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In der letzten Folge erfuhren Sie, warum Männer gefährlicher und kürzer leben. Doch auch Frauen kennen ihre spezielle Risiken. EGO-Net nennt einige Beispiele.

Das klassische Beispiel für unterschiedliche Gefährdung von Männern und Frauen ist der Selbstmord. Im Jahre 2000 nahmen sich in Deutschland 2934 Frauen und 8131 Männer das Leben. Also fast dreimal soviel Männer wie Frauen, die meisten davon im höheren Alter. Bei den Selbstmordversuchen (etwa 100000 pro Jahr) ist es umgekehrt. Etwa dreimal mehr Frauen als Männer versuchen Hand an sich zu legen, die meisten in jungen Jahren (zwischen 15 und 25).

Das Erstaunliche ist: ähnliche Zahlenverhältnisse finden sich auch in anderen Bereichen. Etwa in der Medizin (wir berichteten darüber): Frauen werden häufiger krank, aber Männer sterben eher. Oder in der Verkehrsstatistik: Bagatellunfälle gehen eher auf das Konto von Frauen, tödliche Karambolagen auf das von Männern. Im Bereich häuslicher Gewalt zeigt eine Vergleichsstudie des britischen Psychologen John Archer, daß Frauen ihre Partner mindestens ebenso oft attackieren wie umgekehrt. Schwere Attacken mit tödlichem Ausgang werden aber hauptsächlich von Männern verursacht. Verbirgt sich dahinter ein allgemeiner Geschlechtsunterschied?

Bisher gibt es keinen Beweis, aber die Ähnlichkeit all dieser Fälle ist verblüffend. Was ist die Ursache? Betrachten wir mal den alltäglichen Haushalt – wo bekanntlich die meisten Unfälle passieren. Da Frauen immer noch die meiste Arbeit im Haushalt erledigen, erleiden sie auch die meisten Unfälle. Männer sind dagegen die Spitzenreiter im Heimwerken. Und wen wundert’s: bei Verletzungen an den heimischen Bohrmaschinen und Kreissägen haben die Jungs die Nase vorn. Welches sind die gefährlicheren Unfälle? Natürlich die der Heimwerker.

Ähnlich sieht es bei Sportunfällen aus. Männer wählen sich die gefährlicheren Sportarten, gehen eher bis an ihre Leistungsgrenzen (oder überschreiten sie) und begeben sich überhaupt mit weniger Vorsicht an den Start. Selbst bei typischen Frauensportarten mit hohem Unfallpotential (z. B. Reiten) sind es eher die Männer, die einen Schaden fürs Leben davon tragen. Nicht etwa nur Berufssportler (Jockeys)! Der bekannteste Reitamateur, der nach einem Sturz vom Pferd im Rollstuhl landete, ist ein Mann: der Superman-Darsteller Christopher Reeves.

Und wenn wir Alltagsgefahren betrachten, die ohne bewußtes Risikoverhalten zustande kommen? Wieder bietet sich das gleiche Bild. Die harmloseren Gefahren betreffen das weibliche Geschlecht. Warum werden Frauen eher von Bienen, Wespen und Hornissen gestochen als Männer? Die Antwort „Weil die Mädchen so süß sind“ ist gar nicht so verkehrt. Eigentlich ziehen diese Insekten die Flucht vor. Zustechen ist ihr letzter Ausweg bei Lebensgefahr. Sie signalisieren sie einander durch Alarmduftstoffe. Und diese Duftstoffe haben dieselbe Zusammensetzung wie Substanzen, die in gängigen Kosmetika zur Anwendung kommen. Das fanden kürzlich japanische Forscher heraus.

Da es fast ausschließlich die Frauen sind, die Kosmetika verwenden, signalisieren sie ungewollt den Hornissen und Bienen: Achtung! Gefahr! Und verwandeln die friedlichen Sammlerinnen in wütende Megären. Es handelt sich vor allem um die beiden Alkohole 2-Pentanol und 3-Methyl-1-Butanol, die von der Kosmetikindustrie als Träger von Duftstoffen eingesetzt werden. Bei Bienen sind es Inhaltsstoffe von Hautlotionen, die Alarmstimmung auslösen. Verzichten Sie also beim nächsten Picknick auf einer Blumenwiese lieber auf Ihre gewohnte Duftwolke und verschieben Sie das Eincremen auf den Abend.

Männer werden zwar von Hornissen eher verschont, dafür aber häufiger vom Blitz erschlagen. Warum? Die banale Antwort lautet: Weil sie sich häufiger draußen aufhalten, auch bei schlechtem Wetter. Man mag es kaum glauben: Das alte Klischee, dass Männer sich in der Weltgeschichte herumtreiben, während Frauen Wohnung und Kinder hüten, wird von der modernen Wetter- und Unfallstatistik bestätigt.

September 2003 © by www.berlinx.de

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