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Wie viel Religion braucht das Fest?

Weihnachten ist die Zeit der Besinnung auf Werte, die mehr sind als eine bloße Konsum­orgie.
Wie kön­nen wir in die­sen ma­teria­li­sti­schen  Zei­ten Kraft schöpfen, wenn wir nicht mehr an Gott glau­ben?
Egonet nennt Ihnen sieben welt­liche Ant­wor­ten auf spirituelle Fragen.

Hat ein Leben ohne Glauben einen Sinn?
Sinn haben bedeutet, das einzelne Dasein in einen über­geordneten Zusammenhang einordnen. Für einen Gläubigen ist die Sache klar: Ich bin Teil des göttlichen Schöpfungs­plans. Gott gibt meinem Leben Sinn. Doch auch ein endliches, diesseitiges Dasein kann sinnvoll – also voller Sinn – sein. Erfolg, Liebe oder Anerkennung durch die Gemeinschaft können die Sinn­haftigkeit des Lebens bestätigen.

Leben Gläubige glücklicher?
Zahlreiche Studien haben Gläubige mit Ungläubigen verglichen. Es zeigte sich, dass religiöse Menschen den Tod ebenso fürchten wie Atheisten. Der Glaube kann helfen, gesünder zu leben. Allerdings nur, wenn die Gläubigen voller Gott­vertrauen sind und sich in ihrer religiösen Gemein­schaft aufgehoben fühlen. Fürchtet der Gläubige dagegen Höllen­strafen und sieht sich vor allem als Sünder, kann der Glaube auch unglücklich machen.

Sind Gläubige anständiger?
Schön wär’s. Im Namen des Glaubens sind Menschen gefoltert, versklavt und grausam hingerichtet worden. Der Mensch besitzt eine sehr flexible Moral. Er biegt sich Gottes Gebote so zurecht, dass sie seinen finsteren Trieben nicht im Wege stehen. Zur Not gibt es immer noch die Beichte oder den Glauben, dass Christus auch für unsere künftigen Sünden gestorben sei. Auf der anderen Seite sind zahlreiche Atheisten für ihre Über­zeugungen in den Tod gegangen.

Kann die Wissenschaft den Glauben widerlegen?
Forschung besteht aus Versuch und Irrtum. Mit der Zeit wächst die Menge des menschlichen Wissens an – aber auch die Zahl der ungelösten Fragen. Je mehr wir wissen, desto mehr erkennen wir, was wir alles (noch) nicht wissen. Das menschliche Wissen ist begrenzt und vorläufig. Es liefert keine Gewissheit – im Gegensatz zum Glauben. Doch so fest Ihre innere Über­zeugung auch sein mag: sie kann falsch sein. Von so manchen Glaubens­sätzen hat das Christentum sich im Laufe der Geschichte verabschieden müssen. Etwa, dass die Erde im Mittel­punkt der Welt stehe oder dass Gott die Welt erst vor sechs­tausend Jahren geschaffen habe. (Fundamen­talisten können nur daran festhalten, indem sie die Fakten ignorieren.) Wissen kann den Glauben erschüttern – sicher wider­legen kann sie ihn nicht.

Gibt es ein jenseitiges Leben?
Die Hoffnung auf ein Weiter­leben nach dem Tode ist eine der wichtigsten Botschaften im Christentum. Beweise dafür gibt es nicht. Entscheidend ist, wie wir mit dieser Hoffnung umgehen. Da wir nicht gewiss sein können, was nach dem Tode kommt, sollten wir dieses Leben auskosten – egal, ob wir religiös oder Atheisten sind.

Braucht der Glaube die Kirche?
Die Zahl der Kirchen­austritte ist hoch. Gleichzeitig suchen viele Menschen nach einem erfüllenden Glauben. Die Tendenz zum Privat­glauben nimmt zu. Das ist eine moderne Erscheinung, an denen die Kirchen nicht un­schuldig sind. Religionen entstanden aus sozialen Bewegungen. Ein wesentlicher Teil eines gelebten Glaubens sind Rituale und die Geborgenheit der Gemeinschaft. Gemeinsam singen und beten erzeugt eine starke Verbun­denheit – das Gefühl, in der Not nicht allein gelassen zu werden.

Gibt es heute noch Wunder?
Vor kurzem erst hat der Vatikan dem Papst Johannes Paul II. eine Wunder­heilung bescheinigt. Er soll eine Nonne von Parkinson geheilt haben. Jesus und den Heiligen werden zahlreiche Wunder zugesprochen. Wunder sind Geschehnisse, die sich entgegen den Natur­gesetzen ereignen. Von Wundern wissen wir, weil sich Zeugen dafür zu Wort meldeten.  Da die Zeugen in der Regel Gläubige – und damit vorein­genommen – sind, ist ihre Beweis­kraft gering. Manche Theologen suchen eine vermittelnde Position. Sie billigen ihren Wunder­tätern besonders starke thera­peutische Kräfte zu, ähnlich einem besonders begabtem Hypnotiseur. Damit würden sich manche Wunder noch im Grenz­bereich des natürlich Möglichen ereignen.

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veröffentlicht im Dezember 2014 © by www.berlinx.de

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