Fünf einfache und effektive Merktechniken

Im ersten Teil erfuhren Sie, was Ihrem Erinnerungsvermögen auf die Sprünge hilft. Wem das nicht genügt. Hier sind ein paar spezielle Techniken, um Ihre Merkfähigkeit zu  erhöhen.

Professionelle Gedächtnis­künstler arbeiten mit Schemata, die Sie vorher auswendig gelernt haben. Wenn Sie sich jetzt auf Zuruf lange Zahlen oder Wortlisten einprägen sollen, assoziieren sie die neuen Inhalten mit längst ihren auswendig gelernten Mustern, und zwar in bildhafter Weise.

In unsere Alltag geht es auch einfacher. Folgende Regeln helfen dem Gedächtnis besser als jedes Wundermittel aus der Apotheke:

Nachsprechen. Das meiste vergessen wir sofort wieder, weil wir nur mit halbem Ohr hinhören. Sprechen Sie laut aus, was Sie eben gehört haben. Nehmen wir an, auf einer Party hat sich Ihnen jemand als Fabian Jokisch vorgestellt und schon setzt seine Freundin an, ihren Namen zu nennen, Alexandra Höfflinger. Den meisten fällt schwer, nach einmaligem Hören mehrere neue Namen im Kopf zu behalten. Machen Sie daraus ein mehrmaliges Hören und aktives Nachsprechen. In der Schule lernten wir Gedichte ja auch auswendig, indem wir sie laut aufsagten. Antworten Sie ihm: „Fabian Jokisch, freut mich Sie kennenzulernen“. Dann erst lassen Sie die Freundin zu Wort kommen und wiederholen auch ihren Namen. Es mag kurios sein, aber vielleicht haben Sie es selbst schon einmal an sich beobachtet: Man erinnert sich am nächsten Tag besser an das, was man selbst gesagt hat als an die Worte anderer.

Aufschreiben. Gewöhnen Sie sich an, alles Wichtige aufzuschreiben. Am besten mit einem Stift. Dadurch verdoppeln Sie Ihre Lernleistung. Sie merken sich eine Information nicht nur mit den Augen oder dem Gehör, sondern auch mit der Hand. Der Nutzen ist ein zweifacher. Erstens haben Sie eine Notiz, auf der Sie im Notfall noch mal nachschauen können. Zweitens wird diese Gedächtnis­stütze genau deshalb überflüssig werden, weil sie sie angefertigt haben. Das Aufschreiben wirkt wie ein zusätzliches Auswendiglernen.

Eigene Eselsbrücken. Die meisten Menschen nehmen den Geburts­namen der Mutter als Passwort – oder eine ähnlich einfach zu knackende Information. Eine sinnlose Kombination von Buchstaben und Zahlen wäre sicherer. Aber wir meiden sie aus Angst, sie nicht behalten zu können. Wählen Sie einen für Sie sinnvollen Satz, der Zahlen enthält, und nutzen Sie seine Abkürzung als Passwort. „Ksv11bg6“ wäre ein sicheres Passwort. Nicht zu behalten? Nur solange Sie nicht wissen, dass es die Abkürzung ist von „Karolin schläft von 11 bis gegen 6“.

Reime und Rhythmen. Es gibt eine Theorie, dass gereimte Gedichte in schriftlosen Kulturen als Merkhilfe entstanden. Zum Beispiel, um sich lange Legenden über die Geschichte des eigenen Volkes einzuprägen. Verwandeln Sie Ihre tägliche Erledi­gungen in einen Vierzeiler:
Arbeit, Einkauf im Supermarkt,
Glückwunsch an die Schwester schreiben.
Auto in der Werkstatt geparkt,
halbe Stunde beim Joggen bleiben.
Längere Zahlen merkt man sich besser, wenn man sie in Zweier- oder Dreier­gruppen aufteilt. Auch hier nutzen wir unseren Hang zu Gleichklang und Rhythmus.

Gedankenspaziergang. Der römische Senator Cicero lernte seine Reden auswendig, indem er beim Memorieren die Räume seines Hauses durchschritt. Im Senat musste er in Gedanken nur erneut sein Haus abschreiten, und die Gliederungs­punkte seiner Rede fielen ihm wieder ein. Probieren Sie es aus. Legen Sie in Ihrer Phantasie die Gegenstände Ihrer nächsten Einkaufsliste auf markanten Punkten Ihres Weges zum Supermarkt ab. Dort angekommen, gehen Sie den Weg in Gedanken noch einmal durch. Sie werden sehen, alle Dinge, die Sie kaufen wollten, fallen Ihnen wieder ein.

 

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veröffentlicht im November 2012 © by www.berlinx.de

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