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Die dunkle Seite menschlicher Beziehungen

Kennen Sie Intrigen nur aus Filmen oder waren Sie selbst schon einmal ihr Opfer? Haben Sie gar selbst mal eine Intrige angezettelt? Welche Art von Täuschung kommt zum Ein­satz? Wie kann man die böse Ab­sicht er­ken­nen und ver­eiteln? Alles Wissens­werte von Egonet.

Jago gibt sich als treuer Gefolgs­mann von Othello aus. Er erkennt die schwache Stelle seines Chefs – die Eifersucht. Ein Taschentuch soll die vermeintliche Untreue von Des­demona beweisen. Die Intrige hat Erfolg. Othello ersticht seine Geliebte, die vergeblich ihre Unschuld beteuert.

Intrigen sind der Stoff, aus dem Filme und Romane entstehen. Das Muster ist immer das gleiche. Der Intrigant gibt sich als besorgter guter Freund aus. Er flüstert von Betrug und Feindschaft, um Menschen aufeinander zu hetzen und selbst als lachender Dritter den Sieg einzuheimsen. Die Intrige ist eine verfeinerte Form des Lüge. In eine Intrige sind mindestens drei Personen verwickelt – der Intrigant selbst, sein Opfer und eine ahnungslose Person, die der Intrigant als vermeintlichen Bösewicht gegen das Opfer ins Rennen schickt. Das Opfer richtet seinen Zorn auf diese dritte Person.  Der Intrigant kann dadurch das Geschehen ungefährdet von außen beobachten.

Ein offenes Klima des Vertrauens ist die beste Vorbeugung gegen Intrigen. Wo dagegen ein Klima des Misstrauens herrscht und Probleme unter den Tisch gekehrt werden, entwickeln sich selbst brave Durchschnitts­bürger zu Intriganten. Wo Kritik nicht offen geäußert werden kann, greift man eben zu Verleumdung und Fallen, um den missliebigen Kollegen zu bestrafen. Je mehr Pfründe im Spiel sind und je mehr Leerlauf im Arbeits­alltag herrscht, desto stärker blühen die Intrigen.

Die wichtigsten Formen der Intrige sind:
Der Angriff über Dritte: Person A greift Person B an, doch nicht aus eigenem Antrieb, sondern aufgrund der Einflü­sterungen einer Person C, die im Hintergrund bleibt.
Die Schwachstellen­attacke: Die Person C macht die Kollegen ständig auf eine Schwachstelle der Person A aufmerksam, angeblich um ihr zu helfen. Am Ende wirkt die gesamte Person A schwach und hilfebedürftig, ungeeignet für Aufstieg und verantwortungsvolle Aufgaben.
Der Doppelagent: Die Person C gibt sich als besorgter Freund sowohl der Person A als auch der Person B aus und hetzt beide aufeinander, indem er A bei B und B bei A verleumdet.
Das Komplott: Die Person C verbündet sich mit den Personen B, D und E, um A anzuklagen. Im Streitfall steht dann nicht Aussage gegen Aussage, sondern die Aussagen von vier Personen gegen eine.

Die wichtigsten Mittel, die Intriganten zum Einsatz bringen, sind:
Denunziation: Einseitige oder falsche Information über einen Dritten hinter dessen Rücken in Umlauf bringen.
Fallen stellen: Indem man das arglose Opfer zu einem bestimmten Verhalten reizt, wird das vorher ausgestreute Gerücht bestätigt.
Misstrauen säen: Verhält sich das Opfer untadelig und geht nicht in die Falle, äußert der Intrigant Zweifel an den guten Absichten. Verbirgt sich hinter dem scheinbar eifrigen Einsatz für die Firma nicht böser Eigennutz oder gar Verrat?
Anonyme Mails und Briefe: Auch wenn anonyme Verleumdungen empört abgewiesen werden – ein Restzweifel bleibt doch.
Anspielungen auf Privates: Sie sind kaum zu überprüfen und nähren den Verdacht, hinter dem korrekten Verhalten in der Firma könnten Abgründe verborgen sein.

Intrigen tarnen sich als Freundschaft und gute Absichten. Wie können Sie sie erkennen, ohne alle Kollegen und Freunden grundsätzlich zu misstrauen? Ihre Alarmglocken sollten schrillen, wenn:

  • ein naher Freund oder Kollege Ihnen Gerüchte über einen Dritten erzählt, die Sie veranlassen könnten, diesem Dritten in Zukunft mit Misstrauen zu begegnen.
  • Ihr Freund Sie bittet, einen Dritten an seiner Stelle öffentlich zu kritisieren oder in anderer Weise verbal anzugreifen.
  • im Team sich eine Atmosphäre des Misstrauens und der Vorsicht gegen bestimmte Kollegen sich ausbreitet, ohne dass sich der Urheber dieser Anklagen zu erkennen gibt.

Das wichtigste Gegenmittel gegen Intrigen lautet: Sorgen Sie für Klarheit! Fragen Sie nach: Worauf beruht das Gerücht? Gibt es Beweise? Wer hat die Behauptung in die Welt gesetzt?

Zahlen Sie die Intrige auf keinen Fall mit gleicher Münze heim! Eine Gegen­intrige zu inszenieren – das klappt höchstens in der Filmkomödie. In der Wirklichkeit wird das durchsichtige Manöver schnell erkannt und wirkt wie ein Schuld­ein­geständnis. Jemanden zu einer Gegen­intrige reizen kann sogar der raffinierte Trick des Intriganten sein, um sein Opfer endgültig in seinen Netzen zu fangen.

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veröffentlicht im Mai 2010 © by www.berlinx.de

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