Knickrigkeit ein positives Lebensgefühl?

(Mit Spartips der Redaktion EgoNet)

Statt finanzielle Engpässe schamvoll zu verschleiern, statt überteuerte Güter zu kaufen, nur um den Nachbarn zu imponieren, können Sie den Spieß auch umdrehen: Wer gibt weniger aus als ich? Mit praktischen Tips für die Schonung Ihres Portemonnaies.

Lange Zeit bewunderten wir Mitmenschen, die mit lockerer Gebärde durch Großzügigkeit und finanzielles Imponierverhalten von sich reden machten. Luxuriöse Autos, Jahrgangsweine, Fernreisen nach den Seychellen, antike Möbel und rauschende Feste, bei denen man nicht aufs Geld schaut – das galt über Jahrzehnte als Ausdruck von Wohlbefinden und persönlichem Erfolg. Inzwischen sind Zeiten leerer Kassen angebrochen. Alle Welt redet vom Sparzwang. Wer weiterhin mit dem Geld sichtbar um sich wirft, erregt nicht mehr nur Bewunderung. Sondern er muß sich vorwerfen lassen, ein Ökosünder zu sein und sich der Steuerhinterziehung verdächtigen lassen.

Die Gegenbewegung kommt aus Holland. Rob van Eeden, Arbeitsvermittler von Beruf, und seine Ehefrau, die Psychotherapeutin Hanneke von Veen, haben die Zeichen der Zeit erkannt. Für sie ist Geiz ein realisierbarer, alternativer Lebensstil. Sie rechnen den Lesern ihrer erfolgreichen Bücher vor, daß tausend Mark in vierzig Jahren spart, wer seine Teebeutel auf der Wäscheleine trocknet und wiederverwendet. Zahnpastatuben aufzuschneiden, um ihren Inhalt vollständig zu verwerten oder im Dunkeln zu duschen, um Strom zu sparen, lauten zwei weitere Tips.

Derartige Auswüchse dürften nicht nach jedermanns Geschmack sein. Wer will schon vom Extrem der Verschwendungs“sucht“ ins Gegenextrem der Spar“sucht“ verfallen? Dennoch: Sparen wollen heute fast alle – aber ohne auf die gewohnte Lebensqualität zu verzichten. Familien und Einzelgänger, die genau rechnen müssen, um durchzukommen, versuchen lieber billiger einzukaufen, ohne ihren Lebensstil erkennbar einzuschränken. Dafür bietet unsere (immer noch) reiche Gesellschaft genügend Reserven.

Wo die Deutschen bei Finanzflaute zuerst sparen (Quelle: Wickert-Institute):

  • Kleidung 20%

  • Urlaubsreisen 12%

  • Restaurantbesuche 9%

  • Schmuck 8%

  • Auto 6%

  • Hobbies 6%

  • Gebrauchsgüter 6%

  • Kultur 5%

  • Lebensmittel 4%

  • Alkohol 4%

Es genügt häufig schon, überflüssige Verschwendung abzustellen, um einen deutlichen Gewinn einzufahren.

Einige Spartips haben wir für Sie zusammengestellt:

  • · Bei Einkäufen an mögliche Folgekosten denken. Möglichst nur Kleidung kaufen, die man selbst waschen kann, die also nicht in die Reinigung muß. Man spart pro Wäsche 10 bis 15 Mark. Bei technischen Geräten sich nach dem Stromverbrauch und weiteren Betriebskosten erkundigen. Ein Beispiel: Wer einen Laserdrucker erwerben will, sollte fragen, wie teuer ihn der Toner pro hundert Seiten zu stehen kommt. Beim billigsten Gerät, dem OKIPAGE von OKI, betrugen diese Kosten laut einem Test von Stiftung Warentest aus dem vorigen Jahr DM 5,31 – beim fünfzig Mark teureren KX-P 6300 von Panasonic aber nur DM 1,61.

  • · Bei Pauschalreisen lohnt der Preisvergleich. Für die gleiche Reise (gleicher Ort, gleiche Dauer, gleicher Flug, gleiches Hotel) findet man manchmal Preisunterschiede von bis zu hundert Prozent zwischen den Veranstaltern. Im Reisebüro ausdrücklich das billigste Angebot verlangen! Flüge und Last-minute-Angebote findet man im Internet, zum Beispiel unter http://www.start.de http://www.ltu.com oder http://www.traxx.de.

  • · Bei teureren Einkäufen, die Sie bar bezahlen, grundsätzlich nach Rabatten fragen. Zwei bis fünf Prozent sind fast immer drin.

  • · Daß No-Name-Produkte (Waschmittel, Fruchtsäfte, Disketten usw.), deren Hersteller Werbekosten sparen, billiger sind als gleichwertige Markenprodukte, hat sich herumgesprochen. Weniger bekannt ist, daß Sparen durch Verzicht auf bekannte Marken auch bei Arzneimitteln möglich ist. Um die Hälfte billiger kauft ein, wer zum Beispiel statt des bekannten Kopfschmerzmittels Aspirin Acesal, Acetylin oder ASS-Tabletten wählt. Alle vier bestehen aus Acetylsalicylsäure, sind chemisch identisch. Der Unterschied liegt nur im Preis. 20 Aspirin kosten über sieben Mark, die anderen drei etwas mehr als drei Mark. Informationen zu weiteren billigeren Alternativarzneien finden Sie in der „Kieler Liste“ der Verbraucherzentrale Hamburg.

  • · Obst und Gemüse sowie Backwaren erhält man kurz vor Ladenschluß häufig zu halben Preisen. Außerdem gibt es für viele Waren günstige Jahreszeiten. Erfahrungsgemäß sind am billigsten: Möbel und Gardinen im April, Haushaltswaren und Übergangskleidung im Mai, Unterhaltungselektronik im August und Anfang des Jahres.

  • · Ein neuer Trend lautet: Kauf ab Fabrik! Da der Handel nicht mitverdient, sind die Waren bis zu 50 Prozent billiger. Adressen und Tips finden Sie im „Schnäppchenführer Deutschland“, erschienen bei Fink-Kümmerly + Frey. Preis DM 19,80.

  • · Preisagenturen ermitteln bei teuren Gütern (Waschmaschinen, Computeranlagen, Autos) das bundesweit günstigste Angebot. Ein Beispiel: Ein Kunde fand einen Einbauherd von knapp 2800 Mark. Die Agentur ermittelte einen Händler, der das gleiche über 700 Mark billiger anbot. Ein Drittel der Preisersparnis ging als Erfolgshonorar an die Agentur. Gewinn des Kunden: fast 500 Mark. Nach einem neuen Gerichtsurteil wird das Honorar für die Agentur nur fällig, wenn auch tatsächlich gekauft wurde. Deshalb nehmen die Agenturen neuerdings ein Pauschalhonorar pro Recherche von 33 Mark oder eine Jahrespauschale für Stammkunden. Das läßt sich nutzen. Sie bestellen eine Recherche und gehen mit dem ermittelten günstigsten Angebot zu Ihrem Händler und verhandeln um Preisnachlaß. Drei der bekanntesten Preisagenturen:

  • Preiswärter 0180/3332626

  • Pfennigfuchser 0211/7370004

  • Pro Buy 0621/8332320.

  • · Bei Parfümen kann man den Preiskampf nutzen. Neue Duftdiscounter wie ALRODO (Tel. 0130/837512) ziehen mit Dumpingpreisen Kundinnen und Kunden an sich, Kaufhäuser ziehen mit Sonderangeboten nach.

  • · Zu einer Versteigerung von Amtsgerichten, Bahn oder Post zu gehen, spart nicht nur viel Geld, sondern kann auch sehr unterhaltsam sein. Termine stehen in den Zeitungen.

  • · Manche Großfirmen unterhalten Restemärkte. Etwa Tchibo (Posten & Partien), Tengelmann (Rudis Reste Rampe) oder Otto (Corso). Spareffekt: bis zu 50 Prozent.

  • · Günstig umziehen über größere Entfernungen ist möglich über Frachtspediteure, die in umgekehrter Richtung einen Gütertransport geplant haben. Um zurück eine Leerfahrt zu vermeiden, nehmen sie gern einen Umzug mit. Vermittelt wird dieser Service über eine Zentrale. Infos unter Telefon 01805/671626.

  • · Das Internet bietet zahllose Möglichkeiten für die Jagd nach günstigen Angeboten. Preisknüller finden Sie unter http://www.preis.de. Einige Webseiten sind auf alles spezialisiert, was umsonst zu haben ist. Etwa: kostenlos.de oder geizhals.de.

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