Hilfe bei Kummer und Enttäuschung

Beleidigungen, Misserfolge, Betrogen werden – Enttäuschungen brechen wie der Blitz aus heiterem Himmel über uns herein und bringen die Seele aus dem Gleichgewicht. Der Trost „Die Zeit heilt alle Wunden“ lässt zwar hoffen, dass auf uns eine bessere Zukunft wartet. Aber wie trösten wir uns bis dahin?

Wenn ein Unglück über uns hereinbricht, neigen wir dazu, das Drama zu verleugnen. „Nimm es nicht so tragisch“ sagt nicht nur die beste Freundin. Wir sagen es auch zu uns selbst. Manchmal gelingt es, sich mit flotten Sprüchen für einige Stunden aufzumuntern. Doch danach schlägt der Kummer doppelt hart zu. Wie leicht quälen wir uns mit Selbstvorwürfen: „Hätte ich damals nur …! So blöd konnte nur ich sein! Das musste mir ja passieren! Ich hab es nicht anders verdient!“

Objektiv wissen wir natürlich, dass auch die klügsten und besten Charaktere gegen Unglück und Kummer nicht gefeit sind. Selbstvorwürfe machen alles nur noch schlimmer, Krisenmanagement ist angesagt. Leider nützen solche Weisheiten nicht viel, wenn das Schicksal gerade zugeschlagen hat. Die Seele leidet und findet tausend Mittel, sich selbst zu quälen. Was Sie in einem solchen Augenblick brauchen, sind Techniken des Tröstens. Verhaltensweisen, die Sie aus dem Tief herausholen und den Hang zur Selbstquälerei bremsen. Es genügt, diese Rituale auszuführen – auch wenn die traurige Seele in diesem Moment den Sinn nicht einzusehen vermag.

Kummer eingestehen. Sagen Sie sich „Ja, ich bin traurig“. Wenn der Hang Sie überkommt, Gründe zu analysieren und sich selbst alle Schuld zuzuweisen, sagen Sie sich: „Ich bin jetzt viel zu emotional drauf, um objektiv urteilen zu können. Ich bin jetzt tieftraurig.“ Geben Sie sich dem Kummer hin. Sie haben das Recht traurig zu sein. Kein „Ich muss mich unbedingt zusammenreißen.“ Unterdrückte Gefühle untergraben Ihre Gesundheit und Ihren Lebensmut.

Kummer mitteilen. Gehen Sie zu Ihrer besten Freundin und sagen Sie: „Bitte höre mir nur zu. Ich suche nur Mitgefühl, keine guten Ratschläge.“ Dann reden Sie sich Ihr Elend von der Seele. Haben Sie keine beste Freundin (oder ist sie der Grund für Ihren Kummer), schreiben Sie Ihr einen fiktiven, ausführlichen Brief. Sie können auch die Telefonseelsorge anrufen oder Kummerseiten im Internet aufrufen. Entscheidend ist, dass Sie alles aussprechen bzw. aufschreiben, was Ihnen auf der Seele liegt.

Körperlich abreagieren. Rennen Sie ein Stück durch den Wald, schlagen Sie auf einen Sandsack ein, toben Sie sich in einer Putzorgie aus. Körper und Seele sind eng miteinander verdrahtet. Der Körper bildet bei Ärger und Trauer Stresshormone, die nur durch körperliche Aktivität wieder abgebaut werden.

Veränderung organisieren. Ziehen Sie auch äußerlich einen Schlussstrich. Aus dem Leid kommen Sie nur heraus, wenn Sie ein neues Leben beginnen. Setzen Sie dafür äußerliche Signale. Räumen Sie Ihre Wohnung um oder noch besser – ziehen Sie in eine andere Gegend. Ändern Sie Ihren Tagesablauf. Legen Sie Rituale ab, die mit Ihrem alten Leben verbunden waren, und ersetzen Sie sie durch neue.

Biographien lesen. Nehmen Sie sich Menschen, die aus einer schweren Lebenskrise zu überwältigendem Erfolg aufstiegen als Vorbild. Schöpfen Sie Mut aus den Leistungen von Leuten, die an den Herausforderungen Ihres Leidens über sich hinaus wuchsen. Notieren Sie, mit welchen Handlungen und Überzeugungen sie die Kraft zum Neubeginn fanden. Was davon könnte Ihnen nützen? Auch die Lebensmaximen von Philosophen wie Epikur, Seneca, Montaigne oder Schopenhauer liefern Trost.

Lob suchen. Nehmen Sie Kontakt mit einem alten Verehrer auf oder anderen Leuten, die eine hohe Meinung von Ihnen haben. Suchen Sie alte Zeugnisse und andere Dokumente Ihrer früheren Erfolge heraus. Wenn Sie damals beachtliche Leistungen vollbrachten, warum sollten Sie es diesmal nicht schaffen? Sie sind schließlich immer noch derselbe Mensch.

Soziales Risiko. Unternehmen Sie einen Abenteuerurlaub. Suchen Sie neue Bekanntschaften im Internet. Schließen Sie sich einer Hobbygruppe an. Setzen Sie sich kleinen Wagnisse aus, die Sie in Kontakt mit fremden Menschen bringen. Sie brauchen unbelastetes Feedback. Also Reaktionen von Leuten, die mit dem Teil Ihres Lebens, der Ihren Kummer verursachte, nichts zu tun haben.

Innere Ressourcen aktivieren. Besinnen Sie sich auf Ihre brachliegenden Stärken. Selbst wenn alle Welt Sie enttäuschen sollte – Sie selbst bleiben sich erhalten. Und ohnehin sollten Sie sich selbst der beste Freund Ihres Lebens sein. Denn Sie sind der einzige Mensch, mit dem Sie ununterbrochen zusammen sind. Wenn Sie sich selbst keinen Kummer bereiten – was sollten Ihnen die anderen dann anhaben können?

März 2004 © by www.berlinx.de

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