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Hautunregelmäßigkeiten unter Make-up zu verdecken ist für viele Frauen längst Routine. Wenn aber jemand ein Feuermal im Gesicht trägt, hatte er oder sie bislang nur die Wahl, sich damit abzufinden. Heute helfen in vielen Fällen Schönheitsoperationen weiter. Doch was ist, wenn auch die versagt?

Was kann jemand tun, der geplagt ist von:

  • dunklen Augenschatten oder dicken Tränensäcken
  • roten Äderchen im Gesicht (Besenreiser)
  • dunklen Flecken an Gesicht und Hals
  • auffälligen Unfallnarben
  • weißen Hautflecken (Vitiligo)
  • Schuppenflechte (Psoriasis)
  • großflächigen vernarbten Verbrennungen
  • Feuermalen (angeborene rote Hautflecken)
  • unerwünschten Alt-Tätowierungen und
  • deutlichen Altersflecken?

Solche extremen Veränderungen der Haut – das genaue Gegenteil des Ideals makelloser Glätte – beeinträchtigen das Selbstwertgefühl der Betroffenen in erheblichem Maße. Einige dieser Anomalien können heute mit chirurgischen Techniken angegangen werden. Aber eine volle Beseitigung der Störung ist nicht immer möglich. Manchmal ist der Aufwand und damit der Preis sehr hoch. Bei etlichen angeborenen Anomalien kann die Medizin nur helfen, wenn die Operation in früher Kindheit erfolgt. Deswegen wird man in den meisten Fällen zu einer Kombination von medizinischen und kosmetischen Techniken – dem Camouflagieren – greifen.

Camouflage (französisch: Tarnung) dient dem Abdecken, Verdecken oder Verschleiern farbabweichender Hautfehler. Dafür benötigt man spezielle Kosmetikartikel, die stärker als herkömmliches Make-up Farben überdecken und in hohem Maße wasser- und hitzebeständig sind. Solche Produkte gibt es seit Ende der 70er Jahre. Sie überdecken Hautanomalien zuverlässig und farbkorrekt. Man kann damit baden gehen und sich in der Sonne aufhalten. Sie verändern sich nicht beim Schwitzen, sind weitgehend abriebfest und halten etwa 24 bis 36 Stunden. Infolge der großen Vielfalt natürlicher Farbtöne – zur Zeit sind mehr als 60 Nuancen lieferbar – ist Camouflage für jeden Hauttyp geeignet. Models, Schauspielerinnen, aber auch Brand- und Unfallopfer in ganz alltäglichen Berufen bestätigen dem Kosmetiker immer wieder, daß die Präparate als hautfreundlich und angenehm empfunden werden. Sie sind leicht aufzutragen, geruchsneutral und an jeder beliebigen Körperpartie einzusetzen. Jedem, der unter Hautmakeln leidet und sich folglich wegen seines Aussehens seelisch gehemmt fühlt, kann mit Camouflage schnelle Hilfe zuteil werden.

Irina zog sich bei einem Haushaltsunfall schwere Verbrennungen im Gesicht zu. Monatelang mußte sie sich im Krankenhaus komplizierten Hauttransplantationen unterziehen. Trotz aller Erfolge war das Ergebnis kosmetisch wenig befriedigend, konnte es auch nicht sein, denn die von solchen Verletzungen zurückbleibenden Narben verschwinden nicht. Für sie war das Erlernen der Camouflage-Technik eine Lösung; konnte sie doch so die Narben im Gesicht verbergen und blieb weitgehend von neugierigen bis mitleidigen Blicken ihrer Mitmenschen verschont. Sie konnte sogar mit „normalem“ Gesicht wieder bewundernde Blicke von Männern auf sich ziehen.

Eine Camouflage hilft aber auch bei kleineren Peinlichkeiten.

Ein junger Universitätsdozent errötete schon als Student bei jeder unpassenden Gelegenheit. Schlimm wurde es, als er nun selbst mehrmals in der Woche vor anderen Menschen sprechen sollte. Er fühlte sich wie ein Glühwürmchen und wäre vor Scham über sein knallrotes Gesicht am liebsten im Erdboden versunken. Hier konnte eine Camouflage helfen. Dünn aufgetragen, war sie fast nicht zu bemerken, verbarg aber die lästige Röte völlig. Das gab dem jungen Dozenten die Sicherheit, die er für seine Vorlesungen brauchte. Schon nach wenigen Wochen besaß er soviel innere Sicherheit, daß er in Zukunft auf eine Camouflage verzichten konnte.

Ein Psychologe hätte ihm wahrscheinlich statt dessen die Teilnahme an einer Verhaltenstherapie gegen Lampenfieber empfohlen, um zu erreichen, daß er sich trotz seines Errötens sicher gefühlt hätte. Da Inneres und Äußeres beim Menschen eng zusammenhängen, kann es jedoch manchmal effektiver sein, das Innere über das Äußere zu korrigieren statt umgekehrt – wie unser Beispiel zeigt. Das trifft besonders dann zu, wenn das Problem nur in einer sehr speziellen Situation auftritt.

Der Markt ist voll von erprobten Camouflage-Produkten. Dabei muß das Teuerste nicht das Beste sein. Die meisten Produkte erfüllen alle Anforderungen an Haltbarkeit, Aussehen und Verträglichkeit. Dies sind die wichtigsten Bestandteile eines Camouflage-Sets:

  • Reinigungsmilch und -creme, Gesichtswasser, Lotionen, Peeling-Masken, Feuchtigkeitsemulsionen für die Vorbehandlung
  • Abdeckcreme (in Tuben, Tiegeln oder Spiegeldosen)
  • Abdeckstifte
  • Neutralizer in Grün
  • Aufhell-Lotionen
  • Cremeblusher in Rougenuancen
  • Schattierrouge
  • Bodycover (Hautabdeckpräparate) in Tuben
  • Fixierpuder und -spray
  • Auftrageschwämmchen und Puderbürsten
  • Paletten mit 6, 12, 16 oder 24 Farben. Für zarte Abdeckungen gibt es außerdem Soft- oder Lightversionen.

So wird Camouflage gemacht:

Farbauswahl: Aus den verschiedenen Farbtönen wählen Sie bei Tageslicht den zur Haut passenden Ton aus. je nach Jahreszeit und Sonneneinstrahlung ändert sich der Hautton, so daß Sie im Laufe der Zeit mehrere Nuancen benötigen.

Vorbehandlung: Auftragen der Feuchtigkeitscreme. Bei fettiger Haut wird die Haut vorher mit einer Gesichtslotion gereinigt.

Auftragen: Die Camouflage-Creme tragen Sie gleichmäßig und dünn mit einem Schwämmchen oder Ring- und Mittelfinger bis über den Rand der zu bedeckenden Stelle hinaus auf. An den Rändern sanft auslaufen lassen.

Schattieren: Mit einem Camouflage-Rouge oder einer passenden Zweitfarbe schattieren.

Abpudern und Fixieren: Mit der Puderbürste bringen Sie Fixierpuder auf die korrigierte Hautpartie auf. Etwa fünf Minuten einwirken lassen und dann den überschüssigen Puder mit einer Ziegenhaarbürste vorsichtig abbürsten.

Unterschiedliche Farbabweichungen der Haut benötigen unterschiedliches Camouflage. Bei leichten Flecken genügt meist ein einziger Farbton, während bei starken Anomalien manchmal zwei oder drei Nuancen übereinander aufgetragen werden müssen.

Die wichtigsten Varianten für die Camouflage:

  1. Rote Stellen (Feuermale, Narben, Verbrennungen): Sie werden mit Grün, der Komplementärfarbe von Rot, neutralisiert. Deshalb wird vor dem Abdecken eine grünliche Camouflage-Creme sehr dünn auf die betroffenen Partien aufgetragen.
  2. Blaue Stellen (Blutschwamm, Blutergüsse, Krampfadern): Zuerst wird die bläuliche Hautverfärbung mit einer Farbe aufgehellt, die wesentlich heller ist als der eigene Hautton (beinahe weiß). Die Ränder mit einem Wattestäbchen in die Umgebung verstreichen. Darüber kommt die eigentliche Abdeckung.
  3. Weiße Stellen (Vitiligo, Narben): Sie werden mit einer Bräunungslotion vorgetönt. Dadurch benötigt man wesentlich weniger Abdeckcreme.
  4. Braune Stellen (Pigmentflecken, Altersflecken, Augenränder): Dunkle Flecken werden mit einem flachen Pinsel nach innen heller camoufliert. Als zweite Farbe darüber wählt man eine rosigere Nuance als der eigene Hautton, so daß sich die Abdeckung im Endeffekt der Umgebung natürlich anpaßt.

Literatur:

René Koch. Camouflage – Make-up für die Seele. Verlag Gesundheit Berlin 1997.

Februar 1999 © by www.berlinx.de

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