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So finden Sie Zugang zu etablierten Netzwerken

Ob im Job oder privat – wer Erfolg haben will, braucht ein Netzwerk an Beziehungen. Doch oft treffen Sie auf etablierte Cliquen, die ungern Neulinge in ihren inneren Kreis einlassen. Wir verraten Ihnen, wie Sie die Hürde überwinden.

Ein Neuling besucht einen Witzeklub. Die Mitglieder rufen sich Zahlen zu: „Witz Nr. 58!“ Alle schmunzeln. „67!“ Erneutes Schmunzeln. Jetzt reicht es dem Neuling. Er ruft: „821 1/2!“ Schallendes Gelächter. „Den kannten wir noch nicht.“

Dieser alte Witz verrät etwas Typisches über gute Beziehungen. Etablierte Cliquen wirken nicht nur deshalb so unzugänglich, weil ihre Mitglieder einander lange kennen. Sie haben auch eigene Riten, Erfahrungen und – wie in dem Witzeklub – eine eigene Sprache, die auf Außenstehende wie ein Buch mit sieben Siegeln wirkt. Oft genügt da ein Heben einer Augenbraue, und wer dazu gehört, weiß Bescheid.

Gruppenbildung ist ein uraltes Erbe der Menschheit. Unsere Vorfahren waren schon vor Millionen Jahren in Gruppen von 10 bis 15 Mitglieder unterwegs. Sie konnten so größere Tiere jagen, an denen ein Einzelner gescheitert wäre. Außenstehende galten als Konkurrenten, denen man die Jagdbeute vor der Nase wegschnappen musste. Nur die Art der Jagdbeute hat sich geändert: gute Jobs, zahlungsfreudige Kunden oder Insiderwissen.

Wenn Sie teilhaben wollen, kommen Sie an etablierten Gruppen nicht vorbei. Sie haben oft die verfügbare Beute längst unter sich aufgeteilt, und nutzen ihre geballte Kraft, um Außenstehende zu vertreiben. Gegen die Gruppe anzukämpfen – etwa, indem Sie sich auf gleiches Recht für alle berufen – hat nicht viel Sinn. Versuchen Sie Zugang zu der Seilschaft zu bekommen, und alle Hindernisse verschwinden wie von selbst. Dies sind die drei besten Türöffner:

Der Freizeit-Schlüssel. Der Kitt, der Gruppen langfristig zusammen hält, sind gemeinsame Aktivitäten. Und zwar solche, von denen andere ausgeschlossen sind. Eine Clique, die sich in Ihrer Firma etabliert, trifft einander daher nicht nur während der Arbeit. Denn da sind ständig andere, die nicht zur Clique gehören. Also sehen sich die Mitglieder des Zirkels auch außerhalb: bei After-Work-Parties, beim Golf, im Fitnessclub oder in der Sauna. Tauchen Sie am Rande solcher Veranstaltungen auf, nicht gleich dort, wo die Gruppe Ihre intimsten Geheimnisse bespricht. Nicht gleich beim Training, sondern erst einmal an der Bar. Zeigen Sie sich überrascht über die „zufällige“ Begegnung. Fragen Sie, wie lange die Gruppe schon hierher geht, wie oft, was sie empfehlen kann usw. Dann fragen Sie, ob Sie sich zu einem bestimmten Termin probeweise mal anschließen dürfen, um von der Kenntnis der Eingeweihten zu profitieren. Wenn Sie das Einverständnis haben, ziehen Sie sich zurück. So zeigen Sie: Sie sind kein aggressiver Eindringling und akzeptieren den Status der Gruppe.

Der Nachwuchs-Schlüssel. Gruppen bilden sich nicht wahllos. Meist ist Ihr Kern aus einem bestimmten Grund zusammen gekommen. Das können Familienmitglieder sein, die in derselben Firma tätig sind. Oder ein Team, das einst gemeinsam einen Teil der Firma aufgebaut hat. Je länger dieser Anlass zurückliegt, desto stärker wird die Traditionspflege Kern der Gruppenidentät. Die Älteren erzählen dann Heldengeschichten aus den Anfangsjahren, die alle mit dem Stoßseufzer beginnen: „Ja damals, als noch …“ Eine gute Gelegenheit, Zugang zu finden. Statt sich entnervt abzuwenden, zeigen Sie Interesse. Hören Sie zu. Stellen Sie Fragen, die Ihre Bereitschaft zeigen, von den Erfahrungen zu lernen. Jede derartige Gruppe möchte gern Ihre Erfahrungen und Ihre Art zu handeln weitergeben. Wenn Sie aufgeschlossen wirken, kann es leicht sein, dass man Sie als Nachwuchs adoptiert.

Der Favoriten-Schlüssel. In jeder Gruppe gibt es Führer und Gefolgschaft. In einer Firma ist klar, wer der Chef ist. Bei privaten Zirkeln muss man oft genauer hinschauen, wer den Ton angibt. Nach wessen Rat sich die Mitglieder richten. Wer zum inneren Zirkels eines solchen Führungscharakters gehört, hat das Wohlwollen wegen eines bestimmten Verhaltensstils errungen. Schauen Sie genau hin. Wie treten die Mitglieder auf? Wie bringen sie ihre Ideen an den Mann oder die Frau? Unterschiedliche Gruppen pflegen unterschiedliche Stile – und grenzen sich oft absichtlich damit voneinander ab. Zeigen Sie durch Ihr Auftreten, welcher Gruppe Sie sich zugehörig fühlen! Nicht durch Anbiedern, sondern indem Ihre Äußerungen und Ihr Lebensstil zeigen, dass Sie die gleichen Werte vertreten. Dann wird sich niemand wundern, wenn Sie bei Gelegenheit sagen: „Was Ihr da in Eurer Gruppe macht, interessiert mich.“

veröffentlicht im Januar 2006 © by www.berlinx.de

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