Wie Sie Ihren inneren Schweinehund überlisten
Rauchen aufgeben, Diäten durchhalten, Schüchternheit und schlechte Gewohnheiten überwinden – über 90 Prozent all dieser lobenswerten Vorhaben scheitern. Wie Sie es schaffen zu den weniger als 10 Prozent Erfolgreichen zu gehören, erklärt Egonet.
Haben Sie jemals erfolgreich abgenommen – und zwar schon zwanzig Mal? Sind Sie ein Dutzend Mal zum Joggen aufgebrochen – jedes halbe Jahr einmal? Fassen Sie Silvester Jahr für Jahr gute Vorsätze? Haben Sie viele in Angriff genommen, aber keinen bis zu Ende durchgehalten? Falls ja – Sie gehören zur großen Mehrheit. Wie reagieren Sie, wenn Sie wieder mal auf halbem Wege stecken geblieben sind? Die meisten handeln so:
- Sie grübeln und machen sich im Stillen Vorwürfe. „Ich Idiot!“ „Hätte ich nur …“ „Mit mir wird das nie was!“
- Sie nehmen sich vor, beim nächsten Mal anders zu handeln. „Diesmal werde ich …“ „Es war nicht der rechte Zeitpunkt. Beim nächsten Mal gehe ich richtig zur Sache.“
- Beim nächsten Mal lässt die Motivation trotz bester Vorsätze bald wieder nach. Sie bleiben stumm oder geben patzige Bemerkungen von sich.
Die Gewohnheit ist eine starke Gegenkraft. Ob Rauchen, 20 Kilo Übergewicht oder dumme Verhaltensrituale: Personen, die allein mit guten Vorsätzen davon loskommen, sind so selten wie Wasser in der Sahara. Sie wissen genau, wie schädlich Ihr Verhalten ist und wie großartig es wäre, ihr Leben umzukrempeln. Warum schaffen sie es nicht?
Hartnäckig hält sich der Glaube, es sei eine Frage des Willens. Wie oft hören wir den Satz „Wer den Willen hat, schafft es auch“! Doch das ist ein Irrtum. Wer am „freien Willen“ zweifelt, ärgert sich in Wahrheit, wie wenig er mit seinem Willen ausrichten. Lassen Sie einmal Ihren Bekanntenkreis in Gedanken Revue passieren. Sie kennen bestimmt einige Leute, die rauchen, dick, schüchtern oder impulsiv sind, aber auf anderen Gebieten diszipliniert und willensstark handeln. Sie arbeiten bis zum Umfallen, halten ihre Termine ein und springen sogar kurzfristig für andere in die Bresche. Und auch sich selbst können sie disziplinieren. Sie sind durchaus in der Lage sich zu befehlen: „Diese Zigarette rauche ich jetzt nicht.“ Oder: „Ich gehe jetzt da hinüber und spreche diesen Unbekannten an.“ Oder: „Am liebsten würde ich dem ordentlich meine Meinung sagen. Aber diesen Impuls verkneife ich mir jetzt lieber.“
Auf den Willen ist Verlass, wenn es um eine einzelne, konkrete Handlung geht. Noch besser fahren Sie, wenn der Wille zugleich eine positive Ersatzhandlung anordnet. Kaugummi statt Zigarette. Ansprechen statt stumm in der Ecke sitzen bleiben. Ruhig in den Unterlagen blättern statt mit vernichtender Kritik herausplatzen. Kurz, der Wille ist immer auf ein konkretes Ziel gerichtet. Aber niemand verfolgt von früh bis abends ununterbrochen wichtige Ziele. Die meiste Zeit sind wir mit Alltagsroutinen beschäftigt. Zähneputzen, Frühstück, Fahrt zur Arbeit, Einkäufe, Ausruhen, Fernsehen … In dieser Zeit ruht auch der Wille. Wer zum Beispiel eine Diät macht, kocht streng nach Plan kalorienarme Kohlsuppe, doch anschließend beim Fernsehen langt die Hand in die Chipstüte und vereitelt alle Mühen.
Gewohnheiten sind mächtiger als der stärkste Wille. Der Wille steht uns nur in kurzen, aufmerksamen Momenten zur Verfügung. Gewohnheiten entfalten ihre Macht dagegen ohne Unterbrechung. Solange die alten Gewohnheiten weiter herrschen, bringen Anstrengungen des Willens nur kurze Erfolge. Kämpfen Sie deshalb nicht mit Willenskraft gegen ihre Gewohnheiten an. Machen Sie sie vielmehr zu Ihren Verbündeten:
- Überprüfen Sie Ihre Einstellungen. Aufgrund welcher inneren Überzeugungen haben sich Ihre Gewohnheiten entwickelt?
- Welche neuen Gewohnheiten hätten Sie gern? Welche veränderten Überzeugungen würden dazu passen?
- Ersetzen Sie schrittweise Ihre alten Gewohnheiten durch neue Gewohnheiten.
- Fangen Sie mit einfachen, kleinen Veränderungen an, die Ihnen leicht fallen. Registrieren Sie Ihre Erfolge. Lassen Sie sich Zeit. Stabilität der erreichten Veränderung ist wichtiger als schnelle Umwälzungen.
Einige der erfolgreichsten Richtungen der neueren Psychotherapie – die kognitiven Verhaltenstherapien – arbeiten mit dieser Strategie. Sie erzielen in der Behandlung von Ängsten, Phobien und Depressionen Erfolgsraten von 70 bis 90 Prozent. Was sogar Personen mit schweren Störungen hilft, klappt bei Leuten wie Sie und ich erst recht.
Veröffentlicht im Mai 2006 © by www.berlinx.de
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