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Männer- und Frauenphantasien sind zwei Welten, das ist lange bekannt. Frauen wünschen sich Geborgenheit, Männer sehen sich als Helden, denen die Mädels zu Füßen liegen. Und nachts, wenn wir unsere Träume nicht beeinflussen können?

Träume sind mehr als Schäume. Was und wie wir träumen, verrät viel über unseren Charakter, unsere geheimen Wünsche und ungelöste Konflikte. Diese Erkenntnis der Forscher hat der Traumdeutung in den letzten zehn Jahren einen neuen Aufschwung beschert. Träume bieten eine kostenlose Lebenshilfe. Sie öffnen Türen zur Selbsterkenntnis. Das bedeutet auch: Unterschiedliche Charaktere träumen Unterschiedliches. Dadurch wird individuelle Traumdeutung möglich.

Wenn zwischen Männern und Frauen typische Unterschiede bestehen, müssten sie sich auch in ihren Träumen zeigen. Auf den ersten Blick scheint die Frage leicht zu beantworten. Männer träumen von heißen Nächten mit mindestens zwei Supergirls – Frauen von einem Märchenprinz, der ihr sein Herz und die Reichtümer dieser Welt zu Füßen legt. Oder?

Trotz Dutzender von Traumbüchern – bis vor kurzem hat niemand überprüft, wie weit diese Klischees zutreffen. Erst jetzt hat sich der Schlafforscher Michael Schredl vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim zusammen mit Edgar Piel vom Allensbacher Meinungsforschungsinstitut dieser Frage zugewandt. Die beiden werteten einige tausend Traumprotokolle aus den Jahren 1956 bis 2000 aus. Ihr Ergebnis: Männer und Frauen träumen tatsächlich fundamental verschieden. Aber ihre typischen Trauminhalte sehen anders aus als vermutet.

In den Träumen der Männer kommen kurvenreiche Blondinen eher selten vor. Männerträume drehen sich in ersten Linie um – Männer. Ihre vorherrschenden Traumgefühle sind Aggressivität und Konkurrenzängste. Körperliche Auseinandersetzungen und Konflikte in der Arbeitswelt sind häufige Inhalte, aber auch Waffen und Hindernisse auf dem Weg zu Zielen. Sex und Frauen kommen in ihren Träumen seltener vor als andere Männer.

Frauen träumen dagegen ebenso oft von Frauen wie von Männern. Meist begegnen sie im Schlaf nahestehenden, vertrauten Personen – Familienmitglieder und Freund(inn)en. Traurige und depressive Stimmungen sind ihren Träumen häufiger. Wenn Aggression vorkommt, ist sie oft gegen die Träumerin selbst gerichtet. Männerträume haben es mehr mit äußeren, Frauenträume mit inneren Konflikten zu tun.

In den letzten fünfzig Jahren hat sich im Geschlechterverhältnis viel geändert. In den Träumen merkt man davon nicht viel. Die Traumprotokolle von 1956 zeigen die gleichen typischen Unterschiede wie die des Jahres 2000. Offenbar hat sich das Gefühlsleben von Männern und Frauen nicht sehr gewandelt – trotz der veränderten Rollen in der Gesellschaft. Obwohl viel mehr Frauen als damals im Berufsleben stehen, spielt dieser Bereich in weiblichen Träumen weiterhin nur eine geringe Rolle.

Auch wenn Frauen und Männer nachts in unterschiedlichen Welten weilen – die meisten Paare möchten gern gemeinsam einschlafen und aufwachen. Das ergab bereits 1999 eine britische Untersuchung. Und das, obwohl man allein tiefer und fester schläft. Das gemeinsame Nebeneinander ist vielen Paaren wichtiger als ein ungestörter Schlaf.

Wenn Sie mehr über Traumdeutung erfahren wollen, lesen Sie bei uns:
Die Nacht gehört der Phantasie Was unsere Träume uns raten

Veröffentlicht im November 2005 © by www.berlinx.de

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