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Haben Sie sich schon mal gefragt, ob Ihnen jemand die Wahrheit sagt oder lügt? Wenn man in  diesem Moment die perfekte Verhör­technik drauf hätte! Wie können Sie Ihr Gegenüber zwingen, mit der ganzen Wahrheit herauszurücken? Egonet verrät Ihnen die 10 erfolg­reichsten Entlarvungs­methoden.

Jeder kennt Verhöre aus dem Fernsehen. Der Kommissar richtet ein, zwei scharfe Fragen an den Delinquenten und schon legt der seine Beichte ab. Würde das in der Wirklichkeit auch funktionieren? Von wegen! Wer beschuldigt und bedrängt wird, zieht sich in sein Schnecken­haus zurück. Erfolgreiche Vernehmer bauen erst einmal eine Beziehung zu den Verdächtigen auf. Sie zeigen sich von ihrer menschlichen Seite. Sie sprechen mit ihnen über harmlose Themen. Sie bringen sie zum Plaudern. Aus kleinen Details, die ihnen entschlüpfen, formt sich nach und nach die Wahrheit.

Starten Sie mit unverfänglichen Fragen. Weder vermiedener Blick noch nervöse Fingerspiele sind sichere Anzeichen, dass jemand lügt. Am ehesten verraten sich Lügner dadurch, dass sie sich anders benehmen als vorher. Sie müssen also seine „normale“ Körpersprache kennen, um lügnerische Veränderungen zu erkennen. Zu diesem Zweck fragen Sie erst einmal nach der Uhrzeit, ob er gestern das Fußballspiel gesehen hat oder ob er Kaffee oder Tee zum Frühstück trank. Beobachten Sie ihn genau. Nun gehen Sie zu heiklen Fragen über. Wenn er nun sein körperliches Verhalten ändert, ist die Wahrschein­lichkeit hoch, dass er lügt. Antwortet er wie vorher, hat er ein gutes Gewissen.

Behandeln Sie Ihren Verdächtigen wie einen Zeugen, nicht wie einen Täter. Fragen Sie nach Informationen. Zeigen Sie Interesse: „Du warst dabei. Was hast du erlebt?“ Vermeiden Sie jede Beschuldigung. Wer beschuldigt wird, reagiert mit Vorsicht. Er wird sich genau überlegen, was er erzählt. Er will gut dastehen und alle Informationen verschweigen, die ihn belasten könnten.

Erzähl mir mehr. Zeigen Sie auf keinen Fall, dass Sie Ihr Gegenüber ertappt haben. Lassen Sie ihn sich selbst um Kopf und Kragen regen. Fragen Sie lieber: „Das ist interessant. Was hat er genau gesagt?“ Wer viel erzählen darf, verliert nach und nach seine Vorsicht. Niemand kann bei längeren Schilderungen ununterbrochen auf der Hut sein. Schweift er zu einem Nebenthema ab, lenken Sie ihn mit einer Frage zurück: „Ich habe noch nicht ganz verstanden, was er nun genau gesagt hatte.“ Stellen Sie Fragen, auf die er nicht mit einem Wort antworten kann, sondern ausführlich erzählen muss: „Wie ist die Begegnung abgelaufen?“ Lügner sind dann gezwungen, die gesamte Begegnung zu erfinden.

Wiederholen und Variieren. Lügner müssen sich zwei Geschichten merken – die Wahrheit und ihre Lüge. Zwischen beiden bestehen Widersprüche. Lassen Sie sich daher ihre Geschichte mehrfach erzählen, indem Sie in immer neuer Weise danach fragen: „Bei dem Typ, den du getroffen hast – wo kam der her und wieso hast du den getroffen?“ „Dieser … wie hieß er … warum hast du ihn angesprochen?“ „Eins verstehe ich nicht. Wieso hast du dich von dem überhaupt in ein Gespräch verwickeln lassen?“

Lassen Sie sich Details schildern. Lügen sind ausgedacht, nicht erlebt. Ausgedachte Geschichten bestehen vor allem aus einem Handlungsfaden, aber kaum aus Einzelheiten. Wenn Sie wissen wollen, ob eine Story stimmt, fragen Sie: „Das Kino, wo du warst, wie hieß das? Wie viel Sitze hat es? Gibt es einen Vorhang vor der Leinwand? Geht man eine Treppe hoch? Wo befindet sich die Kasse?“ Alle diese Einzelheiten können Sie leicht nachprüfen. Nur wer wirklich dort war, wird diese Dinge wissen.

Behalten Sie Ihr Wissen für sich. Weshalb bezweifeln Sie die Geschichte Ihres Partners? Reiben Sie ihm dieses Wissen keinesfalls triumphierend unter die Nase. Er würde seine Geschichte sofort an Ihren Wissensstand anpassen. Lassen Sie ihn in Ruhe Dinge behaupten, die eindeutig falsch sind. Beobachten Sie in Ruhe, wie er seine Lügen auf die Spitze treibt.

Fragen Sie nicht nach einer Bestätigung, sondern ihrem Gegenteil. Die meisten lügen nicht aus  bösem Willen, sondern aus Bequemlichkeit, zum Beispiel um einen Streit zu vermeiden.  Wenn Sie fragen: „Hast du deine Mutter angerufen?“ werden die meisten mit „Ja“ antworten, auch wenn sie es vergessen haben. Fragen Sie lieber: „Wann wirst du deine Mutter anrufen?“ Hat er es schon getan, wird er es sagen. Hat er es vergessen, wird er sagen: „Heute Abend. Versprochen!“

Stellen Sie erfundene Testfragen. Wollen Sie wissen, ob Ihnen ein Verkäufer das Blaue vom Himmel verspricht, nur um seine Ladenhüter loszuwerden? Sagen Sie: „Ich habe gehört, das Gerät war Testsieger bei Stiftung Warentest.“ Nur ein ehrlicher Verkäufer wird zugeben, dass er davon nichts gehört hat. Lügner werden jede Behauptung von Ihnen begierig aufgreifen, die ihre eigene erfundene Geschichten stützt.

Erzeugen Sie milden Stress. Lügen strengt an. Befragen Sie Ihren Verdächtigen am besten, wenn er ohnehin schon unter Stress steht. Zum Beispiel, wenn er in der Rush Hour sein Auto durch die City lenkt. Eine andere Möglichkeit ist freundliches Schweigen. Fordern Sie zum ausführliches Erzählen auf und sagen Sie nichts. Kein Nachhaken, keine Zweifel. Längeres Lügen ohne Rückmeldung, wie glaubwürdig man rüberkommt, fällt schwer.

Peinlichkeit abbauen. Warum lügt jemand, statt mit der Wahrheit rauszurücken? Weil es peinlich ist zuzugeben, dass man Mist gebaut hat. Statt strenger Richter zu spielen, signalisieren Sie menschliches Verständnis: „Wenn alle auf einem rumhacken, unterlaufen mir auch Fehler.“ Oder: „Ob ich in deiner Lage standhaft geblieben wäre? Wohl nicht.“ Viele gestehen dann ihr Versagen ein, statt weiter ein anstrengendes Lügen­gebäude aufrecht­zuerhalten.

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Veröffentlicht im September 2012 © by www.berlinx.de

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