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Sind Glückspilze Günstlinge eines unbegreiflichen Schicksals? Ist Fortuna blind? Oder können wir etwas tun, um von der Glückslotterie beschenkt zu werden? In Folge 2 unseres dreiteiligen Beitrags zum Thema „Glück“ erklärt Ihnen EGONet, wie Sie den launischen Zufall zu Ihrem Verbündeten machen.

Jeder, der die Grundlagen der Wahrscheinlichkeitsrechnung beherrscht, weiß: Wenn unter 1000 Teilnehmern fünf Gewinne verlost werden, beträgt die Wahrscheinlichkeit, einen davon zu erhalten, genau ein halbes Prozent. Oder anders ausgedrückt: Sie müßten zweihundert Mal teilnehmen, um mit ziemlicher Sicherheit wenigstens einmal zu den Gewinnern zu gehören. Freilich sagt die Mathematik nicht, wann Sie gewinnen werden. Es könnte beim ersten Mal sein oder genauso gut beim 199. Mal.

 
Lotto spielen jede Woche mehrere Millionen Menschen. Um mit Sicherheit einen Millionengewinn zu erzielen, müßten Sie etliche tausend Jahre jede Woche mitspielen. Und auch dann werden Sie laut Statistik nur ein Drittel ihrer wöchentlich eingezahlten Gelder erwirtschaften. Denn nur ein Drittel der Einnahmen werden als Gewinn ausgezahlt. Ein Drittel wird für Hilfsprojekte ausgegeben, das restliche Drittel greift sich der Staat. Sie können Ihre Gewinnchance erhöhen, indem Sie an Tippgemeinschaften teilnehmen. Das erhöht Ihre Chance um ein Mehrfaches, teilt aber einen möglichen Gewinn auf entsprechend viele Leute auf.
 
Wieso gibt es dann aber trotzdem Leute, die immer wieder bei Glückspielen gewinnen? In Berlin feierte ein 71jähriger kürzlich sein 50jähriges Glücksspieljubiläum. Ein halbes Jahrhundert lang nahm er an Tausenden von Gewinnspielen teil und erwirtschaftete dabei insgesamt 600 000 Mark, darunter sechs fabrikneue Autos. Seine gewonnenen Reisen führten ihn in 48 Länder. Seine Ausgaben, um teilzunehmen: Rund 19 000 Mark für Briefmarken und Postkarten.
 
Seine Einnahmequelle steht jedem offen. In Deutschland werden Monat für Monat etwa 14 000 Preise von Firmen, Medien und Organisationen verlost. Um auch zu den von Fortuna Begünstigten zu gehören, brauchen Sie folgende Voraussetzungen:
 
An so vielen Spielen und Verlosungen wie möglich teilnehmen. Klar: wer nicht mitspielt, kann nicht gewinnen. Dabei ist Durchhaltevermögen gefragt. Die meisten geben auf, wenn sie nach drei, vier Mal nichts gewonnen haben. Welche Spiele es gibt, verraten Medien speziell für Hobbyzocker, zum Beispiel das Magazin „Vera’s Glücks-Ratgeber“. Im Internet finden Sie eine Suchmaschine nur für Gewinnspiele unter www.superwin.de.
Mehrere Einsendungen abschicken. Es ist zwar nicht erlaubt, aber viele tun es dennoch. Damit Ihre Postkarten gut gemischt in der Lostrommel liegen, schicken Sie sie von verschiedenen Postämter an verschiedenen Tagen ab.
 
Gestalten Sie Ihre Karten individuell und auffällig. Bunte, extragroße Karten machen neugierig, wenn auf gut Glück aus einem Wäschekorb von Einsendungen gezogen wird. Selbst beim Blindgriff in eine dunkle Lostrommel können Sie Ihre Chancen erhöhen, wenn Ihre Karte mit Kupferfolie, einem Wollstoff oder ähnlich ungewöhnlichem Material beklebt ist. Wer in einen Kartenhaufen greift und dabei etwas Ungewohntes ertastet, wird schon aus Neugier das seltsame Objekt herausziehen, um mit den Augen zu überprüfen, was der Hand merkwürdig vorkam.
 
Nehmen Sie an Wettbewerben kleiner Sender oder Zeitschriften mit geringer Auflage teil, die unübliches Spezialwissen abfragen. Die Teilnehmerzahl ist geringer als üblich, was Ihre Gewinnchancen erhöht. Auch Kreativwettbewerbe werden weniger genutzt als andere. Da kann die Gewinnchance schon einmal unter 110 liegen. Anders ausgedrückt: Etwa nach der zehnten Teilnahme haben Sie gewonnen.
 
Vorsicht vor Werbeblättern, bei denen Sie angeblich schon gewonnen haben, wenn Sie nur eine Postkarte zurückschicken! Es geht nur darum, an Ihre Adresse zu gelangen oder Sie zu einer Bestellung zu verleiten. Hinter den tönenden Worten stecken nur leere Versprechungen. In einem uns bekannten Fall erhielt der Absenden statt der versprochenen 30 000 Mark überteuerte Handtücher für knapp hundert Mark per Nachnahme. Diese Praxis verstößt zwar gegen §1 des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG). Aber falls es wirklich zu einer Klage kommt, endet das Verfahren mit einer Abmahnung für die Firma oder einer lächerlich niedrigen Geldstrafe. Eine kostenlose Liste (frankierter Rückumschlag!) der schwarzen Schafe dieser Branche versendet der: Verbraucherschutzverein e.V. (VSV). Lützowstr. 33, 10785 Berlin. (Auf die Herausgabe der Gewinne besteht übrigens kein juristischer Anspruch.)
 
Das Fazit: Sie können Fortuna auf die Sprünge helfen. Aber nur, wenn Sie aus dem Spielen um Gewinne ein zeitaufwendiges Hobby machen. Der genannte 71jährige Gewinner hat zwar über eine halbe Million Mark eingefahren, aber er hat auch fünfzig Jahre lang mehr als zwanzigtausend Postkarten individuell gestaltet. Ob die dafür aufgewandten Stunden – in Arbeitszeit umgerechnet – die Gewinnsumme wert waren, ist fraglich Mehr als neunzig Prozent davon wanderten unbesehen in die Papierkörbe der Veranstalter. Auf der Positivseite der Bilanz ist zu vermerken, daß das Hobby immerhin Geld einbrachte und nicht nur Kosten verursachte.
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