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Wie Sie sich gegen Nörgler und Miesepeter zur Wehr setzen

Sie seufzen, nerven und verbreiten schlechte Laune. Ohren zu und Abwarten? Dann verstärken Jammer­lappen ihre Klagen, bis sie endlich Gehör finden. Welche Abwehr wirklich hilft, erfahren Sie bei uns.

„Schon wieder alles dreckig, dabei habe ich gestern erst durchgewischt.“
„Warum dürfen alle pünktlich nach Hause, nur auf meinem Schreibtisch häufen sich die Papiere?“
„Erst der Ärger in der Firma, dann haben sich meine Eltern angekündigt – ich weiß nicht, wie ich das alles schaffen soll.“
„Feierlich ausgehen, schön wär’s. Ich hab einfach nichts zum Anziehen.“

Vier typische Klagen, die jeder in ähnlicher Form schon einmal gehört hat. Oder selbst schon geäußert hat. Jammern gehört in Deutschland zur Nationalkultur. Was verbirgt sich dahinter? Schwäche? Zuviel Wohlstand? Mangelnde Fähigkeit, das Gute zu genießen?

Die Antwort mag erstaunen. Jammern ist eine Erste Hilfe für die stressgeplagte Seele. Wer sich beklagt, befreit sein Gemüt von Belastungen und wirbt um mehr Anerkennung. Er bittet auf indirekte Weise um Hilfe: „Mir wachsen die Dinge über den Kopf. Bitte helft mir, aus dem Schlamassel herauszukommen.“

Die Botschaft kommt an. Oft gibt der genervte Ansprechpartner irgendwann auf und seufzt: „Na schön. Was kann ich dir abnehmen?“ Allerdings ist Jammern nur kurzfristig erfolgreich. Es versagt als Dauerstrategie. Denn spätestens beim dritten Mal wird der Adressat antworten: „Organisiere endlich deinen Tagesablauf so, dass du selbst zurecht kommst. Ich habe auch Pflichten.“

Statt der Aufforderung nachzukommen, verstärken Jammerer ihre Klagen. So entsteht ein Teufelskreis. Je weniger sie Gehör finden, desto schlimmer ihre Wehleidigkeit. Zum Glück gibt es eine einfache Methode, den Teufelskreis zu unterbrechen und dem Wehklagen ein Ende zu bereiten.

Jammern ist eine indirekte Strategie. Der Klagende wagt nicht, direkt um Unterstützung nachzusuchen. Da Weghören das Klagen nur verstärkt – verwandeln Sie die indirekte in eine direkte Botschaft. Fragen Sie klipp und klar: „Benötigst du Hilfe?“

So zwingen Sie den Klagenden Farbe zu bekennen. Es bedeutet nicht, dass Sie ihm tatsächlich seine Pflichten abnehmen müssen. Denn manche Leute jammern solange, bis man sie von allen Arbeiten befreit. Um sich dann zu beschweren, dass niemand sie braucht. Wenn der Jammernde auf Ihre Frage antwortet „Ja, du könntest das hier für mich erledigen“ können Sie immer noch antworten: „Ich habe selbst noch eine Menge Arbeit vor mir. Ich schaffe sie nur, weil ich meinen Tag minutiös geplant habe und wenn ich jetzt sofort weitermache.“

Folgende Abwehrstrategien sind weniger geeignet:

  • Zurückjammern. Das bringt den Jammerlappen erst einmal zum Verstummen. Dass es jemandem noch schlechter geht als ihm, möchte er nicht wahrhaben. Er wird nicht etwa mit Klagen aufhören, sondern sich jemand anderes dafür suchen, bei dem er Sie als Miesepeter anschwärzt, dem es viel zu gut geht.
  • Ratschläge. Auf gut gemeinte Hinweise, wie er besser zurecht kommt, reagieren Jammerlappen beleidigt. Er hat hundert Gründe, warum Ihre Ratschläge bei ihm nicht funktionieren. Außerdem fühlt er sein Leiden nicht ernst genommen.
  • Mitleid. Trösten und Beschwichtigen bestätigen: „Du jammerst zu Recht“. Kein Wunder, wenn der Klagende nun alle fünf Minuten bei Ihnen aufkreuzt, um sich bestätigen zu lassen, wie ungerecht die Welt ihn behandelt.

Buchtipp:
Annika Lohstroh, Michael Thiel: Deutschland, einig Jammerland: Warum uns Nörgeln nach vorne bringt. Gütersloher Verlagshaus, € 17,99

veröffentlicht im September 2011 © by www.berlinx.de

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