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Noch immer werden die Chefetagen von Männern dominiert. Nur sechs Prozent der obersten Positionen sind von Frauen besetzt (11 Prozent im Einzelhandel, aber weniger als 3 Prozent in der Kreditwirtschaft). Dabei sind Frauen dem Durchschnitt ihrer männlichen Kollegen sogar in einigen Fähigkeiten überlegen.

Die Umfrage eines großen Meinungsforschungsinstitutes lieferte vor einigen Jahren eine handfeste Überraschung. 35 Prozent der Männer, jedoch 50 Prozent der Frauen wollen lieber unter einem männlichen Chef arbeiten! Einige von ihnen würden sogar lieber kündigen, als die Weisungen einer Chefin zu befolgen.

Woher kommt das? Frauen kommen mit Frauen solange gut aus, wie sie Gleiche unter Gleichen sind. Dann unterstützen sie einander, tauschen ihre Dienste bei Bedarf und genießen den kollegialen Klatsch und Tratsch. Sobald es aber um professionellen Aufstieg geht oder eben um das Verhältnis zu einer Vorgesetzten kommt die Rivalität ins Spiel. Während Männer regelrecht aufblühen, wenn sie miteinander in Wettbewerb treten, verwandeln sich Frauen schnell in Feindinnen. Freundschaft und verschiedene berufliche Pflichten bzw. Privilegien sind für sie schwer auf längere Zeit ohne Reibereien unter einen Hut zu bringen.

Frauen sind in mancher Hinsicht bessere Chefs als ihre männlichen Kollegen. Das wies erstmals 1997 eine US-Studie zweifelsfrei nach. Überlegen waren sie in folgenden Bereichen:

Sie beteiligten Mitarbeiter stärker an der Entscheidungsfindung.

Sie waren pünktlicher, zuverlässiger und leiteten Informationen schneller weiter.

Sie besaßen ein besseres Gespür für neue Trends.

Sie konnten die Stärken und Schwächen ihrer Mitarbeiter besser einschätzen.

Sie verteilen nicht nur Aufgaben, sondern bemühen sich auch um menschliche Führung.

Sie motivieren besser.

Sie behalten bei komplexen Problemen leichter den Überblick.

Aber auch Männer haben ihre Vorzüge als Chef. Zum Beispiel:

Da sie im Schnitt größer und kräftiger sind und mit tieferer Stimme sprechen, strahlen sie leichter über ihre Körpersprache Dominanz aus.

Sie ersparen sich zeitraubende Diskussionen, indem sie stärker ihre Rechte, die ihnen die Hierarchie einräumt, ausnutzen. Das ist ein Vorteil bei einfach strukturierten Aufgaben, die über 80 Prozent der betrieblichen Aufgaben ausmachen. Bei komplexen Aufgaben ist dagegen der weibliche Stil von Vorteil.

Sie haben ein stärkeres Durchsetzungsvermögen, halten leichter Widerspruch aus, sind nicht harmoniesüchtig.

Sie treffen klarere Entscheidungen, sagen öfter „ich will“ statt „könnten wir nicht“.

Da sie nicht über Gefühle reden, bieten sie weniger Angriffsfläche.

Sie werden leichter mit Stress fertig und können Frust, wenn etwas nicht klappt, schneller verwinden.

Zu berücksichtigen ist dabei, daß Männer für ihre Chefrolle viele Vorbilder haben, vom herrisch-verschlagenen Caesar bis zu medienwirksamen Staatschefs der Gegenwart. Da Frauen anders führen als Männer, wäre es ein Eigentor, wenn sie männliche Vorbilder imitieren wollten. Sie müssen oft im Alleingang herausfinden, wie sie sich am besten in ungewohnten Position behaupten.

Trainer für Führungskräfte empfehlen Frauen in Führungspositionen unter anderem:

Spielen Sie Ihre Stärken voll aus. Dazu gehören vor allem soziale Kompetenz, ganzheitliches Denken und menschliches Einfühlungsvermögen.

Versuchen Sie Ihre hierarchische Position nicht herunterzuspielen. Geben Sie nicht zuviel von Ihren Gefühlen preis. Mitarbeiter suchen gern nach menschlichen Schwächen ihrer Chefs, um sie zu gegebener Zeit auszunutzen.

Holen Sie ruhig die Meinungen Ihrer Mitarbeiter ein, aber behalten Sie sich die letzte Entscheidung vor.

Zeigen Sie deutlich, was Sie können und was Sie leisten. Männer haben auch keine Probleme, mit ihren Erfolgen zu prahlen.

Männer können Ihre Stärken als Vorgesetzte besser ausspielen, wenn sie sich vom weiblichen Führungsstil einige Qualitäten abgucken. Dazu gehört vor allem die Fähigkeit zuzuhören und Verständnis für die menschlichen Probleme der Mitarbeiter.

Veröffentlicht im Mai 2001 © by www.berlinx.de

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