Wo bleiben die sonnigen Sommer?
Angeblich wird es immer wärmer. Warum war dann der letzten August verregnet? Wann kommt endlich das Mittelmeer-Badewetter auch in unsere Breiten?
Der Sommer 2003 war heiß und sonnig. Mit Spitzentemperaturen bis zu 40 Grad – und mehreren zehntausend Hitzetoten in Europa. Darauf müssten wir uns nun jeden Sommer einstellen, hieß es von den Experten. Doch wer in den Folgejahren auf dauerhaft heißes Wetter von Juni bis September hoffte, wurde schwer enttäuscht. Wer in seinem Urlaub sicheres Badewetter wünscht, reist auch weiterhin ans Mittelmeer.
2014 war bislang das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – also seit immerhin 134 Jahren. Noch wärmer als 2003. Warum haben wir davon so wenig gemerkt? Der August war verregnet und kühl. Wo bleibt die versprochene Klimaerwärmung?
Schuld ist der Wasserkocher-Effekt. Wenn Sie Wasser erhitzen und dabei in den Topf schauen, sehen Sie anfangs nicht viel. Doch ab einem bestimmten Punkt steigen plötzlich Blasen auf. Es bilden sich Wirbel, am Ende brodelt das Wasser.
So ähnlich geht es auch in der großen Wetterküche zu. Unser Planet ist zu 71 Prozent von Wasser bedeckt. Je wärmer die Luft, desto mehr Wasserdampf steigt auf und fällt als Regen wieder herunter. Das Meerwasser beeinflusst die Luft, die Winde, die Wolken, das Klima insgesamt. Wärmeres Klima bedeutet in erster Linie mehr Wolken, mehr Stürme, mehr Regen und mehr Gewitter.
In den Sommern wechseln Trockenperioden mit heftigen Unwetterfronten ab, in denen es innerhalb weniger Stunden mehr regnet, als Boden und Flüsse abtransportieren können. Starke Überschwemmungen und Sturmschäden werden zunehmen. Wenn es wärmer wird, wird es wolkiger.
Westlich der Elbe herrscht Seeklima vor, dort nehmen die Niederschläge zu. Milde Winter mit geringen Frostgraden bringen mehr Schnee. Denn nur starker Frost ist trockener Frost. Steigt das Thermometer im Winter gar über Null, müssen wir mit Novemberwetter (Regen, Stürme) im Januar rechnen. Gab es in den Wochen vorher Schnee, kommen Tauwetter und Hochwasser dazu.
Östlich der Elbe herrscht eher Festlandklima. Dort wird es trockener. Langfristig könnte es also am ehesten von Ostsee bis Lausitz zu dem erhofften Sonnenwetter kommen. Die Bauern müssen sich langfristig auf Bewässerung umstellen und auf Sorten, die Trockenheit vertragen.
Bis jetzt hat sich die mittlere Temperatur auf der Erde erst um knapp ein Grad erhöht. Dennoch sind die Klimaveränderungen schon zu spüren. Wenn zwei oder mehr Grade dazu kommen, werden Unwetterkatastrophen von der Ausnahme zum Regelfall. Unwetter mit viel Regen wechseln in den Sommern mit heißen Trockenzeiten ab. Die Winter werden mild, nass und stürmisch.
In unserem reichen Industrieland können wir uns in wetterfesten Bauten schützen. Wahrscheinlich werden bald auch bei uns (wie in den USA) Klimaanlagen zum normalen Wohnkomfort gehören. Mit ihnen verbrauchen wir dann noch mehr Energie und heizen das Klima weiter auf.
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veröffentlicht im Mai 2015 © by www.berlinx.de
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