Hören Sie auf Ihre innere Stimme!
Kennen Sie das? Sie hatten bei einer brisanten Entscheidung ein flaues Gefühl im Magen, taten letztlich doch, was die Vernunft Ihnen riet und haben prompt Schiffbruch erlitten? EGONet verrät Ihnen, wie Sie Ihre Intuition erfolgreich für sich arbeiten lassen:
Simone hat alles richtig gemacht. Sie hat Jura studiert, wie Ihre Eltern es wollten, und arbeitet in einer erfolgreichen Anwaltspraxis in Hamburg. Sie hat einen erfolgreichen Chirurgen zum Ehemann, zwei blitzgescheite Kinder, ein Ferienhaus in der Provence, zwei Autos … Wenn da nur nicht dieses vage Gefühl wäre, an sich selbst vorbeizuleben, ihre ureigensten Wünsche und wahren Ziele nicht zu erkennen. Unzufriedenheit wegen Übersättigung, weil sie mit Mitte dreißig schon alles erreicht hat, was zu erreichen war? Oder lagen ihre wirklichen Ziele auf ganz anderen Gebieten?
Logische Überlegungen helfen nicht weiter, wenn es um subjektive Wahrheiten geht, um Erkenntnisse, die für den einen falsch, für den anderen aber genau das Richtige sein können. Simone würde gern auf ihre innere Stimme hören. Aber woher weiß sie unter den vielen Alternativen, die ihr durch den Kopf schwirren, welche davon ihre Intuition ihr empfiehlt?
Es gibt immer noch eine beträchtliche Zahl von Menschen, die Intuition für Einbildung halten. Oder bestenfalls für einen schnellen logischen Denkprozeß, dessen Ablauf man im Nachhinein nicht im Einzelnen beschreiben kann? Doch heute geben selbst eingefleischte Hirnforscher zu, daß wir neben dem folgerichtigen Denken über eine andere Form der Erkenntnis verfügen, die auf intuitiver Einsicht ohne bewußtes Durchrechnen des Für und Wider beruht. Unser logisches Denken wird von der linken Hirnhälfte gesteuert. Es beruht auf Sprache und dem schrittweisen Schlußfolgern aus vorliegenden Informationen. Intuition beruht auf der Tätigkeit der rechten Hirnhälfte in Zusammenarbeit mit den emotionalen Zentren des Hirnstamms. Dieses Denken beruht auf bildhaften, unbewußten Eindrücken. Es versucht nicht, die Sinnes- und Gedächtnisdaten zu zergliedern, sondern aus Ihnen „Gestalten“, das sind ganzheitliche Bilder, herauszufiltern.
Am Tage überdeckt unser sprachliches Schlußfolgern alle anderen Denkvorgänge. Wir bevorzugen die sprachlichen Schlüsse, weil wir ihr Zustandekommen bewußt miterleben können und ihre Ergebnisse exakt wirken. Lediglich nachts im Traum, wenn das Tagesbewußtsein schläft, sprechen intuitive Bilder ungestört zu uns. Leider sind die meisten vergessen, wenn wir erwachen.
Wer die Mitteilungen seiner innere Stimme nicht hört, verzichtet auf eine wichtige Entscheidungshilfe. Die Intuition hat einen viel besseren Kontakt zu unserem Unbewußten und damit zu unseren tatsächlichen Bedürfnissen als die Alltagslogik, die sich leicht davon leiten läßt, was die Umwelt ihr suggeriert. Also, was „man“ tun soll.
Um die innere Stimme unverfälscht sprechen zu lassen, ist es nötig, das logische Denken vorübergehend zum Schweigen zu bringen. Ein Problem, das jeder Künstler kennt. Versuchen Sie mal, ein Gesicht abzuzeichnen, daß ein wenig zur Seite gedreht ist. Solange Sie auf Ihre Logik hören, wird die Zeichnung von Ihrem erworbenen Wissen beeinflußt sein, wie ein Gesicht aussehen soll. Viele erinnern sich zum Beispiel, daß die Augen waagerecht nebeneinander stehen und zeichnen sie so. Bei einem leicht geneigten Gesicht sind aber auch die Augen im gleichen Winkel geneigt. Ein geübter Zeichner versucht, sein Vor-Wissen zu ignorieren und folgt Linie für Linie dem, was er in diesem Moment sieht.
Wie können Sie diese Methode in Ihren Alltag übertragen?
- Suchen Sie sich ein ruhiges Plätzchen und beginnen Sie Ihr Nachdenken damit, versuchsweise alle vernünftigen Überzeugungen vom Typ „Das mach ich immer so, das hat sich bewährt“ fallen zu lassen. Die erfolgreichen Lösungen von gestern sind nicht selten die Quelle der Probleme von heute.
- Konzentrieren Sie sich nun allein auf die Angelegenheit, für die Sie einen intuitiven Rat benötigen. Lassen Sie dafür den Begriff als geschriebenes Wort gedanklich vor Ihrem inneren Auge vorbeiziehen. Oder noch besser: Stellen Sie ihn sich bildhaft vor. Geht es zum Beispiel um Ihre Partnerschaft, ersinnen Sie ein Bild, daß Ihrer Vorstellung von Ihrer Partnerschaft entspricht und betrachten Sie es in Gedanken. Schließen Sie dafür die Augen oder schauen Sie unverwandt auf ein beruhigendes Bild, einen Apfel oder eine Landschaft mit See und Wiese zum Beispiel. Bleiben Sie zwanzig Minuten so. Wenn störendem ablenkende Überlegungen auftauchen – ärgern sie sich nicht, sondern kehren Sie einfach zu Ihrem Bild zurück.
- Sobald es Ihnen gelingt, Ihr Gedankenbild längere Zeit ungestört im Gedächtnis zu behalten, ohne daß sie störende Überlegungen bekämpfen müssen, gehen Sie einen Schritt weiter. Lassen Sie nun Assoziationen zu. Lassen Sie Ihre Phantasie schweifen: Was kommt Ihnen ins Gedächtnis, was mit Ihrem inneren Bild in Zusammenhang steht? Lassen Sie sie aufsteigen und durch Ihr Bewußtsein kreisen. Nehmen sie zunächst keinen Einfluß, sondern beobachten Sie sie bloß.
- Ungewöhnliche Assoziationen, die auf den ersten Blick abstrus erscheinen, sind besonders wichtig. Notieren Sie sie nach Ablauf der zwanzig Minuten. Aus Ihnen lassen sich häufig neue Denkrichtungen ableiten. Solange Sie seltsame Alternativen in der Phantasie durchspielen, kann Ihnen ja nichts passieren. Verbieten Sie sich keinen Gedankengang, nur weil er Ihnen abwegig erscheint.
- Unterstützen Sie Ihre Intuition, indem Sie eine Phantasiereise unternehmen oder ungewöhnliche Assoziationen aufzeichnen. Auf die Qualität Ihrer Zeichnung kommt es nicht an, sondern daß Sie sich angewöhnen, die Dinge zu sehen, statt logisch zu schlußfolgern.
- Stellen sie sich nun vor, Sie würden die Dinge praktisch realisieren, die Ihnen eingefallen sind. Stellen Sie sich die Umsetzung in allen Einzelheiten vor. Nehmen wir an, Sie hätten sich ausgedacht, den Job hinzuschmeißen und alle Ersparnisse in einen Heißluftballon zu stecken, um damit den Ozean zu überqueren. Gehen Sie in Ihrer Phantasie alle Schritte durch. Sie sagen ihrem Chef, daß Sie kündigen. Stellen Sie sich seine Reaktion vor. Stellen Sie sich vor, wie Sie Ihr Geld abheben, wie Ihre Freunde reagieren, wenn Sie sie in Ihre Pläne einweihen, wie Sie eine Firma suchen, die den Ballon für sie baut, wie Sie eine Begleitmannschaft anwerben, Genehmigungen für das Passieren der Luftkorridore einholen und so weiter. Achten Sie bei jedem gedanklichen Schritt auf Ihre Gefühle. Was überwiegt? Die Lust, Ihre Bekannten zu verblüffen? Die Angst vor der eigenen Courage? Die Hoffnung, durch Ihre Ballonfahrt bekannt und bewundert zu werden? Die Furcht zu scheitern? Die Sehnsucht nach der vertrauten Sicherheit Ihres bisherigen Alltags?
- Nun treffen Sie Ihre Entscheidung. Wenn der erdachte neue Lebensweg zu konfliktreich erscheint – wenn Sie einerseits alte Träume realisieren, aber andererseits der Preis an Geld, Risiko und Verlust von Vertrautem sehr hoch ist – denken Sie mit der gleichen Methode über weniger kostspielige Wege nach, Ihre Wünsche zu verwirklichen.
Häufig wissen wir aber gar nicht, was für eine Art von Problem uns quält. Wir spüren eine Unbehagen – ein flaues Gefühl im Magen, einen Druck auf der Brust – obwohl alles gut zu laufen scheint. Hilfreich kann hier eine Psycho-Technik sein, die sich Focusing nennt.
Man schließt an einem ruhigen Platz die Augen und hört in seinen Körper hinein, insbesondere in den Bauch- und Brustraum. Welche Empfindungen stellen sich ein? Führen Sie einen inneren Dialog mit Ihrem Körper, in dem Sie so genau wie möglich die Empfindungen in Worte fassen, mit denen er zu Ihnen spricht. Ihre Beschreibung wird ungenau sein. Lassen Sie sich nicht entmutigen. Vergleichen Sie Ihre Beschreibung in aller Ruhe mit Ihrem Körpergefühl und versuchen Sie es erneut. Irgendwann wird Ihre Beschreibung exakt passen. Dann tritt eine deutliche Erleichterung ein. Der eigene Körper kommt zu Wort, plötzlich spüren Sie die eigenen Bedürfnisse, Ihnen wird glasklar bewußt, was Sie wirklich wollen und welchen Weg Sie nun zu gehen haben.
Intuition ist eine Sache der Übung. Beim ersten Versuch wird Ihr gewohntes logisches Denken unaufhörlich dazwischenfunken. Je länger Sie dran bleiben, desto deutlicher tritt indes Ihre innere Stimme in den Vordergrund. Eine Gewis-Befragung ergab, daß immerhin 27% aller Frauen schon oft von Ihrer inneren Stimme den richtigen Weg erfahren haben und weitere 17% sogar immer auf Ihre innere Stimme hören.
veröffentlicht im Februar 1999 © by www.berlinx.de
Hinterlasse einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar schreiben zu können.