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Sie finden kaum ein Buch über starke Persönlichkeiten, in dem nicht der Erfolgsfaktor Authentizität beschworen wird. Doch was heißt das eigentlich – authentisch sein?

Der Begriff kommt aus dem Altgriechischen und steht für Echtheit und Glaubwürdigkeit. Was macht einen Menschen glaubwürdig? Welches Verhalten ist echt und welches nicht? Häufige Antworten lauten: Die Übereinstimmung von Worten und Taten mit dem inneren Kern der Persönlichkeit, mit ihren Überzeugungen. Wahrhaftigkeit im Auftreten. Sich nicht verbiegen. Nicht anderen nach dem Munde reden.

Stellen Sie sich einen Kollegen vor, der zu Ihnen sagt: „Heute habe ich keine Lust, soll den Mist machen, wer will.“ Sie wissen genau: Wenn er es nicht macht, müssen Sie ran. Werden Sie da bewundernd ausrufen: „Super! Der Mann ist authentisch“?

Im Alltag gehen wir zahllose Kompromisse ein, tun viele Dinge unfreiwillig und schlucken so manche bissige Bemerkung um den lieben Friedens willen hinunter. Und manchmal bewundern wir Leute, die weniger Rücksichten nehmen. Vor allem in Momenten, wo wir gern den ganzen Kram hinwerfen möchten.

Doch es ist nichts Falsches daran, seine Worte abzuwägen. Seine Botschaft dem Adressaten anzupassen. Einer Freundin, die ohnehin mit ihrem Aussehen hadert, werden Sie nicht sagen: „In diesem Kleid siehst du unmöglich aus!“ Sie werden Ihre Botschaft lieber diplomatisch verpacken, etwa: „Rot steht dir besser.“ Genauso im Job. Wie oft müssen Sie unangenehme Aufgaben übernehmen? Als authentische Persönlichkeit werden Sie aber nicht so tun, als täten Sie nichts lieber als das. Sie sagen vielmehr: „Es ist nicht gerade meine Lieblingsaufgabe, aber ich weiß. es muss getan werden.“ Wenn im Büro gerade dicke Luft herrscht, sagen Sie erst mal gar nichts, und äußern Ihre Meinung erst, wenn sich die Atmosphäre entspannt hat. Authentisch sein hat nichts mit Rüpelhaftigkeit zu tun.

Fehlende Authentizität zeigt sich in zwei Formen:

  1. Wer mit einem ungehobelten „Ihr müsst mich nehmen, wie ich bin“ durch den Porzellanladen stapft, ist nicht authentisch. So verhalten sich Leute, die mit betont forschem Verhalten ihre innere Unsicherheit überspielen wollen.
  2. Ihr Gegenpart sind Menschen, die ihre Persönlichkeit hinter einer Fassade aalglatter Höflichkeit verbergen. Wer jede Kritik mit einem Dauerlächeln an sich abprallen lässt, wirkt unglaubwürdig. Zudem wirken solche Leute austauschbar, weil sie ihren Charakter verstecken. Die glatte Fassade verbirgt die Individualität.

Authentische Charaktere teilen Ihre Persönlichkeit mit. Das bedeutet wiederum zweierlei:

  1. Sie zeigen Profil. Sie stehen zu Ihren Vorlieben und Abneigungen. Ob sie sich über Filme, Speisen oder Hobbys unterhalten – Sie sagen klar: „Dieses mag ich und jenes nicht.“
  2. Sie passen Ihre Botschaft dem Empfänger an. Authentisches Verhalten ist durchaus mit Höflichkeit und Diplomatie vereinbar.

Klar in der Aussage, aber konziliant in der Form – gerade mit diesem Prinzip haben viele Menschen Probleme. Wie leicht lässt man sich verleiten, sich zu verbiegen, um von anderen Anerkennung zu erhalten! Wer authentisch sein will, sollte

  • wissen, wer er selbst ist
  • seine Stärken und Schwächen kennen
  • anerkennen, dass er nicht perfekt ist und Fehler macht
  • in seinen Ecken und Kanten Ausdruck seiner Individualität sehen.

Prüfen Sie sich: Wenn jemand über Sie sagen würde „Er/sie ist ein Original“ – wie würden Sie diese Aussage bewerten?

  • Als Kompliment?
  • Als Übertreibung?
  • Als Irrtum?
  • Als Spott?
  • Sie hoffen inständig, dass niemand Sie je so bezeichnet?

Je weiter unten Ihre Antwort steht, desto mehr ist Ihre Authentizität in Gefahr. Vielleicht hat sogar schon mal jemand gesagt „Man erkennt dich gar nicht wieder.“ In diesem Fall lohnt es, über das eigene Auftreten nachzudenken. Zu mehr Authentizität verhilft:

  • Fünf Stärken und Schwächen aufschreiben.
  • Positive Seiten an den eigenen Schwächen entdecken: „Ich bin chaotisch“ kann auch heißen: „Ich bin spontan, tolerant, großzügig. locker, unkompliziert.“
  • Aufhören, es allen recht machen zu wollen.
  • Die eigene Meinung in Ich-Form äußern: „Ich glaube, dass …“ (Statt „Jeder sollte …“)

Die Zahl der Arbeitgeber, die ängstliche Befehlsausführer suchen, sinkt. Der Anteil der Selbständigen wächst, aber auch der Arbeitsplätze, bei denen eigenständiges Entscheiden gefragt ist.

Unser Lesetipp:
Sven Brodmerkel: Faktor A: Authentisch Karriere machen. Verlag Ellert & Richter, € 14,95

Veröffentlicht im April 2007 © by www.berlinx.de

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