Wie Sie erreichen, dass man gut über sie spricht
Im ersten Teil machten wie Sie mit den psychologischen Grundlagen eines guten Leumunds vertraut. Heute nennt Ihnen Egonet die wichtigsten Regeln aus der Praxis, mit denen Sie Ihre Reputation begründen und festigen.
Der erste Eindruck stellt die Weichen. Ein misslungener Einstieg in eine Bekanntschaft ist später kaum noch zu reparieren. Es kommt nicht darauf an, einen glänzenden Auftritt hinzulegen. Im Gegenteil, der Versuch, den Charmeur zu spielen, geht meist nach hinten los. Bleiben Sie Sie selbst. Für einen gelungenen ersten Eindruck genügen folgende Regeln:
- Benehmen Sie sich natürlich und zugleich höflich.
- Vermeiden Sie jede Art von Übertreibung – weder impulsive Ausbrüche noch miesepetrige Verschlossenheit wirken anziehend.
- Wichtiger als eine überzeugende Inszenierung Ihre Auftritts ist es, einen negativen Ersteindruck zu vermeiden. Das betrifft Unhöflichkeiten im Namen der Spontaneität, schnelle Vertraulichkeiten und intime Geständnisse sowie Unbekannten erst einmal mit erklärtem Misstrauen zu begegnen.
Wenn Sie sich bekannt gemacht haben, ohne in ein Fettnäpfchen zu treten, können Sie den ersten, noch recht vagen Eindruck schrittweise ausbauen:
Verhalten Sie sich berechenbar. Spätere Informationen nutzen wir, um erste Eindrücke zu bestätigen. Sie hatten jemanden als zuverlässig kennengelernt, erfahren aber nun, dass er seine Schulden nicht zurückzahlt. Dann werden Sie zunächst eine unverschuldete Notlage vermuten. Hatten Sie aber vom ersten Eindruck ein Misstrauen zurückbehalten, werden Sie diese Informationen ganz anders bewerten: „Ich wusste gleich, dass man dem nicht trauen kann.“
Widersprüche zwischen dem ersten Eindruck und späterem Verhalten wecken unseren Argwohn. Wann kam der wahre Charakter zum Vorschein? Am ersten Abend oder jetzt? Wir lernen unsere Mitmenschen nur in wenigen Ausschnitten ihres Lebens kennen. Von diesen schließen wir auf die Gesamtpersönlichkeit. Diese knappen Kontaktminuten sind also äußerst wichtig für den guten Ruf. Dies sind die wichtigsten Regeln für Ihr „Impression Management“:
- In ähnlichen Situation ähnliches Verhalten zeigen zeugt von einer stabilen Persönlichkeit.
- Wer gepflegt und mit unauffälliger Eleganz auftritt, wirkt zuverlässig.
- Erzählen Sie nüchtern von Ihren Erfolgen. Was Sie aus Bescheidenheit verschweigen, kann leider nicht zu Ihrem guten Ruf beitragen. Oder noch schlimmer – andere schmücken sich mit Ihren Lorbeeren. Entscheidend ist hier das Wort „nüchtern“. Wer prahlt, weckt den Eindruck, fehlende Leistung durch starke Worte zu ersetzen.
- Fremde beurteilt man strenger, weil positive Vor-Informationen fehlen. Guten Bekannten verzeiht man vieles. Sorgen Sie also dafür, dass Kunden, Vorgesetzte und Kollegen anderer Abteilungen Sie kennen.
- Wenn Sie Hausarbeit verrichten, sorgen Sie dafür, dass Ihr Partner es mitbekommt: „Ich putze gerade das Bad. Soll ich dir bei der Gelegenheit ein neues Handtuch hinhängen?“ In der Firma bringen Sie Ihre erledigte Arbeit selbst zum Chef. Geben Sie Ihre Akten keinesfalls aus Bequemlichkeit einem Kollegen mit. Wir neigen dazu, eine Leistung gedanklich mit der Person zu verknüpfen, durch die wir von der Leistung erfahren. Schon in Antike wurden Boten von Siegen fürstlich belohnt, aber Unglückboten erschlagen.
- Sagen Sie rechtzeitig Bescheid, wenn Sie einen Termin oder ein Versprechen nicht einhalten können. Damit wirken Sie zuverlässig. Die Hoffnung, andere könnten Ihr Versprechen vergessen haben, trügt meist.
- Äußern Sie über jedermann nur gute Meinungen. Auch über abwesende Dritte. Öfter als Sie denken wird weitererzählt, wie Sie über Hinz und Kunz urteilen. Erzählen Sie nur Gutes, werden Hinz und Kunz sich auch gern in Ihrer Abwesenheit positiv über Sie äußern. Und sie werden sich bemühen, Ihrer guten Meinung gerecht zu werden. Einzige Ausnahme von dieser Regel: Gemeinsame Gegner. Übereinstimmende Ablehnung kann eine Gruppe zusammenschweißen. Doch auch da ist Fairness im Urteil angebracht.
Überlegen Sie genau, welche Informationen Sie von sich preis geben. Immer wieder warnen Datenexperten vor der Neugier künftiger Arbeitgeber. Personalchef durchforsten das Internet und stoßen dabei auf freizügige Partyfotos oder Blogs ihres Bewerbers. Dort enthüllt er, dass schon in der Schule Alkohol und Krankfeiern Teil seines Alltags waren. Von seiner Entdeckung verrät der Arbeitgeber natürlich nichts, wenn er dem ahnungslosen Bewerber seine Ablehnung schickt. Auf weitere Bewerbungen erntet er weitere Ablehnungen. Denn auch Arbeitgeber nutzen das Internet und informieren sich gegenseitig über faule Früchte unter den Schulabgängern.
Welchen Ruf hätten Sie gern? Schreiben Sie eine Liste fünf wichtiger Eigenschaften, die Ihre Mitmenschen an Ihnen rühmen sollten. Möchten Sie als diszipliniert, sachlich, korrekt, treu und sparsam bekannt sein? Oder lieber als fröhlich, genussfreudig, kontaktfreudig, großzügig und hilfsbereit? Es sollten auf jeden Fall Charakterzüge sein, die Sie verkörpern können, ohne sich verstellen zu müssen.
Geben Sie im Internet und anderen dauerhaften Dokumenten nur noch solche Informationen von sich preis, die zu diesen fünf Eigenschaften passen. Im alltäglichen Verhalten ist es nicht so schlimm, wenn Ihnen mal ein Ausrutscher passiert. Nehmen wir an, Sie bemühen sich um den Ruf, großzügig zu sein. Dann verweigern Sie Ihrer Freundin fünfzig Euro, weil es Sie ärgert, dass sie Sie ständig anpumpt. Damit zeigen Sie: Ihre Großzügigkeit hat Grenzen. Sie lassen sich nicht ausnutzen. Gelegentliche Abweichungen werden Ihren Ruf nicht zerstören, sondern lassen Ihr Verhalten ehrlich wirken. Wahrhaftiges Verhalten ist niemals perfekt.
Planen Sie gezielte Aktionen, die Ihren Ruf festigen. Erfolgreiche Firmen machen es uns vor. Um ihre Marken mit einem positiven Image zu umgeben, nutzen sie vor allem zwei Strategien:
- Sie betreiben Werbung, mit dem Ziel, Ihre Marke bekannt und beliebt zu machen.
- Sie nutzen Spenden und Sponsoring, um sich als Förderer der Gemeinschaft darzustellen.
Eine bekannte Marke zu besitzen, ist viel Geld wert. Sie brauchen nur einmal im Supermarkt in das Regal eines beliebigen Lebensmittels zu schauen. Vergleichen Sie den Preis eines bekannten Markenartikels mit einem gleichwertigen No-Name-Produkt. Die bekannte Marke kostet oft das Doppelte. Das sind für die Firma hundert Prozent Extraprofit. Das ist der Preis, den ein guter Ruf erzielt. Es lohnt daher für die Firmen, allein mit ihren Werbeausgaben Dutzende von Fernsehsender zu finanzieren. Zahlreiche Großveranstaltungen und teure Forschungen könnten ohne ihre Sponsorengelder nicht stattfinden.
Warum aber spenden Privatpersonen, deren Namen niemand erfährt? Jedes Jahr spenden die Deutschen drei bis fünf Milliarden Euro. Die Hauptmotivation ist sicher Hilfsbereitschaft und der Wunsch, Organisationen mit sympathischen Zielen zu unterstützen. Anderen Gutes tun fördert aber auch die eigene Selbstachtung. Selbstachtung ist der gute Ruf, den Sie bei sich selbst haben. Er ist ein zentraler Faktor des seelischen Wohlbefindens. Wer strebt nicht danach, eine gute Meinung von sich selbst zu erlangen?
Doch Selbstachtung tut nicht nur Ihnen selbst wohl. Ihre Mitmenschen spüren sehr genau, ob Sie gut über sich selbst denken. Ihre Meinung über sich färbt auf die übrigen ab. Wer sich selbst achtet, dem begegnen auch andere unwillkürlich mit Hochachtung. Es lohnt daher, von Zeit zu Zeit gezielt an Ihrem guten Ruf zu arbeiten. Einige Vorschläge:
- Laden Sie Ihre Kollegen oder Ihre Familie ein, um Ihre jüngste Heldentat mit Ihnen zu feiern.
- Präsentieren Sie auf Ihrer Homepage in sachlicher Sprache eine Liste Ihrer Erfolge.
- Entfernen Sie aus dem Internet – so weit möglich – alle Texte und Fotos, die ehrenrührig für Sie sein könnten.
- Spenden Sie für eine Organisation, mit der Sie sich identifizieren. Erwähnen Sie gelegentlich – nicht öfter als ein- bis zweimal – dass und warum Sie dafür spenden.
- Versprechen Sie niemals etwas aus einer spontanen Laune heraus, was Sie schon am nächsten Tag vergessen haben. Leute, die ständig großartige Versprechen abgeben, nimmt niemand ernst. Gehen Sie mit Versprechen sparsam um. Was Sie zusagen, müssen Sie auch erfüllen.
- Beteiligen Sie sich nicht am Erfinden und Verbreiten von Gerüchten. Geben Sie niemals als sichere Wahrheit aus, was Sie nur vom Hörensagen kennen. Wenn Sie etwas nicht selbst erlebt haben, sagen Sie genau, welches und wie zuverlässig Ihre Quellen sind.
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Veröffentlicht im November 2010 © by www.berlinx.de
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