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Was Konfuzius und Co. uns heute lehren

Chinesische Weis­heiten stehen hoch im Kurs. Doch welches Denken ist typisch chinesisch? Wer hat die alten Bücher wirklich gelesen? Nach unserem Crash-Kurs können Sie mitreden.

Lange Zeit glaubten die Europäer, Philosophie hätte sich nur im alten Griechenland entwickelt. Thales, Sokrates und Aristoteles galten als ihre Erfinder. Seit China eine Weltmacht geworden ist, entdecken wir auf einmal, dass die Chinesen eine ebenso alte Tradition besitzen. Am bekanntesten sind Konfuzius und Laotse, die ein halbes Jahrtausend vor Christus lebten.

Konfuzius setzte die Moral an die Stelle der Götterfurcht. Sein Ideal war der wohlgeordnete Staat. Die Oberen regieren als unbestechliche Vorbilder gehorsame Untertanen. Er bekämpfte Korruption und andere Formen von Betrug im Amt.

Laotse vertrat dagegen den Weg der Innerlichkeit. Wer einfach und aufrichtig lebt, braucht staatliche Willkür nicht zu fürchten. Der Weise mischt sich nicht in politische Streitereien ein. Er widmet sich seiner Selbstvervollkommnung. Geduld und Gemütsruhe sind seine wichtigsten Tugenden.

Ob äußerer oder innerer Weg – es gibt zahlreiche Gemeinsamkeiten im altchinesischen Denken. Das Weltbild beruht auf dem Tao – dem Rechten Weg. Er ist die große Einheit, aus dem die Lebensenergie, das Qi, hervorgeht. Das Qi hat eine Doppelnatur, die Gegensätze von Yin und Yang.

Laotse und andere Denker leiteten daraus eine Reihe von Lebensmaximen ab, die auch in unseren unsicheren Zeiten uns Westeuropäern Orientierung geben können. Wir stellen ihnen sieben Leitsprüche vor.

Die Wolken mit dem Wind ziehen lassen. Der Weise stellt sich nicht der Natur entgegen, sondern passt sich in ihre Ordnung ein. Konfuzius meinte, wenn Ordnung im Lande herrscht, verhalten sich auch die Menschen weise. Wenn Unordnung herrscht, werden wir verleitet, uns wie Narren zu benehmen.

Das weiche Wasser besiegt den härtesten Stein. Das ist der Kernsatz des Laotse. Geduld und kleine Schritte führen eher zum Ziel als große Hauruck-Aktionen. Auch der mächtigste Strom verachtet kleine Bäche nicht, die in ihn hineinfließen und sein Wasser auffüllen.

Auf Ameisenhügel achten. Han Fei sagte: „Der Mensch stolpert nicht über Berge, sondern über Ameisenhügel.“ Ob Ehe oder berufliche Projekte: Wir scheitern, weil wir über großen Plänen die Kleinigkeiten vernachlässigen. Der Narr fürchtet den Drachen und übersieht die Ameisen, die seine Ernte davontragen.

Mit dem Strom treiben lassen. Himmel und Erde sind mächtig und gehorchen dennoch den Gesetzen der Harmonie. Nur ein Narr könnte glauben, er sei mächtiger und könne sich der Harmonie der Welt entgegenstemmen. Der schwache Mensch ist weise, wenn er sich in den Strom des Weltenlaufs einfügt.

Dem Weg der Sonne folgen. Die Sonne scheint immer gleich, egal, ob ihr jemand zusieht oder nicht. Egal, ob Wolken sie verdecken oder der Himmel blau ist. Konfuzius sagte: „Nicht dass einen niemand beachtet, sollte einem Sorgen machen; man sollte sich vielmehr darum bemühen, ein beachtenswerter Mensch zu werden.“

Rechtzeitig stolpern schützt vor schweren Stürzen. „Fehler begehen und sich nicht ändern, das heißt fürwahr Fehler begehen!“ heißt es bei Konfuzius. „Die Fehler des edlen Menschen sind wie Sonnen- und Mondfinsternisse. Alle Menschen sehen sie. Und machen sie ihre Fehler wieder gut, so blicken alle auf zu ihnen.“ Der Weise erkennt seine Fehler, gesteht sie ein und lernt aus ihnen.

Wer sich ins Licht stellt, wird sichtbar. Kleine Kinder halten sich die Augen zu und rufen: Du siehst mich nicht! Erwachsene sollten wissen, dass wer sich ins Rampenlicht stellt, besonders scharf beobachtet wird. Man kann andere nur von sich überzeugen, wenn man selbst ein Vorbild für seine Lehren ist. „Das Böse in sich selbst bekämpfen und nicht erst das Böse in anderen angreifen – hieße das nicht, die Bosheit ausmerzen?“ fragt Konfuzius.

Die Zitate entnahmen wir dem Sammelband: So sprach der Weise. Chinesisches Gedankengut aus drei Jahrtausenden. Übersetzt von Ernst Schwarz. Berlin 1995.

Buchtipps:
Konfuzius: Gespräche. Reclam, € 5,–
Lao tse: Tao-Tê-King. Reclam, € 4,–

veröffentlicht im Juli 2013 © by www.berlinx.de

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