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Was Sie aus der Rede­weise anderer erfahren können

Nicht nur Aussehen und Charakter, sondern auch die Sprech­weise verrät uns viel über das Wesen anderer Menschen. Wir sagen Ihnen, worauf Sie achten sollten.

Haben Sie schon einmal gedacht: „Wie redet denn der mit mir?“ Es sind zwei unter­schiedliche Gesprächs­stile aufeinander getroffen. Im Normal­fall gehen wir davon aus, dass wir alle eine Sprache sprechen – deutsch. Unterschiede in der Rede­weise schreiben wir indivi­duellen Motiven zu, zum Beispiel:

  • persönlichen Absichten: „Sie mag mich nicht.“
  • fehlendem Intellekt: „Er ist zu blöd.“
  • Charakter­fehlern: „Sie ist unhöf­lich. Er ist rück­sichtslos.“

Doch der Gesprächsstil verrät mehr. Wenn Sie auf die Feinheiten hören, können Sie wie ein Sherlock Holmes Ihr Gegen­über ent­larven. Selbst dann, wenn er vermeidet, über sich zu sprechen. Folgende Infor­mationen geben Menschen über sich preis, sobald sie den Mund aufmachen:

Temperament. Redet die Person mehr oder weniger als Sie? Spricht sie offen über ihre Themen oder eher indirekt in Andeutungen? Ist ihre Redeweise eher nüchtern sachlich oder emotional und abwechs­lungs­reich?

  • Phlegmatiker reden wenig, ruhig und nüchtern.
  • Auch Melancholiker reden wenig, aber emo­tionaler und äußern sich indirekt.
  • Choleriker reden viel und neigen zu aufbrau­sender Empörung.
  • Sanguiniker reden gern, humor­voll, offen und emotional.

Ethnische Herkunft. Nur wer im Ausland aufwuchs, spricht mit Akzent. Auslän­disches Aussehen, aber reines Deutsch oder gar Dialekt verweisen auf einen Geburts­ort innerhalb Deutsch­lands. Wenn jemand Hemmungen im Ausdruck hat, kann es an der Herkunft liegen. Wer sich fremd fühlt, äußert sich oft vorsichtiger als jemand, der sich am Ort zu Hause fühlt.

Soziale Herkunft. Hier geht es um den Bildungs­grad und den Beruf der Eltern (bei Jüngeren) und den eigenen (bei Älteren). Gebildete Menschen haben einen größeren Wort­schatz und sprechen längere Sätze, die Neben­sätze enthalten. Schneiden Sie mehrere Themen im Gespräch an. Achten Sie darauf, wie Ihr Gegenüber darüber spricht. Dann gewinnen Sie einen Eindruck, aus welchem Milieu er stammt. Handwerker, Landwirt, Kellnerin, Bürokraft, Lehrer oder Arzt? Fragen Sie, welche Fernseh­sendungen und Filme jemand bevorzugt. Wer Almodovar-Filme schaut, bevorzugt oft auch politisches Kabarett und hat meist einen Hochschul­abschluss. Comedy von Mario Barth und Beziehungs­komödien passen eher zu Real- und Hauptschul­abschlüssen.

Geschlechterrollen. Ob jemand Mann oder Frau ist, sieht man (in der Regel) auf den ersten Blick. Die Redeweise verrät zusätzlich, wie sehr er sich mit der Geschlechter­rollen identifiziert. Macho, Softie oder homo­sexuell? Feministin, selbst­bewusstes Mädchen oder schüchternes Frauchen? Wer sich als „männlich“ oder starke Frau sieht, vermeidet im Gespräch, unterlegen zu wirken. Er/sie gibt Wissens­lücken nicht zu, stellt wenig Fragen und hält gern Vorträge über seine Ansichten. Wer sich eher weiblich oder als sensibler Mann sieht, gibt sich diplo­matisch, kann gut zuhören und bestätigt die anderen in ihren Ansichten statt zu wider­sprechen.

Religion. Wir ordnen Türken und Araber automatisch dem Islam zu. Aber ist er wirklich gläubig? Und wenn sie ein Kopf­tuch trägt, muss dahinter kein fana­tischer Glauben stecken. Sie bekennt sich vielleicht nur zu ihrer Herkunft oder trägt es, weil alle Frauen in ihrer Umgebung es tragen. In der Regel vermeiden wir Diskussionen über Glaubens­fragen. Doch wenn Sie über Werte sprechen – Treue, Wahrheit, Ehrlichkeit, Liebe – gewinnen Sie einen Einblick in die Weltan­schauung des Anderen. Themen wie der Tod oder die Seele geben den religiösen Hinter­grund preis. Um nicht in ein Fett­näpfchen zu treten, nutzen Sie eine harmlose Einstiegsfrage, zum Beispiel: „Glaubst du, dass Tiere eine Seele haben?“

Ein einzelnes Merkmal liefert nur Indizien. Auch ein Professor kann Fan von Mario Barth sein und eine angelernte Verkaufskraft Almodovar-Filme schauen. Wenn Sie mehrere Merkmale beachten, werden sich Lügner und Hochstapler jedoch durch ihre Gesprächs­stile entlarven.

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veröffentlicht im Oktober 2014 © by www.berlinx.de

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