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Wie Sie Ihre Mit­menschen dazu bringen, Vertrau­liches auszuplaudern

Jeder ist neugierig, und jeder versucht, sich vor fremder Neugier zu schützen. Egonet verrät Ihnen fünf kommun­ikative Tricks für mehr Offen­herzigkeit.

Das Leben ist ein Vertraulichkeits­­wettbewerb. Einerseits möchten wir Vertrauen fassen und unseren Mit­menschen Sorgen und Nöte anvertrauen. Andererseits wollen wir Intimes und Peinliches vor fremden Ohren schützen. Einige wollen auch geheimnisvoll und damit interessant bleiben. Der Wunsch, fremde Geheimnisse zu erfahren, ist mehr als bloße Neugier. Um zu erfahren, wem wir vertrauen können, müssen wir mehr über unsere Mitmenschen herausbekommen. Nur wie, wenn sie ausweichen und schweigen?

Fragen mit Begründung. Manche Menschen plaudern schon, wenn Sie fragen: „Erzähl es mir.“ Die meisten werden freilich sagen: „Darüber möchte ich nicht reden.“ Doch auch von ihnen werden viele ihre Geheimnisse preisgeben, wenn Sie eine halbwegs plausible Begründung nennen, warum Sie sich dafür interessieren. Also sagen Sie: „Ich frage, weil …“ Weil Sie darüber etwas gelesen haben und vielleicht einen Rat geben können. Weil Sie Verständnis für die Sorgen Ihres Gegenüber haben. Weil Sie helfen möchten. Weil Sie wissen, wie gut es tut, sein Herz zu erleichtern.

Eine willkürliche Behauptung aufstellen. Manche können eisern schweigen – außer wenn sie eine falsche Behauptung über sich hören. Dann müssen sie die Sache einfach richtig stellen. Also phantasieren Sie drauf los: „Man droht dir mit Entlassung, richtig?“ – „Ich wette, er hat dich betrogen, der Mistkerl.“ – „Warum willst du nicht über deine Finanzen reden? Ach, ich verstehe. Du hast Schulden!“

Selbst ein Geheimnis verraten. Vertrauen erwirbt, wer selbst etwas anzuvertrauen hat. Schaffen Sie eine Atmosphäre intimer Plauderei. Das lockert die Zungen und schaltet den inneren Wächter aus. Übertreiben Sie ruhig, was den Vertraulichkeitsgrad Ihres Geheimnisses betrifft. Der Wert einer Beichte ist subjektiv. Was der eine läppisch findet, ist für den anderen hochnotpeinlich. Sagen Sie, das Folgende sei für Sie wirklich heikel und Sie hätten es noch niemandem anvertraut. Doch Ihrer besten Freundin wollten Sie nichts verschweigen. Dann gestehen Sie flüsternd irgendeine Banalität. Wer ein Geheimnis erfährt, fühlt sich moralisch verpflichtet, ebenfalls sein Herz zu öffnen.

Emotional spiegeln. Erweisen Sie sich als guter Zuhörer. Viele Geheimnisse bleiben geheim, weil der Zuhörer das Vertrauen auf halbem Wege enttäuscht. Halten Sie sich mit Ratschlägen zurück, solange Sie nicht alles gehört haben. Geben Sie keine Bewertungen ab. Banalisieren Sie das Gehörte nicht („Ist doch gar nicht so schlimm.“) Sagen Sie auch nicht, dass sei Ihnen auch schon passiert, um mit einer ausführlichen Selbstdarstellung zu antworten. Hören Sie nur zu, nicken Sie und beschränken Sie sich auf kurze emotionale Kommentare wie „Du warst sicher entsetzt“ oder „Das ist muss eine riesige Enttäuschung (Freude, Ärger, Überraschung …) für dich gewesen sein.“

Indirekt fragen. Manche weichen direkten Fragen aus, antworten jedoch bereitwillig, wenn man um den heißen Brei herum fragt. Wenn Ihr Gegenüber nicht so recht mit der Sprache herausrücken will – üben Sie keinen Druck aus. Dann mauert er sich erst recht in seinem Schweigen ein. Lassen Sie locker und umkreisen Sie das Thema mit Fragen wie:
„Was würdest du tun, wenn…?“
„Ich soll … Wie würdest du dich an meiner Stelle entscheiden?“
„Du siehst bekümmert aus. Ich mach mir Sorgen. Ist etwas passiert?“
„Wie denkst du über Folgendes?“

Laut einer englischen Umfrage unter 3000 Frauen stehen Ihre Chancen, fremde Geheimnisse zu erfahren, gar nicht schlecht. Die Hälfte der Befragten kann nach eigener Aussagen im Schnitt nur 32 Minuten widerstehen, bevor sie ausplaudern, was man ihnen unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraut hat. Nur zehn Prozent sind auf Dauer verschwiegen, während dreizehn Prozent überhaupt nichts für sich behalten können.

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veröffentlicht im Januar 2012 © by www.berlinx.de

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