Insektenstiche sind lästig, aber harmlos – bisher

Der lange Winter hatte einen großen Vorteil. Tempe­raturen unter acht Grad  schicken Insekten zuverlässig auf Tauch­station. Ab April geht die Plage wieder los. Wie man sich schützt und welche neuen Gefahren die Klima­erwär­mung bringt, erfahren Sie bei uns.

Wir Mitteleuropäer haben Glück. Keine tödlichen Spinnen leben bei uns, keine Skorpione, selbst die Ameisen sind relativ harmlos. Wir müssen uns weder von Tsetsefliegen fürchten, die die Schlaf­krankheit übertragen, noch vor Malaria­epidemien.

Am gefährlichsten sind noch die Zecken, weil sie unter anderem Borreliose übertragen. Vor ihnen schützt dichte Kleidung. Weil Zecken meist eine Stunde auf der Haut herumlaufen, bevor sie sich einbohren, reicht es oft schon, nach einem Aufenthalt im Freien den eigenen Körper gründlich abzusuchen. Sollte sich doch einmal eine Zecke in die Haut einbohren –langsam herausziehen, ohne sie zu zerquetschen. Am besten dicht über der Haut anfassen und so weit anheben, bis die Zecke von selbst loslässt. Es dauert mehrere Stunden, bevor saugende Zecken anfangen, die Borrelien ins Blut abzugeben.

Die einhei­mischen Mücken reagieren auf Milch- und Fettsäuren in unserem Schweiß sowie auf das Kohlendioxid in der ausgeatmeten Luft. Nicht jeder Mensch ist für Mücken gleich attraktiv. Nach Studien finnischer und französischer Forscher bevorzugen sie Menschen, die viele Sexual­hormone in ihrem Schweiß haben. Parfüms enthalten oft ähnliche Duftstoffe und stehen deshalb im Verdacht, Mücken anzulocken. Wenn Mücken Ihren Duft lieben, bleibt Ihnen ein Trost: ihre Stiche sind lästig, aber folgenlos.

Mückenschutzmittel halten die Quälgeister vier bis acht Stunden auf Abstand. Falls Sie außerdem noch Kosmetik und Sonnen­schutz benutzen –Insekten­spray immer als letztes auftragen! Es darf nicht mehr durch etwas anderes übersprüht werden. Da Mücken auch durch dünne Kleidung stechen, sollte sie ebenfalls eingesprüht werden. Wer gestochen wird und sich kratzt, spürt nur kurzfristig Erleichterung. Durch das Kratzen dringen die Giftstoffe der Mücken erst recht in die Haut ein, und es juckt noch mehr.

Stärker schmerzen die Stiche von Bremsen. Im Englischen heißen sie horse fly (Pferdefliegen). Man sollte mit ihnen in der Nähe von Pferden und Kühen rechnen und sich ebenfalls mit Insekten­spray schützen.

Wespen und Bienen reagieren auf Blüten und Süßigkeiten. Dazu gehören auch Obst und Parfüms, die Blüten­essenzen oder ähnlich duftende Ersatzstoffe enthalten. Es fällt schwer, beim Brummen von Wespen nicht um sich zu schlagen. Doch erst durch unser Herum­fuchteln fühlen sich die Flug­insekten bedroht und stechen zu. Wespen fallen auch leicht mal in Säfte oder Soft Drinks. Auf Nummer Sicher geht, wer im Freien nur mit Stroh­halm trinkt.

Während Wespen ihren Stachel wieder herausziehen, bleibt ein Bienen­stachel in der Haut. Er sollte deshalb samt aufsitzender Gift­blase sofort entfernt werden. Gut, wenn Sie eine Pinzette griffbereit haben. Danach mindert Kühlung den Schmerz. Hornissen sind die größeren Schwestern der Wespen. Die Behauptung, drei Hornissen­stiche könnten einen Menschen töten, ist nur ein Gerücht. Dafür wären mindestens 500 Stiche nötig. Allerdings schmerzt ihr Stich stärker als der einer Wespe, da ihr Stachel größer ist.

Drei bis fünf Prozent von uns reagieren auf Insekten­gifte allergisch. Für Allergiker kann ein einfacher Wespenstich lebens­gefährlich werden. Bis zu zwanzig Menschen sterben bei uns jedes Jahr in der Folge an einem anaphy­laktischen Schock, das ist eine Überreaktion des eigenen Immunsystems. Wer gefährdet ist, sollte sich einer vorbeugenden Behandlung unterziehen, einer Hyposen­sibilisierung. Dabei wird durch Verabreichung der Auslöser in geringen Dosen nach und nach die Empfindlichkeit herabgesetzt. Unterwegs sollten Betroffene immer ein Notfallset bei sich haben.

Mit der Klima­er­wärmung müssen wir mit neuen Plage­geistern rechnen. Einst war auch in Europa die Malaria heimisch. Vereinzelt wurden die übertragenden Anopheles-Mücken schon wieder in Deutschland gesichtet. Gefährlicher ist die Tiger­mücke, die rund zwanzig Krankheiten überträgt, darunter das Dengue-Fieber. In Nord­italien sind schon über hundert Menschen am Chikungunya-Fieber erkrankt, das diese Mücke ebenfalls überträgt. Es handelt sich um eine fiebrige Erkrankung, die die Gelenke angreift. In der Schweiz tauchte die Tigermücke zuerst im Tessin auf. 2005 gelangte sie erstmals über die Alpen in unsere Breiten.

veröffentlicht im April 2013 © by www.berlinx.de

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