Können wir CO2 einsparen, und wenn ja, was bringt es?
Wie viel Treibhausgase erzeugen wir? Was ist unser Anteil an der Klimaerwärmung? Die eigene Bilanz niedrig halten, macht ein gutes ökologisches Gewissen. Aber auch weniger Treibhausgase?
Sommerzeit ist Reisezeit. Also rein in den Flieger und weg Richtung Süden! Lange Zeit durften wir Fernreisen unbeschwert genießen – als Belohnung für ein hartes Arbeitsjahr. Heute melden sich die Hüter der Umweltmoral. Ein Flug über den großen Teich pustet pro Reisendem mehr als 3000 Kilo CO2 in die Atmosphäre. Das ist ungefähr die Menge, die Sie mit 30 000 gefahrenen Kilometern Ihres Autos erzeugen. Wer fliegt, macht sich also mitschuldig an Klimaerwärmung, Tornados, Flutopfern und Verbrennen der begrenzten Erdölvorräte.
Also lieber eine Luxuskreuzfahrt? Mit dem Schiff nach New York? Noch schlimmer! Schiffe sind schwimmende Sondermüllverbrennungsanlagen. Sie verheizen Schweröl, also jene Anteile am Erdöl, die Benzin- und Plastikindustrien übrig lassen. Pro geschwommenem Kilometer ist ihre CO2-Bilanz noch schlechter als die von Flugzeugen.
Was kann der umweltbewusste Reisende tun? Verzichten scheint die sauberste Lösung zu sein. Mit gutem Gewissen kann ich sagen: Ich mache nicht mit. Leider bringt Ihr individueller Verzicht gar nichts. Denn die Maschine fliegt trotzdem.
Sie erzeugt Ihren CO2-Anteil auch wenn Ihre Plätze leer bleiben. Erfolgreich ist Ihr Verzicht nur dann, wenn die übrigen Reisenden ebenfalls verzichten, und zwar für Hin- und Rückflug der Maschine. Nur dann bleibt sie tatsächlich am Boden. So etwas kommt vor – wenn politische Unruhen in einem Urlaubsland den Tourismus lahm legen.
Wenn Sie zum Beispiel mit dem Flugzeug von Berlin nach Köln fliegen statt mit Ihrem Wagen zu fahren, sparen Sie also in Wahrheit CO2 ein. Nämlich den Anteil, den Ihr Wagen verheizt hätte. Vorausgesetzt, das Flugzeug fliegt sowieso, unabhängig davon, ob Sie drin sitzen oder nicht.
Einen interessanten Ausweg bietet die Organisation Atmosfair an. Sie zahlen als Ausgleich für Ihren Flug einen Betrag von rund fünfzig Euro. Atmosfair investiert Ihr Geld in alternative Energieprojekte in der dritten Welt. Das bedeutet, die Organisation spart Ihren CO2-Anteil an anderer Stelle wieder ein.
Alternative Energien ohne CO2-Produktion sind die einzige echte Alternative. Denn nehmen wir an, wir könnten mit einem privaten Reiseboykott die Zahl der Flüge und Schiffsreisen fühlbar verringern. Dann würden die Erdölvorräte der Erde wenige Jahre länger halten. Aber am Ende wären sie trotzdem verbraucht, und die vom Gesamterdöl verursachte CO2-Emission befände sich schließlich doch in den oberen Schichten der Atmosphäre.
Aber die Statistiker gehen nicht von einer Verlangsamung aus. Zur Zeit sind pro Jahr ungefähr eine Milliarde Reisende weltweit unterwegs. Bis 2030 wird sich diese Zahl aller Voraussicht nach verdoppeln. Die Zeiten, wo nur Europäer, Japaner und Nordamerikaner um die Welt reisten, sind vorbei. Damit steckt unser gutes Gewissen in einem Dilemma:
Benehmen wir uns ethisch verantwortlich, wenn wir die Zahl der Reisenden mit aller Macht beschränken? Gut für die Ökobilanz, aber ungerecht gegenüber Chinesen, Indern und anderen Völkern, die endlich auch einmal ein Stück der übrigen Welt kennenlernen wollen. Sollen wir ihnen den Zugang zu Autos, Fernreisen und stromverbrauchenden Gütern verwehren?
Oder ist es moralisch anständiger, allen Menschen den Wohlstand anzubieten, der uns Europäern selbstverständlich ist? Die Unterschiede zwischen arm und reich zu verringern, brächte auch uns Vorteile. Weniger Geld wäre nötig, um Krisen weltweit zu bekämpfen. Terrorismus verlöre an Boden. Rüstungsausgaben könnten sinken. Dafür würde die ökologische Last, die unser Planet zu tragen hat, stark anwachsen. Alle eingesparten Gelder müssten nun ausgegeben werden, um die Folgen auszugleichen.
Jeder von uns kann einiges tun:
- Mit dem Fahrrad fahren statt mit dem Auto.
- Auf öffentlichen Nahverkehr umsteigen.
- Bio-Lebensmittel aus der Region bevorzugen.
- Weniger Fleisch essen.
- Weniger konsumieren, weniger wegwerfen.
- Langlebige Güter länger nutzen, reparieren statt neu kaufen.
Diese Maßnahmen nutzen vor allem uns selbst. Wir sparen Geld und leben gesünder. Wenn Sie weniger Auto fahren, entlasten Sie zudem regional Ihre Umwelt. Also dort, wo Sie wohnen. Größere Effekte sind jedoch nur zu erreichen, wenn die ganze Gesellschaft an einem Strang zieht.
veröffentlicht im September 2013 © by www.berlinx.de
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