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Tränen willentlich erzeugen

Jede sechste Frau kann auf Knopf­druck weinen, aber nur jeder zwanzigste Mann. Tränen können Gefühle freisetzen , die Seele erleichtern, manchmal auch soziale Erwartungen erfüllen.

Bis zur Pubertät weinen Jungen und Mädchen gleichviel. Danach erzeugen Hormone und Erziehung einen Geschlechtsunterschied. Frauen weinen im Schnitt fünfmal im Monat, Männer nur wenige Mal im Jahr – wenn überhaupt. Lange Zeit galten Frauen als Heulsusen, Männer als kühle Helden. Das hat sich gründlich geändert. Männer, die weinen, gelten als einfühlsam.

Wir halten Tränen für ein Zeichen von Sensibilität. Doch das stimmt nicht. Wer nie weint, kann einfühlsamer und gefühlvoller sein als ein ständig schluchzendes Tränenbündel. Wie leicht einem die Tränen kommen, ist individuell verschieden. Das bedeutet, eine Situation kann zwei Menschen gleich stark anrühren. Der eine hat früh gelernt, mit Tränen zu reagieren, der andere, stumm zu leiden.

Wer nicht weint, dem fehlt eine Möglichkeit, seine Emotionen körperlich auszuleben. Tränen sind eine Form der Körpersprache. Wer weint, bittet um Schonung und Hilfe. Frauen nutzen Tränen seit Jahrhunderten gezielt als Machtmittel. Wo Männer ihre Fäuste schwangen, setzten sie ihre Wünsche indirekt durch. Wer möchte schon als Raubein dastehen, der eine weinende Frau im Regeln stehen lässt!

Nicht weinen können, kann peinlich werden. Etwa, wenn ein naher Angehöriger beerdigt wird. Wie weint man auf Kommando? In der Serie „Die Zwei“ fragte Tony Curtis, warum der einen Trauergast so schrecklich weine. Weil der eine Zwiebel in der Jacketttasche trägt, antwortete Roger Moore. In der Praxis dürfte das schwierig werden: Sie müssten die Zwiebel frisch schälen. Egonet hat für Sie die drei Tricks gefunden, die tatsächlich funktionieren:

1. Wenn Sie überhaupt fähig sind zu weinen: Erinnern Sie sich, wann und warum Sie früher mal laut losgeheult haben. War das ein rührseliger Film? Der Tod Ihres Haustieres? Ein schreckliches Erlebnis? Denken Sie an eine Situation, in der Sie geweint haben und steigern Sie sich hinein.

2. Wenn Sie im Voraus wissen, dass eine Heul-Situation auf Sie zukommt: Der Klassiker ist die Trauerfeier. Man erwartet Tränen der Trauer von Ihnen, aber beim besten Willen – Ihre Augen bleiben trocken. Besorgen Sie sich künstliche Tränen. Apotheken bieten sie in reichlicher Auswahl an. Schluchzgeräusche und künstliche Tränen werden die übrigen Gäste von ihrer Trauer überzeugen. Vorher zu Hause üben!

3. Wenn Sie unerwartet spontan weinen sollen: Reißen Sie Ihre Augen weit auf, ohne zu blinzeln. Dann fangen Ihre Augen bald an zu tränen. Ein Schluchzen dazu ist besonders wirkungsvoll, wenn Sie den Leuten den Rücken zuwenden. Beim Schluchzen laufen bebende Wellen über Ihre Rückseite – eine Folge des Zusammenziehens und Entspannens Ihres Zwerchfells. Sollten Ihre Tränenmenge für einen echten Eindruck nicht ausreichen, schlagen Sie kummervoll die Hände vors Gesicht. Wenn Sie dabei Ihre Lider kräftig reiben, erhöhen gerötete Augen den Effekt.

Was tun, wenn Ihnen angesichts der betretenen Feierlichkeit zum Lachen zumute ist?

  • Ehe Sie losprusten, kneifen Sie sich, beißen Sie sich in die Wange – plötzlicher, kräftiger Schmerz vertreibt den Lachreiz.
  • Wenden Sie Ihren Blick von allen Gesichtern ab. Lachen ist ein sozialer Reflex. Wenn man allein ist, lacht man kaum. Daher niemandem in die Augen schauen. Blickkontakt würde den Lachreiz steigern.
  • Denken Sie an etwas anderes. Rechnen Sie 729 mal 38 im Kopf, buchstabieren „Heizungskellerlüftungsrohr“ rückwärts, zählen Sie die Namen der Spieler eines gegnerischen Fußballvereins in Gedanken auf.
  • Im äußersten Notfall rausrennen. Bei tiefem Kummer kann einem schon mal übel werden.

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veröffentlicht im Januar 2013 © by www.berlinx.de

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