Kennen Sie das? Krampfhaftes Klammern am Weinglas, verzweifeltes Suchen nach einem Gesprächsthema, dazwischen ein verlegenes „Ähem“ nach dem andern. Und ein neidischer Blick auf unseren Freund Dieter, der mühelos innerhalb einer halbe Minute eine Schönheit nach der anderen in ein lockeren Gespräch verwickelt. Was Sie wissen müssen, um auf einer Party nie wieder sprachlos zu sein, verrät Ihnen EGONet.
Ob auf einer Geburtstagsparty, einer Betriebsfeier oder einer Vernissage zwischen lauter aufgedonnerten Unbekannten – Sprachhemmungen sind die Folge falscher und zu hoher Anforderungen an sich selbst. Niemand erwartet von Ihnen nämlich tiefschürfende Bemerkungen über Wissenschaft, Politik oder Malerei. Nicht einmal dann, wenn der Künstler anwesend ist. Die Gäste wollen sich entspannen, sich unterhalten – keine anstrengenden Probleme lösen. Und schon gar nicht wollen sie vorgeführt bekommen, was für eine Koryphäe Sie sind. Fragen Sie sich selbst: Wollen Sie von der sympathischen jungen Dame in Rot einen druckreifen Vortrag über die neoexistentialistische Strömung in der New Yorker Kunstszene hören? Würden Sie sich da nicht nach zwei Minuten mit einer gemurmelten Entschuldigung in Richtung Toilette davon machen? Sehen Sie. Ihren potentiellen Gesprächspartner geht es ähnlich.
Die Könner auf dem Gebiet der leichten Konversation meiden heikle und schwierige Themen. Gesprächsthemen des Small Talks sind so beschaffen, daß eine Unterhaltung auch ohne eine Vertrauensbasis, die längere Bekanntschaft voraussetzt, gelingt. Worauf kommt es an?
Zuerst müssen Sie mit dem oder der Unbekannten in Kontakt kommen. Angst, Fremde anzusprechen? Auf Partys oder ähnlichen Veranstaltungen völlig unnötig. Setzen Sie ein Lächeln auf und fragen Sie, woher Ihr Gegenüber den/die Gastgeber kennt. Oder ob er/sie das erste Mal hier ist. Nicht sehr intelligent, aber Sie werden auf jeden Fall eine Antwort bekommen. Jetzt müssen Sie nur noch sagen, wie es bei Ihnen aussieht – also aus welchem Grund Sie da sind. Dann stellen Sie sich vor: „Übrigens, ich bin der/die
[Ihr Vorname]“.
Wie nun weiter? Worüber redet man mit eine Person, von der man nichts weiß, als ihren Namen – nachdem sie sich ebenfalls vorstellte? Was Sie jetzt brauchen, sind Interesse am Mitmenschen, Aufgeschlossenheit und positive Neugierde. Und das Wissen, welche Themen für den Small Talk geeignet sind. Manchmal enthält die erste Auskunft Ihres Gegenüber schon Anknüpfungspunkte: „Ach Sie haben zusammen studiert? An welcher Uni?“ „Wenn Sie schon öfter hier waren … Kommen die meisten immer erste nach zehn?“
Wenn nicht: Meist liefert die Situation, in der Sie sich befinden, genügend Aufhänger für einen Plausch. Starten Sie mit einer Frage, etwa:
„Das Bild da drüben an der Wand erinnert mich an irgend etwas … Haben Sie eine Idee?“
„Waren Sie in den letzten zehn Minuten in der Küche? Sind noch Lachsbrötchen da?“
Fällt Ihnen auch dazu nichts ein, greifen Sei auf allgemeine Themen zurück. Reden Sie zum Beispiel über aktuelle Filme: „Ich überlege, ob ich mir ’Der Mann mit der eisernen Maske’ ansehe. Kennen Sie die alte Verfilmung?“ Über den Job: „Ich arbeite in einer Kanzlei, daher kenne ich den Gastgeber. Aber ich denke daran, was Kreativeres anzufangen …“ Über den Urlaub: „Ich würde gern mal nach Island fahren. Wenn ich bloß mal jemanden treffen würde, der so eine Trackingtour schon mitgemacht hat.“
Nach Ansicht von Benimm-Experten eignen sich als Gesprächsthemen:
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Wohnort, Land, Stadt(-viertel), Straße
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Familienstand und Kinder
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Haustiere und Tiere allgemein
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Beruf, Tätigkeit, Studium, Ausbildung
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Hobbys, Freizeitbeschäftigung, Sport
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Urlaub, Reisen.
Dabei darf das Gespräch nicht in ein Abfragen abgleiten (kein Verhör), sondern Sie nehmen den Faden auf, stellen eine Verständnisfrage und sagen Ihre Ansicht, ohne Sie als einzig richtige auszugeben. Einsilbige Ja/Nein-Antworten ohne Zusatz vermeiden Sie. Wenn es Ihr Gegenüber genauso hält, werden Sie keine Schwierigkeiten haben, gemeinsame Interessen zu finden und an diesen Stellen die Unterhaltung zu vertiefen. Gerät das Gespräch ins Stocken, warten Sie einige Sekunden. Meist nimmt der andere von sich aus die Unterhaltung wieder auf. Wenn nicht, stellen Sie eine Frage.
Für die ersten Kontakte wenig geeignet bis tabu sind folgende Themen:
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Politik
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Religion
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Krankheiten
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Kritik am Essen oder den Gastgebern
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Ehe- oder Partnerschaftsprobleme
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Geld und Geschäfte.
Fast alle Tabus kennen Ausnahmen. Auf einem Parteitreffen wird natürlich von Politik gesprochen, allerdings sollten Sie mit abweichenden Ansichten vorsichtig sein. Eheprobleme und Geschäfte können ein Gesprächsthema werden, wenn Sie ihr Gegenüber ein Fachmann oder eine Fachfrau ist, für deren Erfahrung Sie sich interessieren. Ihr Fingerspitzengefühl entscheidet, wie weit Sie ins Detail gehen. Sie sollten beispielsweise niemals einem Arzt auf einer Party Ihre Krankengeschichte schildern. Verpönt sind auch Rechthaberei und das Auffallenwollen um jeden Preis. Sie haben sicher schon einmal unangenehme Gäste beobachtet, die mit Theatralik, Kreischen, hysterischen Lachanfällen oder dem Erzählen von abgestandenen Witzen versuchten, auf sich aufmerksam zu machen.
Üben Sie jedoch Zurückhaltung bei Klatsch und Tratsch. Durch die neuesten Skandalgeschichten über gemeinsam bekannte Abwesende läßt sich bekanntlich Verbundenheit, Informiertheit und rege Anteilnahme am Leben anderer demonstrieren. Beim Lästern können sich nach wenigen Minuten zwei vorher Fremde wie halbe Verschwörer vorkommen. Aber übertreiben Sie es nicht. Irgendwann fragt sich Ihre neue Bekanntschaft vielleicht, wann und bei welcher Gelegenheit sie von Ihnen durchgehechelt wird. Sie wissen: Der Mensch liebt den Verrat, aber nicht den Verräter. Hören Sie ruhig und mit Wohlwollen zu, wenn über Abwesende getratscht wird, aber beteiligen Sie sich nicht mit eigenen Informationen über Dritte an diesem Spiel. Je verschwiegener Sie sind, was Außenstehende betrifft, um so eher werden Sie als Vertrauensperson akzeptiert.
Wenn Sie außerdem noch folgende allgemeine Kommunikationsregeln beachten, werden Sie mit der Zeit auf jeder Party zum gesuchten Gesprächspartner:
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Positive Äußerungen. Worüber Sie sich auch unterhalten, äußern Sie soviel wie möglich Lob und Anerkennung und halten Sie sich mit Kritik und Meckerei zurück. Insbesondere natürlich, was den Gastgeber betrifft. Jeder unterhält sich liebe mit Menschen, die eine positive Einstellung zum Leben und zu ihrer Umgebung zeigen als mit Nörglern.
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Zuhören. Stellen Sie Fragen und lassen Sie sich Dinge und Erlebnisse erzählen statt selbst zu argumentieren oder gar Überzeugungsreden zu halten. Geben Sie statt dessen lieber dem andern, Gelegenheit sich darzustellen. Wer andere reden läßt und aufmerksam zuhört, ist beliebter als Dauerredner.
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Kein Verhör. Vermeiden Sie jedoch, Ihre Partner mit Informationsfragen – womöglich noch nach intimen Details – zu überhäufen. Wo wohnst du? Was arbeitest du? Wo arbeitet deine Freundin? Wie kommst du mit deinem Chef aus? – ein solches Feuerwerk wird sehr schnell lästig. Fragen Sie lieber nach Meinungen als nach Fakten aus dem persönlichen Lebenslauf.
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Namen nennen. Passen Sie auf, dass Sie sich gleich den Namen Ihrer neuen Bekanntschaft merken. Wenn Sie ihn nicht mitbekommen haben, fragen Sie ruhig nach. Ihr Interesse wird garantiert positiv gewertet, denn jeder weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, neue Namen mitzubekommen und zu behalten. Und sprechen Sie während der Unterhaltung immer wieder mal Ihr Gegenüber mit dem Namen an. Dadurch gelangt ein persönliches Element in das Gespräch. Er schafft ein vertrautes Klima. Außerdem sind Sie so dagegen gefeit, daß Sie im Wirbel der neuen Eindrücke den Namen gleich wieder vergessen.
veröffentlicht im August 1998 © by www.berlinx.de
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