Wer möchte nicht in jedem Moment gelassen und cool reagieren? Doch wem gelingt es schon immer, Fassung zu bewahren! In der Art und Weise, wie Frauen und Männer sich in Szene setzen, gibt es typische Unterschiede. Bei EGONet erfahren Sie mehr.
„Hör auf, ‘rumzuzicken!“
„Mit deinen Machomanieren kommst du bei mir nicht durch!“
Oft gehört und mindestens ebenso oft selbst gesagt – mit diesen oder ähnlichen Worten. Schon immer setzten sich Frauen und Männer mit geschlechtstypischen Verhaltensweisen in Szene. In unserer Zeit, in der die traditionellen Geschlechtsrollen sich auflösen, sind wir aber besonders sensibel geworden gegenüber Versuchen, sich mit solchen unlauteren Mitteln in Auseinandersetzungen einen Vorteil zu verschaffen. Zickiges Verhalten ist eine Form, sich gegen Anpassungsdruck zu wehren. Machoverhalten zeugt von den Schwierigkeiten, als Mann ein neues Selbstverständnis zu finden.
Die Münchener Autorin Renate Haen („Das Zicken-Prinzip“, Ullstein-Verlag, DM 14,90) beschreibt typische Muster von zickigem Verhalten:
Die Opfer-Zicke: Sie leidet ständig an der Rücksichtslosigkeit und Selbstsucht Ihrer Mitmenschen. „Kannst du heute diesen Bericht noch durchsehen?“ fragt sie ein Kollege. „Klar“, antwortet sie mit müder Stimme, „ich muß sowieso drei Stunden länger bleiben, um alles zu schaffen, da kommt es auf zwei Stunden mehr auch nicht mehr an.“ Sie opfert sich auf, will aber nicht klagen – wie sie jedem klagend erzählt.
Das Selbstmitleid verschafft ihr Lustgewinn. Das Wissen, gebraucht zu werden, gibt ihr das Gefühl, wichtig zu sein. IhA?r alle Arbeit abzunehmen, hilft gar nichts. Denn dann verschafft ihr der Mangel an Tätigkeit für andere neue Klagegründe. Aus der Opferrolle kann sie sich nur selbst befreien – durch den Entschluß, die eigenen Wünsche zu ergründen und rigoros zu verwirklichen.
Die Star-Zicke: Je mehr Aufmerksamkeit sie gewinnt, desto besser fühlt sie sich. Ob sie anderen mit ihren Allüren, ihrem schrägen Outfit und ihren permanenten Sonderwünschen auf die Nerven geht, ist ihr egal. Hauptsache, sie steht immer im Mittelpunkt und alles dreht sich um sie.
Sie wird von vielen Männern begehrt, läßt sich aber auf die Dauer nur von einem Phlegmatiker ertragen, den nichts aus der Ruhe bringt. Ihre Kolleg(inn)en brauchen viel Humor, um sich von dem Streß, den sie verbreitet, nicht anstecken zu lassen.
Die Mecker-Zicke: Sie findet selbst bei der besten Idee das sprichwörtliche Haar in der Suppe. Ihre Ansprüche an eine perfekte Arbeit, an gut erzogene Kinder oder eine ideal Partnerschaft sind so hoch, daß jeder, der versuchen will, sie zu erfüllen, von vornherein auf verlorenem Posten steht. Natürlich meinst sie es nur gut, wenn sie auf Risiken und Schwachstellen aufmerksam macht – und ihrer Umgebung die Freude an jeder Art von Unternehmung vermiest.
Das Schlimmste, was man im Umgang mit ihr tun kann, ist ihr zu widersprechen. Das löst endlose Diskussionen aus. Denn sie würde niA?e zugeben, daß sie Unrecht haben könnte. Fehler machen immer nur die anderen. Besser: sie für ihre Umsicht loben, das macht sie umgänglich. Und dann fragen, ob man nicht trotz möglicher Fehler die Unternehmung in Angriff nehmen kann, ohne zu erwarten, daß alles reibungslos verläuft.
Die Dickkopf-Zicke: Sie ist tagelang friedlich und umgänglich – bis jemand ein Verhalten zeigt oder einen Anspruch an sie stellt, der Mißbehagen bei ihr auslöst. Mit ihr zu diskutieren hat keinen Zweck. Wer ihr eine Begründung für ihr Sich-Quer-Stellen entlocken oder sie mit Argumenten umstimmen will, redet gegen eine Wand. Entweder man akzeptiert ihr Weigerung ohne Wenn und Aber oder man muß halt auf ihre Mitwirkung verzichten.
Die einzige Chance: ihre Weigerung hinnehmen, auf das Vorhaben verzichten oder auf Umwegen verwirklichen. Spürt sie den Versuch, sie umzuerziehen, reagiert sie ausgesprochen bockig. Für manche Dickkopf-Zicke ein Grund, aus heiterem Himmel den Partner zu verlassen oder ihren Job zu kündigen.
Typisch Frau? Vorsicht, meine Herren! Jede Zicke hat ihr männliches Gegenstück. Das sind sie:
Der Softie: Er versteht die Frauen vollkommen und faßt sie – wenn überhaupt – mit Samthandschuhen an. Was kann er dafür, daß er als Mann geboren wurde! Er zerfließt in Selbstmitleid. Er ist bereit sich für 5000 JahrA?e Patriarchat zu entschuldigen – wenn ihn die Frauen dann als Neuen Mann akzeptieren könnten. Aber statt dessen hat ihn schon wieder eine verlassen. Komisch, daß sich Frauen, die von ihren brutalen Liebhabern enttäuscht wurden, gern bei ihm ausheulen. Aber den Kerl aufgeben und zu ihm ziehen will keine von ihnen. Wieso sehen sie nicht, wie gut sie es bei ihm hätten?
Läßt ihn eine Frau zu nahe an sich heran, klammert er sich fest. Abstand halten! Der Mann muß erst mal mit sich selbst klar kommen. Mit etwas mehr Selbstbewußtsein kann er für selbständige Karrierefrauen ein zuverlässiger Partner werden, der seinen Anteil an Hausarbeit und Kindererziehung übernimmt.
Der Selbstdarstellungs-Macho. Männer, die sich gern vor anderen produzieren, sind attraktiv für weibliche Mauerblümchen, die sein selbstsicheren Auftreten bewundern und seine egoistischen Launen tolerieren können. Aber Vorsicht! Solche Männer sind selten treu. Im Job sind sie erfolgreiche Verkäufer und PR-Manager, aber überall dort, wo es um Sicherheit und Solidität geht, eine Gefahr.
Wer sich mit ihnen einläßt, braucht viel Selbstbewußtsein und sollte in jeder Lage auf eigenen Füßen stehen. Wer es schafft, sie pausenlos zu loben, kann sie sogar zähmen. Denn für Anerkennung sind sie bereit, auf die Wünsche anderer einzugehen.
Der Macht-Macho. Er weiß genau, A? was er will – und was für die anderen das beste ist. Kleinigkeiten bringen ihn auf die Palme, und er hat keine Hemmungen, seine Wut zu zeigen. Er redet gern von Toleranz – bei anderen für seine Ansichten. Häufig gelingt es ihm, sich durchzusetzen: nicht mit Hilfe kluger Argumente, sondern weil die anderen um des lieben Friedens willen nachgeben.
Nur bedingungslose Unterordnung stimmt ihn friedlich. Selbstbewußte Frauen kann er nur aus der Ferne ertragen. Doch wenn der Macht-macho merkt, daß die anderen im Begriff sind, sich von ihm zurückzuziehen, ist er zum Einlenken bereit. Denn was nützt ihm Macht ohne Mitmenschen, über die er sie ausüben kann? Nutzen Sie diese Momente des Einlenkens und verhandeln sie knallhart mit ihm. Das nötigt ihm Respekt ab. Und die meisten Macht-Machos sind bereit, sich genau an ihre Vereinbarungen zu halten.
Der Pascha. Sie kennen das Klischee: Er kommt nach Haus, läßt sich in den Sessel fallen und verlangt nach Zeitung, Bier und Hausschuhen. Der moderne Pascha versteckt seinen Hang zur Bequemlichkeit und seinen Wunsch, sich bedienen zu lassen, hinter raffinierteren Ritualen. Der eine sprintet nach kurzer Begrüßung sofort in seine Garage oder in den Hobbykeller, wo er etwas Wichtiges zu richten hat. Der Frau bleibt der Haushalt, die Kinder und die Pflicht, Zeitung und Bier vorbeizubringen. Der andere hat nach Feierabend noch wichtige Besprechungen mit Kollegen, die reihum als Männerrunde mal bei jedem der Beteiligten zu Haus stattfinden. Ist seine Wohnung an der Reihe, darf die Frau vA?ier Kerle statt sonst nur einen mit Bier und Steaks umsorgen.
Die sicherste Gegenwehr: das Bedienen und Umsorgen einstellen. Wenn er kein Bier kauft und in den Kühlschrank stellt, ist eben kein Bier da. Paschas lernen sehr schnell, für sich zu sorgen, wenn ihnen keine andere Wahl bleibt.
Natürlich gibt es auch die anderen Frauen und Männer, die weder versuchen, ihre Mitmenschen zu terrorisieren noch sich von ihnen bemitleiden zu lassen. Sie sind einfach sie selbst, wissen was sie wollen und handeln nach ihren Überzeugungen. Bei Konflikten vertreten sie ihre Meinung, lassen sich aber auch von besseren Argumenten überzeugen und sind kompromißbereit. Sie setzen sich weniger in Szene als die Zicken und Machos, aber als gute Freundinnen und Freunde sind sie unschlagbar.
Veröffentlicht im Dezember 2000 © by www.berlinx.de
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