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Skurriles rund ums Geld

Was ist Geld? Buntes Papier? Ein Mittel zum Leben? Das Gold des Kapi­talismus? Ein Fetisch gieriger Kapi­talisten? Wie Ihre Einstellung auch sein mag – es verrät mehr über unsere Psyche als die meisten von uns ahnen.

Es ist das wichtigste Status­symbol, schafft oder verhindert den Zugang zu Konsum­gütern, zerstört Freund­schaften und belastet Ehen – das liebe Geld. Dabei ist es für sich genommen nichts wert. Man kann Scheine und Münzen weder essen noch anziehen. Eine Million in kleinen Scheinen würde nicht einmal ausreichen, um einen Ofen zu heizen. Wert gewinnt es erst als Tauschmittel, als gehandeltes Vertrauen. Für kaum ein anderes Objekt hat der Volksmund so viele Ersatz­bezeich­nungen erfunden:

Knete. Geld lässt sich in beliebige Gegen­stände verwandeln und klebt manchem förmlich an den Händen.
Kohle. Wer sein Geld „verheizt“, wird sich nur wenige Stunden an dem Ergebnis freuen, wie alle Kauf­süchtigen wissen. Echte Kohle heißt im Gegenzug auch schwarzes Gold.
Mäuse. Geld frisst Löcher in unsere Taschen. Wer viel davon hat, kann sein Geld wie ein Heer der Nager fremde Vorräte plündern und in sein eigenes Lager tragen lassen.
Pulver. Verschwender zählen Geld nicht stückweise, sondern streuen es mit vollen Händen aus. Sie werfen es „aus dem Fenster“ – im Mittelalter im buchstäblichen Sinne, wenn der Fürst anlässlich einer Siegesfeier oder Hochzeit seine Untertanen ein wenig an seinem Reichtum teilhaben ließ.
Moneten. „Moneta“ ist das lateinische Wort für Münze.

Scheine und Münzen haben keinen Eigenwert, belehren uns die Ökonomen. Beweis: Sie lassen sich bequem durch reines Zahlen­tippen am Computer ersetzen. Doch diese Weisheit will uns nur schwer einleuchten. Scheine sind real, man kann sie anfassen. Trotz aller Aufklärung – für uns ist so ein knisternder Schein mehr als nur ein Stück Papier mit Zahlenaufdruck. Das zeigen eine Reihe von Studien:

Sparen macht glücklich. Geiz ist tatsächlich geil. Sparsame Leute sind keines­wegs furchtsame Leute, die ängstlich ihre Scheine vor allen Blicken verstecken. Wer es versteht, sein Geld effektiv zu verwalten, schafft sich ein sanftes Ruhekissen – im wörtlichen Sinne! Das entdeckten Forscher der Universität von Essex. Sparsame Leute schlafen besser, egal, ob sie über vergleichs­weise wenig oder viel Einkommen verfügen können.

Lohntage sind riskante Tage. Nach Zahltagen sterben mehr Menschen als sonst, ermittelten Forscher aus Indiana (USA), als sie Sterbe­register seit 1973 auswerteten. Wir arbeiten täglich, erhalten aber das Geld nur einmal im Monat, und dann alles auf einmal. Der plötzliche Geldsegen wirkt wie ein kurzzeitiger Überfluss. Er verleitet zu riskantem Verhalten: Besäufnis, etwas Ungewohntes unternehmen, Spritz­tour mit dem Auto – alles Aktivitäten, die mit einem erhöhten Lebens­risiko einhergehen.

Geld vermindert das Mitgefühl. Arme zeigen mehr Anteil­nahme. Das ist nicht nur ein Klischee. Die Ursache liegt in dem höheren Status der Reichen. In der Regel haben die Sieger im ökono­mischen Wettbewerb das meiste Geld. Wer aber mit der Ellenbogen­gesellschaft positive Erfahrungen gemacht hat, glaubt eher, dass Tüchtigkeit belohnt wird und die Verlierer ihr Schicksal verdient haben. Kalifornische Wissen­schaftler führten Armen und Reichen anrührende Filme, z.B. mit krebs­kranken Kindern, vor. Die Reicheren zeigten weniger Mitgefühl. Das belegten anschließende Befragungen sowie Messungen körperlicher Reaktionen.

Schein ist nicht gleich Schein. Jeder 50-Euro-Schein ist gleich viel wert – von wegen! In Wahrheit trennen wir uns von alten Scheinen leichter als von nagelneuen, die „schein-bar“ gerade aus der Drucker­presse kamen. Je mehr alte Scheine, desto großzügiger geben wir sie aus. Fühlen wir uns beim Bezahlen beobachtet, etwa von Kollegen, reichen wir an der Kasse jedoch lieber unsere neuen Scheine herüber als alte schmuddlige. Das ergaben Tests der Universität von Guelph in Kanada. Offenbar genieren wir uns unbewusst, man könnte uns selbst für so schmuddlig halten wie die Scheine in unserem Porte­monnaie.

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veröffentlicht im März 2013 © by www.berlinx.de

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