Zehn Gesprächstechniken
Im ersten Teil erfuhren Sie, warum Argumente kaum jemanden bekehren. Sie reizen vielmehr, mit anderen Argumenten dagegenzuhalten. Doch es gibt eine Hintertür.
Wären Sie schnell bereit, Ihre Meinung zu ändern, bloß weil jemand Sie mit starken Argumenten bombardiert? Wohl nicht. Wir alle sind verliebt in unsere Ansichten. Sie ebenso wie Ihre Gesprächspartner. Es braucht viel Fingerspitzengefühl, um das Denken anderer zu beeinflussen.
Erfragen, was der andere denkt. Verschießen Sie Ihr Pulver nicht zu früh. Finden Sie erst einmal heraus, was der andere im Einzelnen sicher zu wissen meint. Oft liegen seine und Ihre Meinungen gar nicht so weit auseinander. Verlangen Sie nicht, Ihnen zuzustimmen, sondern fragen Sie: Was denkst du über …?
Zuhören. Lassen Sie den anderen die Gründe seiner Meinung erläutern. Auch wenn er Sie zum Widerspruch reizt – lassen Sie ihn ausreden. Wenn Sie zuhören, ist er im Gegenzug eher bereit, auch Ihnen zuzuhören. Er erkennt, dass Sie seine Meinung ernst nehmen. Sie brauchen seine Aufmerksamkeit. Ohne sie wäre jeder Überzeugungsversuch vergeblich.
Gemeinsames erkennen und aussprechen. Meinungen sind nie völlig gegensätzlich. Fast immer handelt sich um ein Gemisch aus Übereinstimmungen und Gegensätzen. Halten Sie sich zunächst an das Gemeinsame: „Wir stimmen darin überein, dass …“ Ihr Gegenüber sollte diesem Satz mehrmals zustimmen dürfen. Je mehr Einverständnis Sie am Anfang erzielen, desto größer wird die Bereitschaft sein, auch strittige Ansichten wohlwollend zu prüfen.
Anerkennen Sie seine Meinung als bedenkenswert. Wo Sie anderer Meinung sind – nennen Sie seine Ansicht niemals „Unsinn“. Fragen Sie lieber nach den Gründen für sein Denken. Sagen Sie so etwas wie: „Ich denke zwar anders darüber, aber finde deine Ansicht nachdenkenswert.“
Zeigen Sie sich bereit, sich überzeugen zu lassen. Wollen Sie verhindert, dass sich Ihr Gegenüber gegen Ihren Bekehrungsversuch sperrt? Zeigen Sie sich veränderungswillig! Nur wenn Sie bereit sind, Ihr Denken zu ändern, wird auch er sich für Sie öffnen. Wählen Sie einen für Sie unwesentlichen Punkt aus und sagen Sie: „In diesem Punkt hast du vielleicht Recht. Aber ich kann dir nicht folgen, wenn …“
Problembewusst statt absolut. Tun Sie nicht, als wären Sie im Besitz der absoluten Wahrheit. Gestehen Sie Ihrem Gegenüber zu, dass die Sache problematisch ist. Dass man da verschiedener Ansicht sein kann. Erklären Sie, warum Sie ihm in der Hauptsache nicht zustimmen können.
Hypothetisch überzeugen. Verlangen Sie nicht, dass man Ihnen sofort zustimmt. Behandeln Sie seine Zustimmung zunächst als Möglichkeit: „Stell dir vor, du würdest meine Meinung vertreten. Welche Konsequenzen hätte das für dich?“ Oder: „Was müsste geschehen, damit du deine Ansicht in diesem Punkt änderst?“
Lassen Sie ihn selbst auf Ihre Idee kommen. Falls der andere Ihre Ansicht noch nicht kennt, können Sie sich darauf beschränken, ihm die Fakten zu präsentieren. Sagen Sie dann: „Wenn X und Y zutreffen, welche Folgerungen würdest du wohl daraus ziehen?“
Tolerant statt hartnäckig. Je mehr Druck Sie ausüben, desto stärker der Widerstand. Verzichten Sie auf ausdrückliche Zustimmung. Die werden Sie nicht erhalten, schon weil der andere sein Gesicht wahren will. Wer will schon zugeben, dass er sich irrt und Sie Recht haben könnten. Ihr schönster Triumph besteht nicht im Glückwunsch zu Ihrem Sieg. Sondern darin, dass der andere gegenüber Dritten von nun an Ihre Meinung vertritt.
Zeit geben. Meinungsänderungen brauchen Zeit. Wer sofort seine Meinung ändert, wird es in zehn Minuten beim nächsten Gesprächspartner wieder tun. Es ist schon viel gewonnen, wenn Ihr Gesprächspartner verspricht, über Ihre Ansicht nachzudenken und sich weiter zu informieren. Hören Sie zu, was Ihr Partner beim nächsten Treffen sagt. Wenn Sie ihn überzeugt hatten, wird er jetzt Ihre Ansichten vertreten, als wenn es schon immer seine eignen gewesen wären.
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veröffentlicht im Oktober 2013 © by www.berlinx.de
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