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Tips für das Abenteuer zu zweit

Sommerzeit – Reisezeit. Jede(r) Dritte fährt als Single in den Urlaub, allein oder mit Freunden. Beste Voraussetzungen für einen heißen Flirt unterwegs. Gleichgesinnte gibt es genug.

Die Sonne ist schuld. Sie liefert von Mai bis August mehr Licht als sonst im Jahr. Sie aktiviert die Hormone, aktiviert den Blutkreislauf, läßt unser Herz schneller schlagen und verführt uns, mehr von unserer Haut zu zeigen. Die Folge: Wir verlieben uns leichter.
Wer neue Bekanntschaften knüpfen will, muß sich zunächst erst einmal unter Menschen begeben. Dafür sind im Urlaub die Voraussetzungen ideal. Selbst notorische Fernsehfreaks, die das übrige Jahr ihre Freizeit ausschließlich im heimischen Sessel verbringen, begeben sich auf einmal an den Strand, in Cafés und Diskotheken. Verhaltensforscher wissen seit langem, daß selbst schweigsame Mauerblümchen, wenn sie sich nur lange genug unter Artgenossen bewegen, früher oder später Kontakte knüpfen.
Ein weiterer Glücksumstand: Die Unbekannten ringsherum sind Gleichgesinnte. Sie sind wie wir in der Fremde und darauf aus, Ungewöhnliches zu erleben und alles zu vergessen, was an ihren heimischen Alltag erinnert. Das ergibt ideale Anknüpfungspunkte für ein Gespräch. Folgende Sätze sind fast immer geeignet, miteinander in Kontakt zu kommen:
Sprecht ihr Deutsch (Englisch, Spanisch usw.)?
Hallo, wo kommt ihr her?
Wißt ihr zufällig, wo in der Nähe ein gutes Café ist? (Das Gespräch mit einer Einladung in das empfohlene Café fortsetzen!)
Verzeihung, ich bis den ersten Tag hier. Was sollte man unbedingt besichtigen?
Wo kann man hier am günstigsten Geld tauschen?
Wo geht man abends hier am besten hin?
Fortsetzen läßt sich das Gespräch mit nach der Aufenthaltsdauer, nach dem Hotel, dem Service vor Ort, dem Heimatort, weiteren Urlaubsplänen und einer Einladung zu gemeinsamen Unternehmungen. Ob am Strand, am Nachbartisch in Restaurants, beim Geschäftsbummel, bei Führungen – Fragen, die einen Erfahrungsaustausch von Urlauber zu Urlauber eröffnen, sind immer ein guter Einstieg.
Schwieriger ist es, den Kontakt nach zwei, drei Fragen aufrechtzuerhalten. Dazu müssen Sie Interesse an Ihrer Person wecken. Das schaffen Sie am leichtesten, indem Sie Interesse an Ihrem Gegenüber zeigen, und die Kunst des Small Talk. (Unser Beitrag zu diesem Thema aus der allerersten Ausgabe von EGONet kann bei der Redaktion angefordert werden.) Diese Kunst beherrscht, wer statt langer Monologe über tiefgründige Menschheitsfragen loszulassen, dem anderen Gelegenheit gibt, durch unverbindliches Geplauder zunächst festzustellen, ob überhaupt eine gemeinsame Wellenlänge vorliegt.
Seit Jahrhunderten ist das Wetter das Einstiegsthema. Hobbys, Beruf, Familie, Heimatort und alles, was den Urlaub (diesen, vergangene, zukünftige) betrifft, eignet sich für den Small Talk. Politische Ansichten, Krankheiten, Religion und seelische Probleme sind dagegen tabu. Der Grund für diese Einteilung: Erstgenannte Themen erlauben sehr schnell, gemeinsame Anknüpfungspunkte zu finden. Dagegen weichen die meisten instinktiv zurück, wenn Unbekannte sie mit Ihren Problemen konfrontieren. Politik, Religion und andere weltanschauliche Fragen führen dagegen schnell zu Streit. Mit solch heiklen Themen wartet man besser, bis man einander genauer kennt.
Aber auch körpersprachliche Signale sind wichtig: Blickkontakt halten, lächeln, Ruhe ausstrahlen. Wenn das Gespräch gut gelaufen ist, keine peinlichen Schweigeminuten entstehen, und ein echtes Interesse da ist, wird man sich verabreden. Der Test, welchen Eindruck Sie hinterlassen haben, ist erst bestanden, wenn die neue Bekanntschaft auch zur Verabredung erscheint.
Beim Wiedersehen sagen Sie sich, daß Sie sich auf den Abend freuen und machen ein Kompliment über das Aussehen des andern. (Auch Männer sind dafür empfänglich.) Um keine Verlegenheit entstehen zu lassen und das Gespräch in Gang zu bringen, eignet sich die Frage: „Was hast du inzwischen erlebt?“ Alles, was Sie im folgenden Gespräch an Gemeinsamkeiten herausfinden (Ansichten, Erlebnisse, Hobbys, Zukunftspläne), vertieft die Intimität und das Vertrauen. Wenn es zu gelegentlichen Berührungen kommt – an der Hand, am Arm – ohne, daß der andere verlegen zurückzuckt, dürfen Sie bald auf mehr rechnen.
Doch Vorsicht, wenn Sie sich ernsthaft verlieben – heiß verliebte Augen garantieren nicht, daß die neue Bekanntschaft sie noch genauso begehrenswert findet, sobald sie in ihre Heimatstadt zurückgekehrt ist. Vor allem, wenn sie sich fünfhundert Kilometer von Ihrer Wohnung entfernt befindet. Dem andern ein dauerhaftes Treue- und Liebesversprechen abzuverlangen, schützt leider nicht vor einem ernüchternden Erwachen. Genießen kann einen Urlaubsflirt nur, wer die gegenwärtigen Stunden genießt ohne zu grübeln, was die Zukunft bringen wird. Der Alltag kommt früh genug zurück.
Doch auch, wenn es während der Ferien nicht gefunkt hat – auch zu Hause können Sie einen Urlaubsflirt erleben! Begeben Sie sich einfach in einen Stadtteil, den Sie selten aufsuchen und spielen Sie einen Tag lang Tourist. Fragen Sie nach einem guten Restaurant oder einer Diskothek und laden Sie Ihr Gegenüber ein. Und wenn er/sie Ja sagt: diesmal haben sie die Gewähr, das Ihre neue Bekanntschaft auch nach vier Wochen noch in Ihrer Nähe wohnen und für Sie erreichbar sein wird.

Juli 1999 © by www.berlinx.de

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