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Anbaggern in Partnerbörsen und sozialen Netzwerken

Unsere Eltern lernten sich auf Discos und im Job kennen. Sie begegneten sich leib­haftig und wechselten ein paar belang­lose Sätze. Sie fanden sich sympathisch, gingen Kaffee trinken, führten lange Gespräche und entschieden dann, es mal miteinander zu versuchen.

Der klassische Flirt von Angesicht zu Angesicht hat Konkurrenz bekommen. Warum warten, bis zufällig ein geeigneter Kandidat vorbeikommt? Online­plattformen liefern Tausende per Mausklick, die auf Suche sind. Der Vorteil liegt vor allem für Schüchterne auf der Hand: Die Kontakt­aufnahme ist leicht und anonym. Die Internetforen, die eine Kontakt­aufnahme aus der Ferne gestatten, sind vielfältig. Drei Formen sind zu unterscheiden:

  • Klassische Partnerbörsen
  • Soziale Netzwerke
  • Communities

 

Manche Plattformen haben Millionen Mitglieder. Der Vorteil: Ihre Auswahl ist riesig. Dies ist zugleich der Nachteil. Nicht nur Sie, sondern auch Dutzende Andere mailen Ihren Wunschkandidaten an. Wie setzen Sie sich gegen die Konkurrenz durch?

1. Schwimmen Sie mit dem Schwarm. Online Flirten ist eine Massenveranstaltung. Fixieren Sie sich nicht von vornherein auf nur eine Person. Und wenn Sie Ihnen noch so ideal erscheint – sie interessiert sich auch nicht nur für Sie allein. Betrachten Sie Foto und Profil nicht als Realität, sondern als Werbung. Jeder stellt sich in günstigem Licht dar – beim Bild gilt das wörtlich. Nur selten hält das Produkt, was seine Werbung verspricht. Männer treffen ihre Wahl in erster Linie nach dem Foto der Frau.. Frauen interessiert stärker, was die Männer in ihren Profilen preisgeben. Zwei Fehler grenzen die Auswahl unnötig ein und sortieren geeignete Kandidaten frühzeitig aus:
a) Zu hohe Ansprüche: Man kontaktet nur den attraktivsten Kandidaten. Doch den finden auch Tausende andere ideal – ohne zu wissen, ob die Realität dem Idealbild standhalten wird.
b) Supermarktmentalität: Ich warte ab, ob noch was Besseres kommt. Da diese Möglichkeit bis ans Lebensende besteht, wartet man unter Umständen solange, bis jeder Zug abgefahren ist.

2. Auffällig anders sein. Jeder weiß, dass er nicht allein auf der Pirsch ist. Jeder versucht, deshalb, originell zu sein. Gewollte Kreativität wirkt künstlich und ist längst von der Ausnahme zur Regel geworden. Vorsicht daher mit scheinbar originellen Sprüchen! Statt Begeisterung könnten Sie ein gelangweiltes „Schon wieder“ ernten. Langweilig sind auch dicke Standard­komplimente à la „Wow, siehst du toll aus“. Auch das Suchen nach Gemeinsamkeiten in der ersten Mail ist nicht mehr originell: „Du bist aus München? Da bin ich erst vor zwei Monaten durchgefahren“.
Überlegen sie vielmehr: Was ging Ihnen Positives durch den Kopf, als Sie Foto und Profil erblickten? Schreiben Sie das auf! Spontan, ohne sich selbst zu zensieren! Zwei, drei Sätze genügen für die erste Mail. Wenn Sie ein Kompliment machen wollen: Wählen Sie eine konkrete Einzelheit, die nicht nach Standard klingt und sich als Gesprächsfortsetzung eignet: „Im Hintergrund deines Fotos sehe ich einen Druck von Chagall. Ist das nicht ‚Der Geiger’ von 1913?“ Wenn Sie den Namen des Bildes nicht wissen, erfinden Sie einen. Ihr Adressat wird begeistert sein, Sie berichtigen zu dürfen.

3. Die Qual der Wahl. Als Frau haben Sie den Vorteil, einfach abwarten zu können. Alle Mails, die Sie sofort unsympathisch finden, löschen Sie. Unter den akzeptablen geben Sie so vielen wie möglich eine Chance. Auch für die erste Antwort genügen zwei, drei Sätze. Kurzer Dank für die Mail und eine Rückfrage. Längere Antworten machen nicht nur viel Arbeit. Sie signalisieren auch mehr Interesse, als am Anfang realistischerweise bestehen sollte. Das schreckt ab. Flirten heißt spielen, nicht klammern. Auf lange Mails fühlt man sich gezwungen, auch ausführlich zu antworten. Wer dazu bereit ist, verschiebt die Antwort gern auf einen späteren Zeitpunkt – der nie kommt.

4. Ins „Gespräch“ kommen. Sie sind neugierig auf die neue Bekanntschaft? Fragen Sie keine Fakten ab. Das wirkt wie ein Verhör. Und Sie haben keine Garantie, dass Sie wahre Antworten bekommen. Versuchen Sie lieber herauszufinden, wie der andere tickt. Denkt und fühlt er wie Sie? Können Sie seine Reaktionen nachempfinden? Versteht er sofort, was Sie meinen? Oder müssen Sie ausführlich erklären, was Sie gemeint haben? Schreiben Sie so, wie Sie reden. Vermeiden Sie Amts­deutsch mit Schachtel­sätzen, aber auch Telegramm­stil mit vielen Smileys. (Im Zweifelsfall nehmen Sie Ihre Antwort erst einmal mündlich auf, ehe Sie sie aufschreiben. Sprechen Sie dabei das Foto wie eine reale Person an.) Egal, ob Mails oder Chatten – geben Sie sich locker, humorvoll, tolerant und lassen Sie sich nicht provozieren.
Wenn jemand Sie provoziert, kann das zwei Gründe haben.
1. Man will Sie testen.
2. Ihre neue Bekanntschaft hat schlechte Erfahrungen mit Frauen/Männern gemacht und lädt Ihren Frust bei Ihnen ab.
In beiden Fällen ignorieren Sie den Angriff. Schreiben Sie: „So?“ und wechseln das Thema.

5. Small Talk. Kommt der Flirt in Gang, folgen Sie der Regel: Keine Tiefe ohne vorher durch die Oberfläche zu tauchen. Tauschen Sie sich über Hobbys, Urlaub, Job, Ausbildung, Wohnumgebung, Freunde und (falls vorhanden) Haustiere aus. Entscheidend sind dabei nicht die mitgeteilten Fakten, sondern: Was erfahre ich über seine/ihre Vorlieben und Abneigungen? Wie denkt und fühlt er/sie? Vermeiden Sie alles, was Streit auslösen oder peinlich sein könnte: Politik, Religion, Krankheiten, intime Bekenntnisse. Solche Themen heben Sie sich für die mögliche Begegnung von Angesicht zu Angesicht auf.

Sollten Sie ein gemeinsame Wellenlänge gefunden haben, schieben Sie das erste persönliche Treffen nicht allzu lange hinaus. Erst dort erfahren Sie, ob hinter Foto, Profil und Mails mehr als eine Mogelpackung steckt. Außerdem gibt es zahlreiche Flirter, die in festen Händen sind und im Netz nur ihre Chancen testen wollen. Wenn Sie merken, dass ein Kandidat einer ersten Begegnung unter allerlei Vorwänden ausweicht – es warten noch Tausende andere im Netz.

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veröffentlicht im März 2012 © by www.berlinx.de

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