Gestalten Sie eine glückliche Beziehung zu sich selbst

Ihre Geliebten können Sie bei Ärger in die Wüste schicken. Aber eine Person werden Sie nie los – sich selbst! Verwandeln Sie daher die lebenslange Beziehung zu sich selbst in eine glückliche Liebe.

Schauen Sie morgens in den Spiegel. Was sagen Sie zu sich selbst? „Ich bin großartig!“ oder doch eher „Ich sehe heute echt grässlich aus“? Psychologen haben herausgefunden: Unser Lebenserfolg hängt in starkem Maße vom Grad unserer Eigenliebe ab. Wer sich mag, den mögen auch andere. Wir teilen unser Bild von uns selbst unbewusst anderen mit. Die Sicherheit meines Auftretens verrät, was ich mir zutraue und wie ich über mich selbst denke.

Der römische Dichter Ovid erzählte als erster die Geschichte einer Liebe zu sich selbst, und zwar als Strafe. Die Nymphe Echo verliebte sich in den schönen Jüngling Narziss. Doch er verschmähte sie. Vor Kummer schwand Echo dahin, bis nur noch ihre Stimme übrig blieb. Nemesis, die Göttin der Rache, bestrafte Narziss. Sie sorgte dafür, dass er in einer Quelle sein Spiegelbild erblickte und sich heftig in sein eigenes Antlitz verliebte. Nun spürte er die gleichen Gefühle, die Echo für ihn empfunden hatte. Jeder Versuch, sein eigenes Bild zu umarmen und zu küssen, scheiterte. Am Ende starb Narziss an der unerfüllten Liebe zu sich selbst.

Sigmund Freud betrachtete Selbstliebe als seelische Störung. Im Narzissmus sei die Libido fehlgeleitet. Statt eines andern begehrt der Narziss sich selbst. Die moderne Psychologie bestätigt dagegen die Sage des Ovid. Die Liebe zu sich selbst und zu anderen – das sind zwei Seiten derselben Medaille. Auch in der Bibel heißt es: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Wer an sich selbst herummäkelt, kann auch andere nicht ohne Vorbehalt akzeptieren.

Wären Sie gern schöner, klüger, reicher, disziplinierter, leidenschaftlicher? Würden Sie gern tauschen mit Madonna, Lance Armstrong, Harald Schmidt oder einem anderen Prominenten? Wie viel Dinge müsste Gott an Ihnen und Ihrem Leben ändern, bis Sie sagen könnten: „Jetzt bin ich perfekt“?

Die Antworten auf obige Fragen verraten Ihnen, wie stark Ihre Selbstliebe angeknackst ist. Wie oft sind Sie stolz auf Ihre Talente und Ihre Erfolge? Und wie oft mäkelt Ihr innerer Kritiker an Ihnen herum? Ein anderes Kriterium: Wie wichtig ist Anerkennung von anderen für Ihre gute Stimmung? Wenn Tadel Ihre Laune nicht ernsthaft erschüttern können, ist Ihre Selbstliebe stabil.

Wie jede Liebe leidet auch die Zuneigung zu sich selbst unter der Routine und den vielen Kleinigkeiten des Alltags. Wenn Sie die Liebe zu sich selbst erhalten und verbessern wollen, erhöhen Sie die Achtsamkeit im Umgang mit sich:

Eigenlob: Was Ihnen gelingt – nehmen Sie es nicht mehr als selbstverständlich hin. Halten Sie kurz inne und sagen Sie sich: „Das habe ich gut gemacht.“ Gönnen Sie sich ab und zu eine kleine Belohnung.

Selbstbilanz: Schreiben Sie zwei Listen: Was sind Ihre Stärken? Und was Ihre Schwächen? Die erste Liste sollte länger sein. Wenn nicht – denken Sie noch einmal nach. Kann nicht manche Schwäche unter Umständen auch eine Stärke sein? Versuchen Sie in Zukunft, Ihre Stärken zur Geltung zu bringen. Das ist sinnvoller, als ständig Schwächen zu kaschieren.

Fehlerfreundlichkeit: Erinnern Sie sich an Filmkomödien: Personen mit kleinen Macken sind liebenswerter als coole Perfektionisten. Machen Sie sich nicht länger klein, wenn Ihnen Pleiten, Pech und Pannen unterlaufen. Sagen Sie nicht: „Das ist wieder typisch für mich“, sondern verzeihen Sie sich den Fehlgriff als menschlichen Ausrutscher. Noch besser: Lachen Sie darüber.

Den inneren Kritiker verabschieden: Wenn Ihr(r) Geliebte(r) ständig an Ihnen herummäkelt, schicken Sie ihn/sie in die Wüste. Machen Sie es mit Ihrem inneren Nörgler genauso. Sobald Sie seine destruktive Stimme vernehmen, sagen Sie: „Ruhe!“ Statt dessen denken Sie konstruktiv: „Wie löse ich das anstehende Problem?“

Freundschaften: Sichten Sie Ihre Kontakte. Nicht auf die Quantität kommt es an, sondern auf die Qualität. Treffen Sie sich häufiger mit Leuten, die Sie aufbauen. Schränken Sie Telefonate und Begegnungen mit Personen ein, die gern auf Ihren Fehlern herumreiten.

Körperliebe: Gefühle sind etwas körperliches. Beweis: Sie brauchen nur Ihre Mundwinkel anzuheben, und Ihre Laune bessert sich. Wollen Sie mit sich glücklich sein, schließen Sie vor allem Freundschaft mit Ihrem Körper. Gönnen Sie ihm Streicheleinheiten durch Bäder, Massagen, Sex. Machen Sie ihn fit mit Radfahren, Joggen, Schwimmen oder Yoga.

Tagebuch: Verliebte vertrauen Ihre überbordenden Gefühle einem Tagebuch an. Folgen Sie ihrem Beispiel. Notieren Sie täglich Ihre kleinen Erfolge. Verzeichnen Sie Ihre Fortschritte. Rückschläge analysieren Sie positiv: Was kann ich tun, um den toten Punkt zu überwinden?

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Veröffentlicht im September 2005 © by www.berlinx.de

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