Nutzen Sie das Keimprinzip der Natur
Haben Sie schon einmal versucht, in das heimische Chaos eine Struktur zu bringen und irgendwann aufgegeben? Wir verraten Ihnen, wie das Aufräumen und Sortieren ohne Aufwand gelingt.
Schon wieder hat Steffi einen wichtigen Beleg für ihre Steuererklärung nicht gefunden. Sie hat all ihre überquellenden Schubladen durchwühlt – vergeblich. Was hatte sie sich nur gedacht, damals beim Abheften? Wahrscheinlich nur: Weg damit ins erstbeste Fach. Inzwischen sind weitere Papierberge darüber gewachsen. Was nun?
Dieses Frühjahr wird gründlich aufgeräumt! Eines Samstags kippt Steffi den Inhalt aller Fächer auf den Boden und macht sich eifrig ans Sortieren. Lohnstreifen in das erste Fach. Mutters Brief in das zweite Fach. Die Rechnung für die Brille – privat. Oder beruflich, weil sie als Sonderausgabe von der Steuer abgesetzt werden kann?
Nach dreißig solchen Entscheidungen verliert Steffi Kraft und Lust. Am Nachmittag stopft sie den Rest unsortiert in die Fächer zurück. Bisher war sie irgendwie zurecht gekommen. Also wird es auch weiter so gehen. Schlimmstenfalls muss sie eben suchen.
Steffis Methode, Ordnung zu schaffen, ähnelt dem Versuch, einen Baum in den Garten zu pflanzen, indem sie ihn aus Holzteilen und Blättern zusammenhämmert. Die Natur macht es klüger. Sie setzt einen Samen in den Boden, aus dem ein Keimling nach und nach zu einem meterhohen Baum heranwächst. Wenn Sie dem Beispiel der Biologie folgen, wird Aufräumen ganz leicht.
Einen Samen setzen. Räumen Sie zunächst nur ein Schubfach frei oder schaffen Sie einen neuen Ordner an. Richten Sie drei Rubriken ein:
- Beruflich
- Privat
- Sonstiges
Darin ordnen Sie alles ein, was ab heute neu hinzukommt. Das alte Chaos, das sich über Jahre bei Ihnen angesammelt hat, lassen Sie erst einmal in Ruhe. In „Sonstiges“ ordnen Sie alles ein, was in die anderen beiden Rubriken nicht hineinpasst. Oder in beide zugleich.
Keimen und Wachsen. Immer, wenn Sie mal eine Viertelstunde Zeit haben, nehmen Sie sich einen kleinen Teil Ihres alten Chaos vor und sortieren es in das neue Dreiersystem ein. Den Brief von Mutter unter „privat“, den Lohnstreifen unter „beruflich“, die Brillenrechnung unter „Sonstiges“. Sobald Sie die Lust verlässt, hören Sie auf. Machen Sie an einem anderen Tag weiter. Hauptsache ist, dass Sie alles Neue weiterhin nur noch in Ihr neues Dreiersystem einordnen.
Verzweigen. Mit der Zeit wird Ihr Dreiersystem zu klein. Dann fangen Sie an, Unterrubriken zu bilden. „Beruflich“ zum Beispiel in „Steuerlich wichtig“ und „Sonstiges“. Oder Sie ordnen nach Jahreszahlen: „2012“, „2013“, „2014“ und „Sonstige“. Das Private ließen sich unterteilen in „Ich“, „Familie“, „Freunde“, „Sonstige“. Die Kategorie „Sonstiges“ sollten Sie immer und auf jeder Ebene hinzufügen. Mit ihr müssen Sie sich nie wieder Gedanken über zweifelhafte Fälle machen, die sich nicht eindeutig zuordnen lassen. Wird „Sonstiges“ zu umfangreich, bilden Sie dort ebenfalls Unterrubriken, am einfachsten nach Jahreszahlen.
Aussortieren. Ein Ordnungssystem ist nur dann effektiv, wenn es Ihnen hilft, sich von Überflüssigem zu trennen. Ein Baum wirft im Herbst auch seine alten Blätter ab und lässt im Frühjahr neue knospen. Nur – was ist überflüssig? Sobald Sie anfangen, alte Papiere in Ihr neues System zu überführen, richten Sie zusätzlich eine Rubrik „Veraltetes“ ein. Dahin gehören zum Beispiel Papiere, die Sie laut Gesetz nicht länger aufbewahren müssen, weil sie verjährt sind. Das betrifft zum Beispiel Kontoauszüge und Steuerunterlagen, die älter als zehn Jahre sind. Wenn Sie überlegen, was Sie getrost wegwerfen dürfen, ist der Inhalt von „Veraltetes“ Ihre erste Wahl.
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veröffentlicht im Juni 2014 © by www.berlinx.de
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