Print Friendly, PDF & Email

Schön­heits­chirurgen ken­nen kei­ne Wirt­schafts­krise. 2001 ließen in Deutsch­land 400000 ihr Aus­sehen per OP ver­schönern, 2006 wird wahr­schein­lich die Millionen­grenze über­schritten. Ego­net in­for­miert über die heu­tigen Mög­lich­keiten und Ri­sik­en.

Tatort-Dreh mit Götz George. Er bestand darauf, einen Stunt selbst zu übernehmen. Prompt musste er mit zertrümmertem Nasenbein in das Münchener Klinikum Rechts der Isar eingeliefert werden. An diesem Tag hatte der junge Arzt Dr. Werner Mang Dienst und versorgte den prominenten Patienten. Am nächsten Tag fand sich der Arzt auf der Titelseite der BILD-Zeitung wieder. Ein als Arzt verkleideter Reporter hatte das Foto geschossen. Laut Bildunterschrift hatte der junge Doktor Götz George das Leben gerettet.

Heute leitet Prof. Mang die bekannte Bodenseeklinik und ist einer der berühmtesten Schönheitschirurgen der Welt. Nach 30 000 Operationen sind seine Fachkenntnis und Erfahrung über alle Zweifel erhaben. Leider gilt das nicht für die ganze Branche. Denn „Schönheitschirurg“ ist kein geschützter Begriff. Viele Ärzte und sogar Heilpraktiker nennen sich so. Immerhin gibt es seit 1993 bei uns den (geschützten) „Facharzt für plastische Chirurgie“. Ein qualifizierter Schönheitschirurg sollte daher „plastische Chirurgie“ oder „plastische Operationen“ auf seinem Praxisschild stehen haben und über eine Zusatzausbildung in ästhetischer Chirurgie verfügen. Die Hauptaufgabe von plastischen Chirurgen ist die Wiederherstellung des Aussehens von angeborenen Fehlbildungen, nach Unfällen und Tumoroperationen. Auch 80 Prozent der Operationen in der Bodenseeklinik dienen „Reparaturen“. Ein Schönheitschirurg sollte zusätzlich psychologische Einfühlung und künstlerisches Talent besitzen.

Die meisten Patienten sind Frauen. Aber Männer holen auf. 1981 lag ihr Anteil noch unter fünf Prozent. Inzwischen ist er auf 20 Prozent gestiegen. Die häufigste Operation bei Männern ist das Fettabsaugen, gefolgt von der Beseitigung von Schlupflidern und Tränensäcken. An dritter Stelle liegt ein speziell männliches Problem: Haartransplantationen.

Bei Frauen führen Brustimplantate die Wunschliste an, gefolgt von Fettabsaugen (besonders von „Reiterhosen“), Lidkorrekturen, Facelifting und Maßnahmen gegen Falten (Botox®, Unterspritzen von Kollagen, Eigenfett, Milchsäure u.ä., Tiefenpeelings).

Für den Chirurgen sind Männer und Frauen durchaus verschieden. Männliche Haut ist anders gebaut. Es verlangt größere Erfahrung, beim Mann korrekte Formen zu modellieren. Zudem besitzen sie im Schnitt mehr Muskel- und weniger Fettgewebe als Frauen. In den letzten Jahren hat die OP-Technik große Fortschritte gemacht. Die Ärzte operieren immer schonender. Die Patienten erholen sich schneller, es gibt weniger Narben und immer mehr Risiken lassen sich gut beherrschen.

Dennoch stellt jede Operation einen Eingriff in die natürliche Selbstregulation des Körpers dar.

Einige Risiken, die sich nie völlig ausschalten lassen:

Infektionen: Wo geschnitten wird, haben Bakterien freie Bahn. Jedes Jahr gibt es in deutschen Kliniken Tausende von Todesfällen aufgrund von Ansteckungen innerhalb der Krankenhäuser. Bei größeren Schönheitsoperationen erhalten die Patienten Antibiotika, um das Risiko klein zu halten.

Blutungen, Nervenschädigungen: Ein Blutgefäß oder ein Nerv wird beim Schneiden getroffen. Nicht alle sind wieder reparabel. Bei einem erfahrenen Chirurgen sollte eine „Gesichtslähmung“ ausgeschlossen sein.

Thrombosen, Embolien: Bei langem Liegen während der OP können sich in den Beinen Blutgerinnsel bilden, ähnlich wie beim langen Sitzen auf Langstreckenflügen. Steigt das Gerinnsel mit dem Blutstrom Richtung Herz und Lunge können lebensgefährlich Embolien die Folge sein.

Schlechtes Ergebnis: Es können an unerwünschter Stelle auffällige Narben erscheinen. Oder der korrigierte Körper sieht nicht so aus wie erwartet. Das muss nicht Schuld des Arztes sein. Oft haben die Patienten überhöhte Erwartungen. Eine Patientin ließ ihr Gesicht liften und musste dann erfahren, dass ihr Mann ihr geglättetes Gesicht unsympathisch fand. Manche Patienten, besonders mit dunkler Haut, neigen zu auffälliger Narbenbildung. Dann ist von einer Schönheitsoperation abzuraten.

Narkosefolgen: Wie auch bei anderen Operationen sind Narkose und Lokalbetäubung nicht gänzlich risikofrei, insbesondere wenn der Patient an Vorerkrankungen leidet und die Blutwerte nicht optimal sind.

Genaue Zahlen gibt es nicht, aber etwa bei jeder 10. Operation geht etwas schief. Meist ist eine Nachkorrektur möglich. An der Bodenseeklinik kommt jeder fünfte Patient, um korrigieren zu lassen, was woanders misslang.

Woran erkennen Sie einen qualifizierten Schönheitschirurgen? Leider gibt es keine offizielle Liste. Ein guter Chirurg besitzt die oben genannte Qualifikation und Erfahrung. Er ist zu einem ausführlichen Beratungsgespräch bereit, gibt keine sensationellen Werbeversprechen ab, sondern bleibt mit seinen Empfehlungen auf dem Teppich der Realität. Er erklärt, dass nicht alles möglich ist und klärt über die Risiken auf. Er liefert einen detaillierten Kostenvoranschlag. Mit einigen tausend Euro müssen Sie in den meisten Fällen rechnen.

Bedenken Sie auch, dass die Chirurgen keine Allroundtalente sind. Ein Kiefernchirurg kann durchaus eine Nasen- oder Ohrenkorrektur vornehmen. An eine Brustvergrößerung sollten Sie ihn lieber nicht heranlassen – es sei denn, er hat sich entsprechend weiter qualifiziert.

Über alle Details, Chancen und Risiken informiert Prof. Mang in folgendem Buch:
Prof. Dr. med. Dr. habil. Werner L. Mang: Mein Schönheitsbuch. Die Wahrheit – Haifischbecken Schönheitschirurgie. TRIAS-Verlag, Stuttgart 2006.

Alles Wissenswerte über Schönheit und die Wirkung des Äußeren:
Frank Naumann: Schöne Menschen haben mehr vom Leben. Die geheime Macht der Attraktivität. S. Fischer Taschenbuch, Frankfurt a. M., 2006.

Veröffentlicht im September 2006 © by www.berlinx.de

 

No votes yet.
Please wait...