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Wie oft hören wir den Spruch „Typisch Mann!“ Doch niemand würde ihn aussprechen, wenn es nicht auch untypisches Verhalten gäbe und man deshalb extra auf das typische Verhalten hinweisen müsste. Ist untypisches Verhalten „normal“? Wie häufig kommt es vor?

1984. Eine kleine Bergarbeiterstadt im Norden Englands. Die Mädchen drehen Pirouetten, die Jungs trainieren mit Boxhandschuhen. Doch der elfjährige Bill Elliott ist fasziniert von Mrs. Wilkinsons Ballettklasse, und bald schwingt auch er das Tanzbein … Das ist die Ausgangssituation des Films „Bill Elliott – I Will Dance“, der kurz vor Weihnachten im ZDF seine Fernsehpremiere erlebte. Er vermittelt eine Lektion über typische Erwartungen und typische Reaktionen, wenn einer aus der Reihe tanzt.

Nachdem Egonet 42 Mal über typisches Verhalten berichtete, haben Sie sich möglicherweise schon mehrfach gefragt: Sind das nicht nur Klischees? Verhalten sich die wirklichen Männer und Frauen nicht ganz anders? Bietet jede(r) von uns nicht eine einzigartige Kombination von Eigenschaften? Ist der Vergleich einer Frau mit einer anderen nicht, als ob man einen Apfel mit einer Birne vergleicht?

Was ist also „typisch“? Es ist klar, eine typische Eigenschaft einer Gruppe von Menschen hat nicht jeder, der zu ihr gehört. Es gibt Ausnahmen. Aber wie viele? Einzelne? Zehn Prozent? Ein Drittel? Oder gar 49,9 Prozent? Ist der Status „typisch“ schon mit der einfachen, knappen Mehrheit erreicht?

Schauen wir uns dafür ein paar Beispiele an.
· Typisch für uns Mitteleuropäer ist der Besitz (mindestens) eines Fernsehers. Zwei Millionen (von rund 35 Millionen) Haushalten haben aber keinen. Dennoch wird niemand bestreiten, dass der Fernseher ein typisches Ausstattungsmerkmal deutscher Haushalte darstellt.
· Typisch ist auch der private Zugang zum Internet geworden. Auch wenn über ein Drittel noch keinen eigenen Anschluss hat.
· Es gibt aber auch typische Merkmale, die nur auf eine Minderheit zutreffen. Nehmen wir das typische Schönheitsideal. Die wenigsten Menschen entsprechen ihm. Wenn in medizinischen Lehrbüchern ein Mann oder eine Frau samt Organen abgebildet wird, bestreitet keiner, dass er/sie typisch ist – auch wenn er keine reale Person kennt, die genau so aussieht. Wenn man Leute befragt, welche Merkmale sie an einem Menschen als schön empfinden, gehen die Antworten weit auseinander. Vielleicht gibt es gar keine typische Schönheit? Doch, es gibt sie. Durch eine geschickte Versuchsanordnung kann man herausfinden, dass wir letztlich eine bestimmte Art von Gesicht und Gestalt als ideal schön empfinden – nämlich den absoluten Durchschnitt.

Was typisch ist, ist also keine Frage der Häufigkeit, sondern ob das Merkmal für die Menschengruppe kennzeichnend ist. Das trifft auch dann zu, wenn das Merkmal durch allerlei hindernde Bedingungen nur bei wenigen in Erscheinung tritt. Wenn das Typische nur als Mittelwert seiner zahlreichen Abweichungen existiert. Deshalb können wir darüber nachdenken, ob beispielsweise Frauen zu sehr lieben oder in jedem Mann ein aggressiver Jäger steckt. Trotz vielfacher Ausnahmen. Und es führt zu dem paradoxen Satz: Es ist typisch Frau (Mann), nicht in allen Eigenschaften typisch Frau (Mann) zu sein. Die (Der) zu 100 Prozent typische Frau (Mann) wäre eine absolute Rarität. Drei Gründe sind ausschlaggebend:

Die unterschiedliche Mischung weiblicher und männlicher Anteile. Niemand ist 100 Prozent Mann oder Frau. Beide tragen weibliche und männliche Hormone in sich. Daher zeigt jede Frau auch männliche Verhaltensanteile und umgekehrt. Wie viele – das hängt nicht zuletzt von dem Anteil der Hormone des Gegengeschlechts ab. Frauen mit einem höheren Testosteronspiegel sind aktiver, auch in der Partnersuche. Männer mit hohem Östrogenspiegel sind kooperativer und meist die besseren Familienväter.

Die statistische Normalverteilung. Um das Typische zu erkennen, müssen wir es von den untypischen Extremen abgrenzen. Ist die Ausprägung eines Merkmals zufällig über die Bevölkerung verteilt, also nicht durch äußeren Zwang verfälscht, ergibt sich als graphischen Darstellung eine Kurve in Form einer Glocke. Die Extremwerte am oberen und unteren Ende der Kurve entsprechen den Glockenrändern und kommen in der Bevölkerung nur selten vor. Die mittleren Werte – sie entsprechen dem „Normalen“ – sind bei den Menschen häufiger vertreten. Die Kurve steigt deshalb in der Mitte nach oben, wie ein Glockenkörper.
Ein Standardbeispiel ist die Körpergröße. Die meisten Männer sind zwischen 1,70 und 1,90 Meter groß. Die nächsten zehn Zentimeter darunter und darüber kommen auch noch vor, sie sind aber seltener. Auch seelische Vorlieben und Abneigungen der Geschlechter folgen häufig der Normalverteilung. Die meisten Männer zeigen zum Beispiel eine mittlere Fußballbegeisterung. Sie haben ihre Lieblingsmannschaft und schauen regelmäßig die Sportschau und Live-Übertragungen wichtiger Spiele. Doch auch die Extremwerte kommen vor. Einerseits Männer, die zu jedem Spiel ihrer Mannschaft reisen und ihre Wohnung mit Fanartikeln schmücken. Andererseits Männer, die wenig oder überhaupt keine Ahnung von Fußball haben.

Individuelle Eigenarten. Normalerweise würde man von einem Mädchen keine Fußballbegeisterung erwarten. Dennoch kann es eine Reihe von Gründen geben, die sie eher zum Fußball als zu Pferden oder Ballettausbildung treiben:
· Der Bruder spielt Fußball.
· Die Jungs aus ihrem Haus spielen interessantere Spiele als die Mädchen.
· Ein sympathischer Lehrer baut gerade eine Mädchenmannschaft auf.
· Die beste Freundin spielt auch Fußball.
· Die deutsche Frauennationalmannschaft ist gerade Weltmeister und damit ein nachahmenswertes Vorbild geworden.

Solange die Abweichungen vom Typischen nur einzelne Eigenschaften betreffen, bleibt die junge Frau eine typische Frau, Wenn sie allerdings nicht nur Fußball spielt, sondern auch noch Ingenieurin für Maschinenbau studiert, jede Woche in der Disko einen Kerl anspricht und abschleppt, einen schnittigen Sportwagen fährt und Abenteuerurlaube dem Strand von Mallorca vorzieht – dann darf man von einem typisch männlichen Verhalten sprechen. Und sich fragen, woran das liegt.

Untypisches Verhalten ist keine Krankheit, die therapiert werden muss. Solange die junge Frau sich wohl und mit sich selbst einverstanden fühlt, hat sie die zu ihr passende Lebensweise gefunden. Dennoch sollte sie sich fragen, warum sie die typischen Rollenmuster ihres Geschlechts ablehnt. Da sie sich anders verhält, als ihre Mitmenschen erwarten, sind Konflikte vorprogrammiert. Wenn sie ihre Gründe kennt, kann sie leichter mit den Erwartungen der anderen umgehen. Es ist nun mal so: Die Ausnahme muss sich rechtfertigen. Nur das Typische verlangt keine Erklärung. Wir halten es für selbstverständlich, gerade weil es typisch ist.

Die Egonet-Serie verfolgt das Ziel, auch dieses Selbstverständliche einmal zu befragen und zu erklären, warum das Typische typisch ist.

Gefälschtes Wissen
Wie zuverlässig sind die Informationen der Experten?

Tageszeitungen, Sachbücher und auch Egonet – wir alle stützen uns auf Resultate aus Labors und Befragungen, um unser Wissen von der Welt zu erweitern. Doch wie vertrauenswürdig sind die Forscher? Wie können wir Nichtfachleute beurteilen, ob das auch stimmt, was die Experten uns mitteilen?

Von Churchill stammt das Bonmot: „Ich glaube nur an die Statistik, die ich selbst gefälscht habe.“ Als Beispiel nennen Journalisten gern Anzahl der Störche und Geburtenrate. Beide nehmen ab. Muss der Statistiker daraus folgern, dass mehr Störche auch mehr Kinder bringen würden?

Natürlich nicht. Störche und Geburtenrate verbindet ein vermittelnder Faktor: Die Industrialisierung. Sie liefert Verhütungsmittel, treibt den Einfluss religiöser Verbote zurück und schränkt den Lebensraum der Vögel ein. Der Fehler liegt also nicht in der Statistik, sondern in ihrer Interpretation.

Dennoch gibt es in der Wissenschaft schwarze Schafe. Überall, wo krumme Wege schneller zum Ziel führen als die Mühsal der Geradlinigkeit, ist die Versuchung zum Betrug groß. Spektakuläre Entdeckungen und gutbezahlte Professorenstellen sind ein begehrtes Gut für jeden, der in der Forschung Karriere machen will. Um dahin zu gelangen, braucht das Nachwuchstalent viele Veröffentlichungen und Aufsehen erregende Resultate. Wenn der junge Absolvent nun drei Jahre forschte und am Ende kein eindeutiges Ergebnis erhielt? Da braucht es viel Charakterstärke, die Niederlage einzugestehen und einem andern die erhoffte Auszeichnung zu gönnen. Warum nicht statt dessen ein bisschen an den Laborwerten manipulieren?

Fälschung in der Forschung hat eine lange Tradition. Auch die Großen früherer Jahrhunderte waren nicht frei davon. Zum Beispiel Galilei. Hat Ihnen Ihr Physiklehrer auch die schöne Geschichte erzählt, wie Galilei auf den schiefen Turm zu Pisa stieg und von dort zwei Kugeln fallen ließ – die eine aus Holz mit 1 Pfund, die andere aus Eisen mit 100 Pfund Gewicht? Und wie beide gleichzeitig aufschlugen? Was bewies, dass die Fallgeschwindigkeit vom Gewicht der Gegenstände unabhängig ist? Nun, 1978 machten sich zwei Forscher die Mühe, das Experiment zu wiederholen. Das Ergebnis: die Kugeln schlugen kurz nacheinander auf. Was nicht verwunderlich ist. Das Fallgesetz, wie wir es in der Schule gelernt haben, gilt nur im luftleeren Raum. Der Luftwiderstand bremste die leichtere Holzkugel stärker ab als die eiserne. Der gute Galilei hatte seine Formel aus theoretischen Überlegungen abgeleitet und das Experiment dazu erfunden. Und Glück gehabt. Spätere Forschungen, insbesondere die Theorie Newtons, gaben ihm Recht.

Apropos Newton. Der machte es übrigens genauso. Seine Theorie der Schwerkraft entstand ebenfalls zuerst in seinem Kopf. Seine Berechnungen ergaben für die Fallbeschleunigung einen Wert von 9,72 Meter pro Sekunde zum Quadrat. Sein Kollege Christian Huygens maß später in Paris 9,8. Der Unterschied von 8 Zentimetern war ein Lappalie, wenn man bedenkt, dass Newtons Berechnungen auf der Riesenentfernung Erde – Mond beruhten. Dennoch kam Huygens dem tatsächlichen Wert von 9,806 näher. Wo liegt die Ursache? Zur damaligen Zeit war die Entfernung Erde – Mond noch gar nicht bekannt. Man war auf Schätzungen angewiesen. Newton hatte als Entfernung das 60fache des Erdradius angesetzt. Warum das 60fache? Weil sich mit dieser runden Zahl so schön rechnen ließ.

Ist es bei dieser Tradition ein Wunder, dass mancher Jungforscher den Weg an die Spitze abkürzt, indem er spektakuläre Ergebnisse einfach erfindet? 1997 flogen die Krebsforscher Friedhelm Herrmann und Marion Brach auf, beide Professoren und bis dahin hoch angesehen. Nur durch die mutige Aussage eines jungen Angestellten aus Herrmanns Labor kam der Schwindel ans Licht. Mindestens 47 ihrer Fachartikel beruhten auf gefälschten Resultaten.

Das ist nur die Spitze des Eisberges. Der Ärzte-Informationsdienst „Arzneitelegramm“ veranlasste eine Stichprobe. „Von den letzten 32 Studien, die wir im Arzneimittel-Telegramm als weltweite Multicenterstudien untersucht haben, waren sieben gefälscht“, berichtete Mitherausgeber Peter S. Schönhöfer im Dezember 2003 in der 3sat-Wissenschaftssendung „Nano“. Sollte diese Quote keine Ausnahme sein, gäbe es eine enorm hohe Dunkelziffer mit gefährlichen Folgen. Schließlich geht es um Substanzen, die Kranke heilen sollen.

Warum werden Betrüger nicht sofort entlarvt? Es liegt nicht zuletzt daran, dass die Fälscher schöne, runde Zahlen liefern, die nach Klarheit, Einfachheit, und damit nach Wahrheit aussehen. Unentdeckt bleiben sie aber nur, wenn sie auf unwichtigen, abseitigen Gebieten forschen. Wer in einem spannenden Sektor der Erkenntnis unterwegs ist, muss davon ausgehen, dass Kollegen seine Resultate aufgreifen, um von ihnen aus weiterzuforschen. Spätestens dann kommen die Fälschungen ans Licht. Die Wissenschaft ist ein sich selbst korrigierendes System. Wenn ein Medikament mehr schadet als nützt, werden Ärzte, die es anwenden, bald darüber berichten. Selbst wenn von 1000 Kollegen 990 schweigen. Zehn Mutige genügen, um im Verbund mit sensationslüsternen Journalisten eine Lawine auszulösen, die Betrügern den Hals bricht.

Auch für den Nichtfachmann gibt es Chancen, Fälschungen zu erkennen. Misstrauen ins angebracht, wenn ein Resultat
· zu 100 Prozent oder zu Null Prozent zutrifft. Kein Medikament wirkt immer, keine Nebenwirkung tritt bei allen ein. Wenn Sie derartige Behauptungen lesen, haben Sie es mit Gutgläubigen oder mit Schwindlern zu tun. Medikamente zum Beispiel wirken stets zu mindestens 30 Prozent – eine Folge des Placebo-Effekts – und höchstens zu 70 bis 80 Prozent, weil Nebenwirkungen, Unverträglichkeiten und individuelle Besonderheiten dem Arzt einen Strich durch die Rechnung machen.
· zu schön ist, um wahr zu sein. Etwa, wenn es unsere heimlichen Wünsche bestätigt. Hat einer herausgefunden, dass es gesünder ist, im Fernsehsessel zu sitzen als zu joggen, reichlich Fett zu essen statt Obst und Gemüse, über die Stränge zu schlagen statt mäßig zu leben – dann sollten Sie genau prüfen, wie der Forscher das herausgefunden haben will. Betrüger machen sich gern unsere Vorurteile und unsere Bequemlichkeit zunutze.
· allem bisherigen Wissen widerspricht. Kopernikus stand zwar im Widerspruch zur Kirche, aber nicht zum Wissen seiner Zeit. Das bisherige Ptolemäische System, das die Sonne um die Erde kreisen ließ, benötigte sehr komplizierte Zusatzannahmen, um die Sternenbewegungen zu erklären. Das Kopernikanische System war einfacher und stand im Einklang mit den Beobachtungen. Zwar sind Forschungen, die alles bisherige umstoßen, nicht auszuschließen. Aber sie sind so selten wie ein Fünfer im Lotto. Die Welt ist etwas Ganzheitliches. Da in ihr alle Naturprozesse miteinander verbunden sind, sind es auch die Fakten, die wir von der Welt kennen.
· nicht durch Beobachtung oder auf anderen Wegen nachgeprüft werden kann. Betrug kommt fast immer dadurch ans Licht, dass ein anderer Forscher die Experimente nachmacht und nicht das beobachtet, was der Urheber beobachtet haben will. Selbst Einstein fand einen Weg, seine Theorie zu beweisen. Bei einer bestimmten Sternenkonstellation konnte die Ablenkung des Sternenlichts durch die Schwerkraft der Sonne gemessen werden, die nach seiner Relativitätstheorie eintreten muss. 1918 nahmen Astronomen diese Messung vor und zeigten so, dass die neue Theorie näher an die Wahrheit herankam, als die klassische Physik.

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Was der Lack der Karossen über ihre Besitzer verrät

Wer ein Auto kauft, achtet vor allem auf PS, Verbrauch, Sicherheit und Fahrkomfort. Doch die Fachleute wissen: Die Entscheidung hängt viel stärker von Form und Farbe ab, als wir glauben. Und verrät einiges über die Psyche ihrer Fahrer.

Stellen Sie sich vor, Sie finden einen supergünstigen Wagen. Ein unabhängiger Experte bestätigt Ihnen, dass er an die 2000 Euro unter dem Listenpreis liegt. Einziger Nachteil: Seine Farbe ist hellrosa. Würden Sie ihn kaufen?

In einem solchen Fall zögern mehr Kunden, als wenn der Wagen Mängel in der Kurvenlage und beim Bremsen aufweist, dafür aber im schicken Metallic-Blau daherkommt. Schauen wir zu sehr auf Äußerlichkeiten und vernachlässigen die „inneren Werte“ des Wagens? Das Verhalten der Autokäufer zeugt im Gegenteil von Vernunft. Das bewies eine Studie australischer und neuseeländischer Forscher.

Sie überprüften die Unfallstatistik mit dem Ziel herauszufinden, wie man die Zahl von täglich 3000 Verkehrstoten in aller Welt vermindern könne. Was war der wichtigste Faktor, der das Unfallrisiko beeinflusste? Sie ahnen es schon – weder Alkoholkonsum noch Sicherheitsgurt, Alter des Autos, Wetter oder Verkehrslage – sondern die Farbe des Wagens. Silber schnitt am besten ab. Solche Autos waren nur halb so oft in tödliche Unfälle verwickelt wie weiße Autos.

Woher dieser Unterschied? Schließlich unterscheiden sich Silber und Weiß von weitem nicht allzu sehr. Beide bilden helle Farbtupfer in der Landschaft und sind vor dunklem Hintergrund und bei schlechter Sicht gut wahrzunehmen. Der Grund hat mit unseren ererbten Sehgewohnheiten zu tun. Je seltener eine Farbe in der Natur vorkommt, um so größere Wachsamkeit weckt sie, wenn wir ihr dennoch da draußen begegnen. Gold und Silber gelten schon deswegen seit alter Zeit als edle Metalle, weil ihr Glanz eine Ausnahmeerscheinung darstellt.

Das zeigt auch die nach Farben geordnete Unfallstatistik. Silber schnitt doppelt so gut ab wie weiß, gelb, grau, rot und blau. Denn diese Farben kommen gelegentlich in der Natur vor. Noch unfallträchtiger sind grüne, braune und schwarze Fahrzeuge. Kein Wunder, denn das sind die Farben von Gräsern, Bäumen und Nacht. Unser Auge rechnet bei diesen Farben mit stehenden Bestandteilen der Landschaft und nicht mit einem beweglichen Fahrzeug, das sich auf Kollisionskurs befinden könnte.

Lange bevor diese Studie veröffentlicht wurde, haben sich die Autokäufer diesen Risiken angepasst. Während früher graue, rote und blaue Autos die Liste der Erstzulassungen anführten, hat seit 1999 Silbermetallic die Nase vorn. Es folgen Blau, Schwarz, Grün und Rot. Der Grund für diese Vorliebe ist allerdings nicht das Unfallrisiko. Sondern die Psychologie der Farben. Die Wahl der Lieblingsfarbe verrät etwas über die Werte und das Selbstverständnis des Fahrers. Das zeigt die folgende Liste.

Silber: strahlt Eleganz und Statusbewusstsein aus.
Weiß: die Wahl der praktischen, sauberen, handwerklich begabten Fahrer
Gelb: frech, flippig, unkonventionell
Rot: impulsiv, lebensfroh, extravertiert, kontaktfreudig
Blau: zuverlässig, pünktlich, anpassungsfähig
Grün: rustikale Natürlichkeit, unkompliziert und heiter
Schwarz: Autorität und Machtbewusstsein, das lieber im Hintergrund die Fäden zieht.

Veröffentlicht im Januar 2004 © by www.berlinx.de

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