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Immer noch ist das Thema Hypnose mit viel Mystik, Unwissen und falschen Vorstellungen behaftet. EGONet berichtet aus erster Hand über praktische Erfahrungen zu diesem spannenden Thema.

Während meines Studiums wohnte ich einmal einem Vortrag bei, in dem ein Arzt und Hypnotiseur einiges zum Thema Hypnose erzählte und anschließend eine praktische Vorführung folgen ließ.

Zuerst wurde ein allgemeiner Test durchgeführt.
Man mußte die Hände falten, und der Hypnotiseur zählte bis drei und sagte, jetzt können sie die Hände nicht mehr auseinander bekommen. Bei ca. der Hälfte der Anwesenden war dies dann tatsächlich der Fall und erst bei Rücknahme der Formel lösten sich die Hände wieder. Aus dieser Gruppe bat er dann Raucher nach vorn, um ihnen das Rauchen abzugewöhnen.

Der praktischen Demonstration vorangehend, erklärte er uns die Funktionsweise des nachfolgenden Vorganges:

Die menschliche Lunge ist ein sehr sensibles Organ. Normalerweise wehrt sie sich gegen schädliche Gase. Ein Nichtraucher, welcher zum erstenmal eine Zigarette inhaliert muß deshalb unweigerlich husten. Das Rauchen angewöhnen ist nichts anderes, als die Lungennerven durch langsames Gewöhnen abzustumpfen, genau wie zum Beispiel ein Gitarrist durch ständiges Üben seine Fingerkuppen desensibilisiert und nach einiger Zeit keinen Schmerz durch die scharfen Saiten mehr spürt.

Ziel der Suggestion ist es also, die natürlichen Abwehrkräfte der Lunge wieder zu aktivieren bzw. zu sensibilisieren.

Folgender Vorgang spielte sich dann ab:

Die vier freiwilligen Versuchspersonen mußten sich eine Zigarette anzünden und daran ziehen. Der Hypnotiseur sprach dann sinngemäß folgende Formel: ”Beißender, ätzender Rauch dringt ein in deine Lunge. Deine natürlichen Abwehrkräfte erwachen wieder. Deine Lunge wehrt sich gegen diesen ungesunden Qualm und du spürst einen Hustenreiz. Dieser Reiz wird immer stärker und stärker. Du kannst dich nicht mehr dagegen wehren. Du mußt husten”

Daraufhin fingen alle vier fürchterlich an zu husten, und der Appetit auf eine Zigarette war Ihnen sichtlich genommen und sogar einem Widerwillen gewichen.

Wie der Zufall so spielte, erzählte mir ein Bekannter ein paar Tage später, dass er sich das Rauchen unbedingt abgewöhnen wollte, es aber nicht schaffe, da die Sucht zu stark oder sein Wille zu schwach sei.

Da mir die oben geschilderte Veranstaltung noch gut im Gedächtnis war, schlug ich ihm vor, ihn nach gleichem Schema zu behandeln.

Obwohl ich es nicht zugab, war ich selbst sehr verblüfft, dass ich den selben Effekt wie der bekannte Arzt erzielte.

Nach dem Hustenanfall war meinem Kumpel jede Lust am Rauchen erst einmal gründlich vergangen. Dieser Effekt hielt dann zirka zwei Tage an. Danach verspürte er wieder Appetit auf eine Zigarette. Daraufhin wiederholten wir die Suggestion mit gleichem Erfolg.

Solange ich diesen Kommilitonen im Auge behielt, blieb er Nichtraucher.

Logischerweise wiederholte ich dieses Experiment dann mit vielen freiwilligen Rauchern und habe folgende Erfahrung gemacht:

  • Neun von zehn Rauchern kann ich in der ersten Sitzung zum Husten bringen.
  • Die Abneigung gegen das Rauchen hält zwischen einem und drei Tagen an. Danach liegt es am Willen des Rauchers, ob er wieder anfängt oder nicht.
  • Die Hypnose kann also keine Wunder bewirken, aber sie kann eine sehr gute Einstiegshilfe zum Abgewöhnen sein. Gerade die ersten Tage fallen einem passionierten Smoker ohne Rauchware bekanntlich besonders schwer.

Falls Sie selbst schon mehrfach vergeblich versucht haben sich das Rauchen abzugewöhnen und die Probe aufs Exempel machen wollen, bin ich gern dazu bereit (sofern Sie im Raum Berlin wohnen), auch bei Ihnen mein Wissen und meine Erfahrung anzuwenden.

Schicken sie einfach ein Email ans EGONet.

In der nächsten Ausgabe von EGONet lesen Sie:

Wenn die Hypnose zur tiefen Trance führt.
Plötzlich sagte der Proband zu mir, „ …ich kann mich gar nicht erinnern, dass ich gehustet habe…”

November 1998 © by www.berlinx.de

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