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Wie Sie schnell und effektiv die richtigen Informationen finden

Im ersten Teil erfuhren Sie, wie Sie Ihre Recherche angehen, wenn Sie Zeit sparen wollen. Profis entwerfen zunächst eine Grobgliederung der Fragen, die sich aus dem Thema ergeben. Doch wie finden Sie die Antworten?

Fangen Sie mit allgemeinen Nachschlagewerken an. Viele begehen den Fehler, sich als erstes ein dickes Spezialwerk vorzunehmen. Da würden Sie unter Garantie zu 90 Prozent Dinge lesen, die Sie nicht brauchen. Schade um die Zeit! Fangen Sie mit allgemeinen Lexika an. Sie werden feststellen, dass dort alles finden, was Sie an Grundsätzlichem benötigen, um Ihr Publikum in Ihr Thema einzuführen. Bei unserem Beispielthema aus dem ersten Teil dieses Artikels (Totenkult im alten Ägypten) sind beispielweise folgende Stichworte für Sie interessant: Ägypten, Begräbnis, Religion, Pharaonen, Pyramiden und natürlich Totenkult. Wenn Sie das Stichwort „Totenkult“ in einem Lexikon aus CD-ROM aufrufen (zum Beispiel in der „Encarta“ von Microsoft), finden Sie gleich einen Link zum alten Ägypten. Falls Sie lediglich einen Vortrag für die Schule vorbereiten, könnten die dort gefundenen Infos bereits ausreichen.

Suchen Sie gezielt. Recherchieren ist eine aktive, gezielte Tätigkeit. Lesen Sie also keine kompletten Bücher, um am Ende drei oder vier Infos herauszuschreiben. Sondern schauen Sie zuerst auf Ihre Grobgliederung (siehe Teil I unseres Beitrages) und überlegen Sie: Was muss ich konkret noch wissen, um zu den einzelnen Punkten erschöpfend Auskunft zu geben? Dann suchen Sie gezielt nach Antworten. Schauen Sie in die Schlagwortregister der Bücher, welche Ihrer Stichworte dort vorkommen und lesen Sie nur die betreffenden Stellen. Schreiben Sie heraus, was Sie verwenden wollen. Ordnen Sie Ihre Notizen gleich Ihren einzelnen Gliederungspunkten zu. So verlieren Sie nie die Übersicht. Sie erkennen so, wann Sie zu jedem Punkt genug Material gefunden haben. Hat das Buch kein Schlagwortregister, sollte es ein ausführliches, fein gegliedertes Inhaltsverzeichnis besitzen. Bücher, die Sie erst komplett lesen müssen, um zu erfahren, an welcher Stelle was vorkommt, sollten Sie weglegen. Auf sie werden Sie nur zurückgreifen, wenn Sie beim besten Willen keine andere Quelle fanden.

Nutzen Sie Suchmaschinen für eingrenzende Suche. Wenn Sie bei Stichworten wie „Ägypten“ oder „Pyramiden“ nur Tourismusseiten fanden, wechseln Sie Ihre Suchstrategie. Klicken Sie die Internetportale bekannter Zeitschriften wie „National Geographic“, „Geo“ oder „Bild der Wissenschaft“ an. Oder suchen Sie nach Geschichtsportalen. Suchen Sie auf diesen Seiten nun nach Ihren Stichworten. Hier werden Sie eher fündig. Oft stellen sie Ihnen zusätzliche Links zur Verfügung.

Überlegen Sie sich weitere Suchalternativen. Falls Sie Anekdoten finden, in unserem Beispiel über Ausgrabungen in Ägypten, bauen Sie sie ein. So etwas gibt dem trockensten Thema Würze. Oder wenn Sie in letzter Zeit eine Reportage oder Spielfilm zum Thema gesehen haben, erzählen Sie davon. Zwei weitere Varianten, die ein Fachvortrag auflockern:
Zitate aus Romanen. Bei unserem Beispiel: Kennen Sie Romane, die das alte Ägypten behandeln? Wenn Ihnen die Zeit fehlt, noch mal darin nachzulesen, erwähnen Sie sie zumindest in Ihrem Vortrag. Damit zeigen Sie neben fachlicher auch kulturellen Bildung.
Statements von Fachleuten. Experten sind per E-Mail leicht zu erreichen. Suchen Sie deren Homepage über Suchmaschine heraus. Dort finden Sie die E-Mail-Adresse und im Impressum auch die Telefonnummer und Anschrift. Wenden Sie sich möglichst nicht an den prominentesten Fachmann, sondern lieber an jemanden aus der zweiten Reihe. Die Stars haben übervolle Terminkalender und werden täglich von Journalisten angerufen. Experten aus der zweiten Reihe wünschen sich oft mehr Anerkennung. Sie freuen sich über jeden Interessenten, der gerade an sie gedacht hat. Fragen Sie etwas Konkretes, Einzelnes. Also nicht: „Was können Sie mir über den Totenkult Ägyptens sagen?“ Daran würde der Experte erkennen, dass Sie sich noch nie mit dem Thema befasst haben und dass er Ihnen faktisch den kompletten Vortrag liefern soll. Fragen Sie besser: „Wie schlägt sich die Vorstellung von Anubis in den Totenriten nieder? Weshalb trägt er einen Schakalkopf? Wie hat sich seine Rolle im Laufe der Jahrhunderte verändert?“ Der Fachmann erkennt Sie an dieser Fragestellung als Eingeweihten. Sie wissen bereits, dass Ägyptens Totengott Anubis heißt. Sie haben sich schon über seine bildliche Darstellung informiert. Sie sind bereits in das Thema eingedrungen, kommen aber an einer bestimmten Stelle nicht weiter – wo der Experte zeigen kann, was er drauf hat.

Beenden Sie Ihre Recherche rechtzeitig. Ungeübte finden oft kein Ende. Sie fürchten, etwas Wichtiges übersehen zu haben. Suchen Sie nur das Nötige. Beenden Sie Ihre Recherchen, wenn genug gefunden haben, um Ihren Vortrag halten zu können. Streben Sie nicht nach Vollständigkeit. Es besteht die Gefahr, dass Sie Ihren Vortrag überladen. Zuhörer können nur eine gewisse Menge an Neuheiten verkraften. Profis wissen, wann Sie einen Schlussstrich ziehen sollten. Denken Sie immer daran: Sie wollen einen begrenzten Vortrag halten, mit Zeitlimit – Sie wollen nicht das allumfassende Standardwerk zu Ihrem Thema verfassen. Sollte in der Diskussion jemand nachfragen, warum Sie eine bestimmte Sache nicht erwähnt haben, sagen Sie locker: „Das ist eine interessante Frage, die allerdings über den Rahmen meines Vortrags hinausgeht. Ich nehme die Anregung gern auf. Vielleicht kann ich mich in einem späteren Vortrag damit befassen.“

Bleiben Sie Herr über Ihre Stofffülle. Wie interessant Ihre gefundenen Informationen auch sein mögen – Sie dürfen nie Ihren Vortrag dominieren. Sonst verwandelt er sich in eine Aufzählung, die die Hörer ermüdet. Formulieren Sie einen Hauptgedanken, der sich als roter Faden durch Ihren Vortrag zieht. Ordnen Sie Ihr Material nach Ihrem Leitgedanken. In erster Linie tragen Sie sich selbst vor: Ihre Darlegungen sind geprägt von Ihrer Persönlichkeit. Das recherchierte Material dient lediglich der Illustration. Es untermauert Ihre Meinung, kann sie aber nicht ersetzen.

Lesen Sie bei uns auch:
Recherchieren (I) In minimaler Zeit zum maximalen Wissen
Rhetorik I-III

Veröffentlicht im Mai 2007 © by www.berlinx.de

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