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So können Sie Alzheimer vorbeugen

Krebs, Infarkt und Alzheimer sind die drei am meisten gefürchteten Alterskrankheiten. Gegen die ersten beiden können wir uns mit einer gesunden Lebensweise wehren, das ist lange bekannt. Alzheimer wirkt dagegen wie ein unabweisbares Schicksal. Zu Unrecht. Auch hier haben wir Einfluss auf unsere Zukunft.

Fällt Ihnen öfter mal eine Name nicht ein oder wissen Sie nicht mehr, wo Sie vor zehn Minuten Ihren Schlüssel hingelegt haben? Entwarnung! Das passiert Leuten jeden Alters und hat mit Ablenkung und Unkonzentriertheit zu tun. Wer an Alzheimer leidet, weiß dagegen plötzlich nicht mehr, in welchem Jahr er lebt, wie alt er tatsächlich ist und erkennt seine Angehörigen nicht wieder.

In der Anfangsphase tritt die Vergesslichkeit episodisch auf. Zehn Minuten lang weiß der Kranke nicht, wo er sich befindet, und kurz darauf ist er geistig wieder völlig klar und will nicht glauben, dass er sein Gegenüber gerade nicht erkannt hat. Der Gesunde macht sich Sorgen und klagt über sein Gedächtnis. Der Alzheimerpatient leugnet seine Ausfallsepisoden.

Wir stellen Ihnen nun 15 Faktoren vor, anhand derer Sie Ihr persönliches Alzheimerrisiko einschätzen können. Die meisten können Sie beeinflussen.

Gentest. Bei Alzheimer bilden sich Eiweißablagerungen im Gehirn. Davor schützt uns ein Protein, das in mehreren Varianten vorkommt. Die meisten von uns tragen die schützende Variante apoE3. Wer die Variante apoE4 in sich trägt, besitzt diesen Alzheimerschutz nicht. Welche Variante Sie besitzen, darüber entscheiden Ihre Gene. Ein Gentest kann Gewissheit bringen. Doch auch apoE4-Träger sind nicht automatisch zu Alzheimer verurteilt. Und apoE3-Träger dürfen sich nicht völlig sicher fühlen. Wie bei Krebs entscheidet die Lebensweise, ob die Krankheit ausbrechen wird oder nicht.

Geistige Fitness. Robert P. Friedland, Neurologe aus Cleveland, konnte nachweisen, dass Puzzlen, Schach spielen, Kreuzworträtsel lösen und Lesen fit halten. In seiner Studie verglich er 193 Alzheimer­patienten mit 358 gesunden Personen. Dabei zeigte sich, dass Ältere zweimal weniger gefährdet sind, wenn sie ihr Leben lang intellektuelle Herausforderungen suchen. Wer über Intelligenz und Bildung verfügt, ist zudem in der Lage, einer schon ausgebrochenen Erkrankung zu trotzen. Im Alter gehen zahlreiche Synapsen, die Schaltstellen für die Kommunikation zwischen den Nervenzellen, verloren. Geistige Regsamkeit wirkt einem solchen Abbau entgegen. Zudem erhöht Bildung die Anpassungs­fähigkeit des Gehirns, wodurch es sich bei auftretenden Schäden teilweise wieder reparieren kann.

Soja. Tierversuche legen nahe, dass pflanzliches Östrogen, das in Soja vorkommt, Frauen vor Alzheimer schützen kann. Reine Östrogengaben, etwa als Tablette, haben diesen Effekt nicht.

Zu wenig Testosteron. Verringern sich die Sexualhormone im Blut, steigt beim Mann die Gefahr der Plaquebildung an den Nervenzellen. Trägt er die nichtschützende Variante apoE4 in sich, erhöht sich damit auch das Alzheimerrisiko.

Entzündungshemmer. Gewöhnliche Schmerzmittel wie Aspirin, Naproxen oder Ibuprofen können das individuelle Risiko bis zu achtzig Prozent senken. Dabei kommt es nicht auf die Dosis an, sondern ob das Medikament regelmäßig mindestens zwei Jahre lang eingenommen wurde. Nur Mittel, die wie Aspirin in die Gruppe der so genannten nichtsteroidalen entzündungs­hemmenden Arzneimittel gehören, besitzen diese vorbeugende Wirkung.

Vitamin B 12 und Folsäure. Schwedische Forscher fanden bei der Mehrheit ihrer Alzheimerpatienten auch einen Mangel an beiden Vitaminen. Wahrscheinlich beeinflussen beide Substanzen die Nervenbotenstoffe und halten die Menge der Aminosäure Homozystein niedrig, die die Gesundheit der Nervenzellen beeinträchtigt.

Vitamine C und E. Hochdosierte Gaben von Vitamin E verzögern das Fortschreiten von Alzheimer. Das zeigte eine US-Studie von 1997. Vitamin E wiederum braucht die Anwesenheit von Vitamin C, um seine Wirksamkeit zu entfalten.

Äpfel. Forscher der amerikanischen Cornell-Universität fanden Ende 2004 heraus, dass die Substanz Quercetin, die direkt in und unter der Apfelschale vorkommt, die Hirnzellen noch besser als Vitamin C vor Alterungsprozessen schützt. Quercetin gehört zu den Flavonoiden. Das sind sekundäre Pflanzenstoffe, die Zellen vor zerstörerischen freien Radikalen schützen. Dabei erwiesen sich rote Äpfel wirkungsvoller als gelbe und grüne.

Curry. Sein gelber Farbstoff Curcumin blockiert die Bildung der Eiweißablagerungen. Außerdem regt es den Abbau bereits gebildeter Plaques an. Das zeigten Gregory Cole und seine Kollegen von der Universität von Kalifornien in Los Angeles im Tierversuch. Die benötigte Menge sei so gering, dass wir sie ohne weiteres mit der Nahrung aufnehmen können. Curcumin gehört zu den wenigen Substanzen, die sogar die so genannte Blut-Hirn-Schranke überwinden können. Mit ihr überwacht der Körper, welche Stoffe aus dem Blutkreislauf in das empfindliche Gehirn gelangen dürfen.

Schlank sein. Übergewichtige erkranken im Alter häufiger an Alzheimer. Laut einer schwedischen Studie erhöht beim Body-Mass-Index (BMI) jeder zusätzliche Punkt über 25 das Alzheimerrisiko um mehr als ein Drittel. Auch die Insulinresistenz der Nervenzellen bei Diabetes scheint ein wichtiger Auslöser für Alzheimer zu sein. Auch erhöhter Blutdruck – eine typische Folge von Übergewicht – gefährdet die geistige Gesundheit. Patienten, die über Jahre Blutdruck senkende Mittel eingenommen haben, verringern auch ihr Alzheimerrisiko, wie eine belgische Studie an 3000 Patienten nachwies.

Kopfumfang. So merkwürdig es klingen mag, Menschen mit großen Köpfen haben seltener Alzheimer. Der Grund: Die Demenz tritt auf, wenn die Menge funktionierender Nervenzellen unter eine kritische Schwelle sinkt. Unter diese Schwelle fällt ein kleiner Kopf schneller als ein großer.

Kopfverletzungen. Wer in jungen Jahren eine ernste Kopfverletzung erlitt, hat ein verdoppeltes Risiko, später an Alzheimer zu erkranken. Das ergab eine Studie zweiter amerikanischer Institute an Kriegsveteranen. Zog die Verletzung eine 24-stündige Bewusstlosigkeit und einen Gedächtnisverlust nach sich, vervierfachte sich das Risiko sogar. Auch Profifußballer, die durch Kopfbälle Gehirnerschütterungen erlitten, haben später ein erhöhtes Demenzrisiko.

Körperliche Bewegung. Spaziergänge halten Körper und Geist fit. Robert Abbott und seine Kollegen von der Universität von Virginia hatten über 2200 Männer zwischen 71 und 93 Jahren beobachtet. Für Männer, die weniger als 400 Meter pro Tag zu Fuß gingen, war eine Erkrankung etwa doppelt so wahrscheinlich wie für Männer, die täglich mehr als drei Kilometer zurücklegten. Eine ähnliche Studie der Harvard-Universität in Boston konnte den gleichen Zusammenhang bei 18 000 Frauen zwischen 70 und 81 nachweisen. Wer zweimal in der Woche joggen geht, senkt sein Alzheimerrisiko um 60 Prozent!

Omega-3-Fettsäuren. Diese gesunden Bestandteile von Meeresfisch verlangsamen die Nervenzerstörung im Gehirn durch freie Radikale. Sie können zwar den Ausbruch der Krankheit nicht verhindern, bieten aber einen gewissen Schutz vor ihren Symptomen. Einmal Fisch pro Woche genügt bereits für diesen schützenden Effekt, ergab eine Studie der Universität Bordeaux.

Depression und Stress. Ein sonniges Gemüt schützt vor Alzheimer, während eine Depression das Risiko erhöht. Forscher erfassten mit einem Test den Gemütszustand von 75-jährigen und beobachteten sie anschließend über fünf Jahre. Personen mit einem Hang zu psychischen Problemen entwickelten doppelt so oft Alzheimer wie die übrigen. Frühere Studien hatten zudem einen Zusammenhang zwischen chronischem Stress und Lern- und Gedächtnis­problemen ergeben.

Veröffentlicht im November 2005 © by www.berlinx.de

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