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Tipps für den Umgang mit harscher Kritik

Sie haben sich ange­strengt, hoffen auf Lob, statt dessen werden Sie abge­kanzelt. Ein harter Schlag für das empfind­liche Ego. Den Kopf einziehen? Protestieren? Kündigen? Egonet bietet Ihnen das ideale Notfal­lprogramm für solche Fälle.

„Jeder Schulanfänger hätte das besser gemacht.“
„Sie haben sich angestrengt? Um so magerer Ihr Ergebnis.“
„Wenn ich das geahnt hätte, hätte ich einen anderen Bewerber bevorzugt.“

Kritik ist selten fair. Zwar gibt es massenhaft Bücher und Seminare, wie man richtig kritisiert. Aber in der Praxis ist wenig angekommen. Meistens trifft uns Kritik aus heiterem Himmel und ist verletzend.

Doch nicht nur der Kritiker verhält sich falsch. Auch der Kritisierte weiß selten, wie man die Attacke erfolgreich abwehrt. Üblich sind folgende Reaktionen:

  • Widerspruch: „Das stimmt so nicht. In Wirklichkeit habe ich …“ Führt zu sinnlosen Streitgesprächen und noch mehr Kritik.
  • Die Verantwortung abwälzen: „Ich kann doch nichts dafür, wenn statt der verspro­chenen Unterstützung …“ Auch wenn der Einwand stimmt, hinterlässt er einen negativen Eindruck.
  • Den Kopf einziehen und das Donnerwetter über sich ergehen lassen: Das drückt Sie an das Ende der Hack­ordnung. Sie werden derjenige, auf dem Chef und Kollegen ständig ihren Frust abladen.

Da verletzende Kritik meist überraschend kommt, sind wir im ersten Moment gar nicht in der Lage, besonnen zu reagieren. Der Kopf braucht seine Zeit, um die Kritik zu durchdenken, das Für und Wider abzuwägen. Nehmen Sie sich daher zuerst Bedenk­zeit: „Danke, dass Sie mir das so offen gesagt haben. Ich  muss darüber nachdenken. Kann ich Ihnen morgen dazu meine Fragen stellen?“

Wenn der Kritiker auf sofortiger Antwort besteht, bleiben Sie dabei: „Tut mir leid, ich kann dazu im Moment nichts sagen. Ich muss erst einiges nachprüfen.“ Sagen Sie, dass Sie das Donner­wetter zur Kenntnis nehmen, aber vorerst keine Stellung beziehen werden.

Danach müssen Sie zuerst Ihr seelisches Gleich­gewicht wiederfinden. Das schaffen Sie mit folgenden Schritten:

Jeder ist sein eigenes Universum. Der Kritiker und Sie sind zwei verschiedene Personen. Sagen Sie sich zuerst: Jeder darf seine eigene Ansicht haben, der Kritiker ebenso wie ich. Was für ihn wahr ist, kann für mich falsch sein und umgekehrt.

Bei allen beliebt sein geht nicht. Obwohl Sie nichts Böses getan haben, empfinden trotzdem einige Menschen keine Sympathie für Sie. Wenn Sie es den einen recht machen, werden andere gerade deswegen erbost sein.

Trennen Sie zwischen Verhalten und Person. Der Kritiker ärgert sich über ein bestimmtes Verhalten von Ihnen. Doch er greift Ihre Person an: „Sie sind so was unfähig“ statt „Diese Aufgabe haben Sie nicht so erledigt, wie ich es erwartet habe“. Überlegen Sie: Was hat er in der Sache kritisiert? Wenn Sie in das nächste Gespräch mit ihm gehen, verzichten Sie auf Rechtfertigungen. Fragen Sie lieber: Was hätte ich anders machen sollen? Was soll ich jetzt Ihrer Meinung nach tun? Was erwarten Sie von mir?

Fragen Sie Freunde, Kollegen und Familie nach ihrer Meinung. Nicht nur beim Arzt dürfen Sie eine Zweit­meinung einholen. Schildern Sie dabei nicht nur Ihre Sicht der Dinge, sondern auch die Ihres Kritikers. Wenn Sie eine ehrliche Zweit­meinung wollen, verzichten Sie darauf, sich vor Ihren Freunden zu rechtfertigen. Legen Sie Wert auf eine objektive Sicht, die Ihnen weiterhilft.

Denken Sie über den Kritiker nach. Eine Kritik an Ihnen sagt oft mehr über den Kritiker aus als über Sie. Wo hat er selbst versagt und seinen Frust nur auf Sie abgeladen? Reagiert er generell cholerisch oder hat er Sie „auf dem Kieker“? Stören ihn vielleicht bestimmte Betriebs­abläufe, für die weder er noch Sie etwas können? In diesem Fall fragen Sie beim nächsten Gespräch nach: Worüber genau haben Sie sich geärgert? Was kann ich tun, um diesen Punkt in Zukunft zu umgehen?

Lassen Sie sich nicht abkanzeln. Beim nächsten Gespräch betonen Sie, dass Sie Kritik begrüßen, um aus Ihren Fehlern zu lernen. Aber Sie sind nicht bereit, sich kränken zu lassen. Sagen Sie: „Sie nannten mich ‚Rindvieh’. Das hat mich gekränkt.“ Wenn er sich nicht entschuldigt, haben Sie das Recht, kühl und distanziert zu reagieren und auf sachlicher Kritik zu bestehen.

Lernen Sie aus dem Vorfall. Selbst wenn die Kritik unberechtigt war, haben Sie sich auf menschlicher Ebene nicht optimal verhalten. Auch dann, wenn Sie den Kritiker nicht mögen und keinen Wert auf seine nähere Bekanntschaft legen. Überlegen Sie, wie Sie beim nächsten Mal von vornherein einen Zusammen­stoß vermeiden können.

Lesen Sie bei uns auch:
Kritik Über den Umgang mit Vorwürfen, Tadel und unfairen Angriffen
Kränkungen Strategien für ein dickes Fell

Buchtipp:
Barbara Berckhan: So bin ich unverwundbar. Sechs Strategien, souverän mit Ärger und Kritik umzugehen. Heyne, € 7,95

veröffentlicht im Februar 2012 © by www.berlinx.de

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