Zum Abschluß verraten wir Ihnen noch, wie Sie sich
am besten auf Zeitverschiebungen einstellen. Der Körper
benötigt drei bis fünf Tage, um seine Uhr umzustellen.
Das können Sie tun:
Wenn Sie Schichtarbeiter sind:
Versuchen Sie Einfluß zu nehmen, daß Sie mehr
als fünf Nächte hintereinander arbeiten. Oder
nur zwei Nächte. Im ersten Fall unterstützen Sie
die Zeitumstellung Ihrer inneren Uhr, im zweiten Fall kehren
Sie zum Normaltag zurück, bevor Ihre innere Uhr aus
ihrem üblichen Takt kommt.
Bei Interkontinentalflügen:
Tragen Sie schon Tage vorher eine zweite Uhr mit der neuen
Uhrzeit bei sich und schauen Sie oft drauf.
Fliegen Sie nach Westen, gehen Sie Tage vorher später
ins Bett als sonst. Fliegen Sie nach Osten, früher.
Beim Flug nach Westen sollten Sie versuchen wach zu bleiben,
bis am Zielort die Schlafenszeit erreicht ist. Beim Flug
nach Osten sollten Sie viel schlafen, um einen Tag zu überspringen.
Beim Rückflug das Ganze umgekehrt.
Nach dem Flug an der frischen Luft viel spazierengehen.
Das vorhandene bzw. fehlende Tageslicht erleichtert der
inneren Uhr die Umstellung.
Ob jemand unter dem Jet-lag sehr leidet oder die Zeitumstellung
leicht wegsteckt, scheint eine Sache genetischer Veranlagung
zu sein. Französische Forscher fanden im Tierversuch
heraus, daß die Gene der Mutter bereits in der unbefruchteten
Eizelle die biologische Uhr auf den Wechsel von Hell und
Dunkel einstellen.
Lesen Sie in der nächsten Ausgabe als abschließenden
Beitrag über die innere Uhr:
Jünger werden
Drehen Sie Ihre Lebensuhr zurück