Schönheit ist Durchschnitt – perfekte Symmetrie und Ebenmäßigkeit. Doch absoluter Durchschnitt wirkt meist reizlos. Was aber lässt Männerherzen beim Anblick einer Jennifer Lopez, Frauenherzen beim Anblick eines Brad Pitt höher schlagen?

Laufstegschönheiten haben meist magere, knabenhafte Körper. Sie ver-„körpern“ ein Schlankheitsideal, das bei vielen Frauen Neid weckt, Männer aber kalt lässt. Für Männer besitzt ein molliger Frauenkörper mehr Sex-Appeal. Eine „gesunde“ Ansicht, denn Menschen mit leichtem Übergewicht haben eine höhere Lebenserwartung. Sie übertreffen sogar Normalgewichtige um einige Prozent. Das entdeckte die US-Forscherin Katherine Flegal, als sie eine umfangreiche Datensammlung auswertete, die bis 1971 zurückreicht.

Was also hat Sex-Appeal? Männer und Frauen, die in auffälliger Weise über die typischen Merkmale ihres Geschlechtes verfügen. Dazu gehören die typischen Körperproportionen: breite Schultern und schmale Taille bei Männern – bei Frauen die Umkehrung. Bei Frauen sollte der Taillenumfang 70 Prozent des Hüftumfangs betragen. Dieses Idealmaß galt zu allen Zeiten – egal, ob die jeweilige Kultur gerade schlanke oder eher mollige Frauen bevorzugte.

Auch die Beinlänge ist ein wesentliches Merkmal. Das ist der Grund, warum wir kurze Röcke und High Heels mit Sex-Appeal verbinden. Während der Pubertät wachsen die Beine schneller als der übrigen Körper. Einige Jahre besitzen sie Überlänge. Bis zum 20. Geburtstag holt der Rumpf allerdings auf. Überlange Beine sind daher ein Schlüsselreiz für die Kopplung von sexueller Reife mit Jugend. Daher die Vorliebe für junge Models. Bei den älteren werden Beine auf den Fotos am Computer künstlich verlängert.

Auch wenn wir bei Sex-Appeal zuerst an scharfe Körperformen denken – die entscheidenden Merkmale befinden sich in den Gesichtern. Ein typisch weibliches Gesicht besitzt

  • Ein große, glatte Stirn
  • Ein schmales Kinn mit deutlichem Kinnpolster
  • Schmale gebogene Augenbrauen
  • Große Lippen und Augen
  • Eine kleine, kurze Nase

Ein typisch männliches Gesicht hat dagegen

  • Ein großes beinahe quadratisches Kinn
  • Einen breiten Hals
  • Volle Backen und hervorstehende Wangenknochen
  • Gerade, dicke Augenbrauen und eine ausgeprägte Augenbrauenwulst
  • Eine große, lange Nase

Gesichter sind immer eindeutig. Versteckt man das Haar unter einer neutralen Badekappe, können Beobachter dennoch die Gesichter in 96 Prozent der Fälle korrekt dem richtigen Geschlecht zuordnen. Körpersilhouetten dagegen können täuschen. Diese Erfahrung hat wohl jeder schon erlebt. Sie sind hinter einem Passanten gegangen und dachten „Aha, ein Kerl mit Zottelhaaren“. Dann drehte er sich um – und Sie erblickten das Antlitz einer dürren Frau im fortgeschrittenen Alter.

Sex-Appeal ist aber mehr als nur ein Signal für Begehren zwischen den Geschlechtern. Er schafft auch Vertrauen bei der Begegnung zwischen Fremden. Das haben zwei Forscher der Universität von Connecticut bei Computersimulationen herausgefunden. Ist bei einer Person das Geschlecht nicht eindeutig zu erkennen, erwacht unser Misstrauen. Nur wer klar als Mann oder Frau in Erscheinung tritt, wirkt glaubwürdig. Wir wollen eindeutig wissen, mit wem wir es zu tun haben. Unklare Signale wecken unsere Vorsicht.

Wir mögen daher Sex-Appeal. Auch beim eigenen Geschlecht. Auch dann, wenn wir „nichts von ihm/ihr wollen“. Zeigen Sie Ihren Sex-Appeal als vertrauensbildende Maßnahme.

Mehr Informationen zu diesem Thema liefert unser Autor in:

Frank Naumann: Schöne Menschen haben mehr vom Leben. Die geheime Macht der Attraktivität. S. Fischer Taschenbuch, € 8,95

Veröffentlicht im November 2007 © by www.berlinx.de

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