Wie Supermärkte uns verführen
Die Lebensmittelpreise steigen rasch, die Löhne kaum. Doch ein Viertel aller Geldausgaben im Supermarkt sind unnötig. Sie sind die Folge von impulsiven Spontankäufen. Wir könnten das Geld sparen ohne Verlust an Lebensqualität.
Auf dem Einkaufszettel standen acht Produkte, doch am Ende ist der Einkaufswagen voll. Wieder 60 Euro weg. Der Grund: Wir sind Verlierer in einem ungleichen Machtkampf. Während Sie arglos Ihren Gefühlen folgen, hat der Supermarkt jede Verlockung genau geplant. Dort wird nichts dem Zufall überlassen. Einzige Gegenwehr: Genaue Kenntnis der Tricks und Fallen. Damit Sie als ebenbürtiger Gegner in den Kampf ziehen. Es geht um den Inhalt Ihres Portemonnaies!
Egonet hat für Sie die wichtigsten Fallen der Profis zusammengestellt:
Riesige Einkaufswagen. Das Auge kauft mit. Wenn Sie in einem XXL-Wagen nur zwei kleine Artikel liegen haben, fragt sich Ihr Unterbewusstsein unwillkürlich: Ist das wirklich alles, was ich wollte? Habe ich nicht was Wichtiges vergessen? Und schon packen Sie weitere Artikel ein, die Sie mal brauchen könnten. Nur damit Ihr Wagen nicht so leer aussieht.
Obst und Gemüse beim Eingang bremsen Ihr Tempo. Eigentlich wollten Sie nur rasch Äpfel, Milch und Brot holen. Das Aussuchen und Abwiegen der Äpfel braucht am meisten Zeit. Weil Sie damit beginnen, wird Ihre Eile gleich ausgebremst. Sie werden nun verleitet, den restlichen Einkauf ebenfalls gemächlich zu absolvieren. – In großen Märkten, die sich über mehrere Etagen erstrecken, erfüllen langsame Rolltreppen den gleichen Zweck: Sie sollen sich Zeit lassen und so mehr einkaufen.
Der Weg zu Notwendigem führt durch Luxusartikel. Brot und Fleisch finden Sie meist am äußersten Ende des Supermarktes, weit von den Kassen entfernt. Sie müssen dazu an zahllosen Luxusartikeln vorbei, die Sie unterwegs zum Zugreifen verführen sollen – damit Sie nicht das Gefühl haben, die Zeit des Wagenschiebens bis zum Brot sinnlos zu vergeuden.
Stapel in den Gängen täuschen Sonderangebote vor. Die Gänge sind ohnehin so schmal, dass kaum zwei Wagen aneinander vorbei kommen und nun bremst noch Stapelware Ihr Tempo. Die Preistafeln darüber wirken so, als handle es sich um kurzfristig verbilligte Aktionsware. Meistens eine Täuschung. Der Stapel soll nur dazu dienen, reichlich vorhandene Ware schneller los zu werden.
Teure Marken liegen in Augenhöhe. Sie stehen vor dem Shampoo-Regal. In bequemer Augenhöhe befinden sich die teuren Marken. Wenn Sie nach preiswerten No-Name-Produkten suchen, schauen Sie unbedingt in die unterste Reihe. In der „Bück-Zone“ kaufen Sie halb so teuer ein.
Der Rabatt-Trick. Darüber berichtete schon 1957 der US-Autor Vance Packard in seinem Klassiker „Die geheimen Verführer“: „Einer der am schlechtesten gehenden Artikel war mit 14 Cent ausgezeichnet. Man änderte den Preis in: 2 Stück zu 29 Cent. Als der betreffende Artikel zu diesem „Vorzugspreis“ angeboten wurde, stieg der Umsatz prompt um 30 Prozent.“ Bei „Sonderangeboten“ und „Rabatt“ immer nachrechnen!
Großpackungen täuschen Ersparnis vor. Eine neuere Variante des Rabatt-Tricks: Man bietet große Familienpackungen an. Aber die 800g sind oft teurer als zweimal 400g! Das gleiche gilt für Nachfüllpackungen. Auch hier gilt: Immer nachrechnen!
Neue Verpackung, weniger Inhalt. Waren wechseln ab und zu ihr Design. Nicht immer aus Modegründen. Oft vergrößert sich die Hülle, aber der Inhalt verringert sich. Wo bisher 750g drin waren, sind es auf einmal nur noch 600g. Deshalb stets auf die Inhaltsangabe (in Gramm) achten!
Licht, Musik und Duft verführen. Die Umgebung verleitet zum Erlebniskauf. Spielt man beim Weinregal französische Chansons, werden auch mehr französische Weine gekauft. Düfte assoziieren wir mit der Qualität der Waren, obwohl der Geruch über ein Filtersystem gezielt eingeblasen wird. Riecht es nach frischen Brötchen, liegt es also nicht an den Backwaren! Auch Beleuchtung ändert die Wahrnehmung: Unter rotem Licht wirkt Fleisch fleischiger, unter grünem Licht Obst knackiger.
Und wenn wir reingefallen sind? Was geschieht mit überflüssigen Waren, denen wir nicht widerstehen konnten? Sie verstopfen heimische Vorratsregale und Kühlschränke, bis ihr Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Oder wir verbrauchen Sie dennoch – weil wir sie nun mal gekauft haben. Oft zum Schaden unserer Figur. Zwei Drittel aller Kunden kauft regelmäßig zu viel. Selbstdisziplin vereitelt die Angriffe der Verkaufsprofis und entlastet unser Konto.
Die Regeln für sinnvolles, selbstbeherrschtes Einkaufen sind einfach:
- Immer mit Einkaufszettel losziehen. Wenn Sie nach etwas greifen, das nicht auf Ihrem Zettel steht, fragen Sie sich sofort: Habe ich es vergessen, aufzuschreiben? Oder lasse ich mich lediglich verführen?
- Vergleichen Sie stets die Preise und die Gewichtsangaben. Wenn Sie spontan nach einer verführerischen Ware greifen – das ist menschlich! Schalten Sie nur Ihren Verstand wieder ein, bevor Sie die Waren endgültig in Ihren Einkaufswagen legen.
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Die kluge Hausfrau rät … (I) Grundlagen der Werbepsychologie
Die kluge Hausfrau rät … (II) Werbepsychologie in der Praxis
Veröffentlicht im Juni 2008 © by www.berlinx.de
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