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7 mal Fitness für die gute Laune

Ihre Muskeln und ihre Ausdauer können Sie trainieren, ja sogar Ihr Gedächtnis. Aber Gefühle? Wie Sie Ihre Stimmung und Ihre Emotionen schrittweise ins Positive wenden, verrät Ihnen Egonet.

Dass wir unseren und Körper und das Gedächtnis durch Training fit machen können, bezweifelt kaum noch jemand. Selbst Intelligenz ist trainierbar. Wer mehrmals an einem IQ-Test teilnimmt, wird am Ende sein Ergebnis um mehrere Punkte steigern. Nur wenn es um Gefühle geht, sind die meisten Menschen skeptisch. Ist der Grad an Frohsinn nicht angeboren? Ob wir zu Wut, Freude, oder Grübeleien neigen, ist das nicht eine Frage des Temperaments? Der Gene?

Nachdem die Psychologie die guten Gefühle Jahrzehnte lang vernachlässigt hatte, erlebte die Glücksforschung in den letzten Jahren einen rasanten Aufschwung. Die Niederlande richteten eine Weltdatenbank ein, in der Ergebnisse der Glücksforschung aus aller Welt gesammelt werden. Ein Vergleich aller Daten ergibt: 50 Prozent der Glücksfähigkeit ist angeboren. Die Lebensumstände, unter denen man aufwächst, machen 10 Prozent des Glücks aus. 40 Prozent Ihres Glücksempfindens beeinflussen Sie selbst. Das bedeutet: Aus einem geborenen Pessimisten wird wahrscheinlich kein strahlender Überflieger werden. Aber mit klugen Verhaltensweisen kann er ein glücklicheres Leben führen als die meisten seiner Zeitgenossen.

Dostojewski ließ in seinem Roman Die Dämonen eine seiner Figuren sagen: „Der Mensch ist unglücklich, weil er nicht weiß, dass er glücklich ist.“ In der Tat hängt Glück von der Einstellung ab, nicht von Geld und andere Gütern. Zumindest, so lange man mindestens ebenso viel verdient wie Gleichaltrige und das Einkommen mit den Jahren steigt. Das zeigte eine Studie des Soziologen Glenn Firebough von der University of Pennsylvania. Eine große Liebe, eine beruflicher Erfolg oder ein Lottogewinn erhöhen das Glück nur etwa ein Jahr lang. Danach sinkt die Stimmung wieder auf das Ausgangsniveau zurück.

Es ist jedoch möglich, dieses Ausgangsniveau zu erhöhen. Allerdings nicht mit dem Dostojewski-Rezept. Mir einzureden, ich sei ja glücklich, wenn ich mich deprimiert fühle, nutzt nichts. Das Wissen, dass jeder Gesunde einen Marathonlauf schaffen kann, befähigt mich ja auch nicht, von heute auf morgen die 42 Kilometer zu bewältigen. Ich muss trainieren. Das gilt auch für die Glücksfähigkeit.

Die Forscher haben weltweit untersucht, welche Verhaltensstrategien das subjektive Glück erhöhen. Wenn Sie jeden Tag einige Minuten folgende Glücksübungen durchführen, werden Sie mit der Zeit glücklicher werden. Auch wenn Ihre äußeren Lebensumstände sich nicht verbessern. Diese Regeln sind nicht neu. Doch wenn Sie sie täglich und systematisch befolgen – als Ihr persönliches Glückstrainingsprogramm – werden Sie Ihr Leben verändern.

Tun statt grübeln. Statt bei Konflikten zu grübeln, handeln Sie. Wenn Sie sich nicht entscheiden können, würfeln Sie. Stellt sich Ihre Entscheidung hinterher als verkehrt heraus, korrigieren Sie sich mit neuen Entscheidungen und neuen Handlungen. Etwas unternehmen, selbst wenn es schief geht, macht zufriedener, als aus Unsicherheit gar nichts zu tun.

Negative Gedanken in positive umformen. Es genügt nicht zu sagen: Denke positiv! Ihr Denkstil ist durch lange Gewohnheiten geformt. Haben Sie über Jahre Sätze gedacht wie: „Das klappt nie“ oder „Das schaffe ich nicht“? Dann genügt es nicht, sich zur Ordnung zu rufen. Formulieren Sie statt dessen jeden negativen Gedanken in einen positiven um, zum Beispiel „Ich probiere es“ oder „Wenn es schief geht, habe ich zumindest etwas dazu gelernt“. Es ist zunächst nicht wichtig, dass der positive Gedanke Ihnen realistisch erscheint. Das kommt mit der Zeit, mit positiven Erfahrungen. Wichtig ist der Blickwechsel. Wenn Sie diese Übung sechs Wochen durchhalten, werden sich Ihre Denkgewohnheiten in Richtung Optimismus verwandeln.

Erfolgserlebnisse sammeln. Schlechte Erfahrungen prägen unser Empfinden fünfmal so stark wie positive. Das hat einen guten Grund. Wir nehmen sie als Warnung vor Gefahren. Doch dieser Mechanismus, der unsere Vorfahren schützte, ist in unserem relativ sicheren Alltag eher von Nachteil. Abhilfe: Notieren Sie von nun an systematisch jedes noch so kleine gute Erlebnis. Rücken Sie so Ihren Blickwinkel wieder zurecht. Schauen Sie sich am Wochenende Ihre Wochenbilanz noch einmal an. Loben Sie sich für Ihren Anteil an Ihren Erfolgen. Sammeln und verstärken Sie, was in Ihrem Leben klappt.

Tun Sie, was sie lieben. Unser Leben ist voll unangenehmer Pflichten. „Ich soll“ und „ich muss“ bestimmt unser Leben. Reduzieren Sie Ihre Pflichten auf ein Minimum. Lernen Sie, „Nein“ zu sagen. (Anleitung dazu in unserem Beitrag Sagen Sie nicht Ja, wenn Sie Nein meinen Der Schlüssel zu mehr Durchsetzungsvermögen) Auch wenn Sie sich langweilen oder sich überflüssig vorkommen: Tun Sie etwas, dass Sie als sinnvoll empfinden. Lernen Sie eine Fremdsprache, ein Musikinstrument oder Jonglieren. Joggen Sie oder unternehmen Sie eine Radtour. Ziele und sinnvolles Tun heben das Glücksniveau.

Leben Sie extravertiert. Kontaktfreudige, gesellige Menschen nennt man extravertiert, stille, in sich gekehrte Charaktere introvertiert. Extravertierte sind nicht nur äußerlich fröhlicher, sie fühlen sich auch innerlich glücklicher. Die Forschung zeigte: Auch Introvertierte fühlen sich besser, wenn sie an extravertierten Aktivitäten teilnehmen. Gehen Sie unter Leute, veranstalten Sie eine Party, bringen Sie Menschen zusammen. Schauen Sie sich im Fernsehen lieber eine Comedy als ein trauriges Drama an. Noch besser: Rufen Sie gute Freunde an statt den Abend vor dem Fernseher zu verbringen. Je mehr extravertierte Momente Sie in Ihr Leben einbauen, um so höher steigt Ihr Glücksniveau.

Seien Sie mit dem Zweitbesten zufrieden. Eine große Bank machte sich kürzlich in einem Werbespot über Leute lustig, die nur das Zweitbeste verlangen. Zu Unrecht. Wer immer nach dem Besten strebt, kommt nie ans Ziel. Ständig quält ihn der Verdacht, irgendwo warte noch ein besserer Job, Gewinn oder Ehepartner auf ihn. Die Forschung ergab: Glückliche sind nicht nur zufrieden mit dem, was sie haben, sondern akzeptieren auch, was sie nicht haben. Unglückliche sind ebenfalls zufrieden mit dem, was sie haben. Was sie nicht haben können, ist ihnen dagegen eine ständige Quelle des Unglücks. Unsere Konkurrenzgesellschaft lebt vom Streben nach dem immer Besseren. Doch sie bringt damit viele Menschen hervor, die nie zufrieden sind.

Verklären Sie Ihre Erinnerungen. In Filmen und in der Wirklichkeit finden Sie haufenweise Leute, die sich über ihre Vergangenheit beklagen. Sie fühlen sich als Opfer Ihrer Gene, Ihrer Eltern und von Schicksalsschlägen. Doch genauere Studien zeigten: Das meiste ist Einbildung. Glückliche hatten im Schnitt keine bessere Kindheit. Sie haben jedoch die besseren Erinnerungen. Sie verklären ihre Vergangenheit. Sie sehen ihre Jugend durch eine rosa Brille. Sie sind ihren Eltern dankbar und verzeihen ihnen ihre Fehler. Vor allem übernehmen sie als Erwachsene selbst die Verantwortung für ihr Leben. Versuchen Sie von nun an, sich gezielt an die schönen Seiten Ihrer Vergangenheit zu erinnern. Je besser Sie Ihre Vergangenheit beurteilen, desto gelassener werden Sie in die Zukunft blicken.

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Veröffentlicht im März 2006 © by www.berlinx.de

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