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Die einfach­sten Dinge sind oft die wirk­samsten. Sonnen­licht ist dafür das per­fekte Beispiel. Das gilt insbe­sondere im Winter­halb­jahr, wenn die Sonne sich rar macht.

Im Sommer genießen Son­nen­an­be­ter ultra­vio­lette Strah­len im Über­fluss. Aber in der dunk­len Jahres­zeit lei­den wir un­ter ei­nem Licht­man­gel. Nicht nur der niedrige Sonnenstand und dicke Wolken sind daran schuld, sondern auch unsere Gewohnheit, bei ungemütlichem Wetter in den warmen vier Wänden zu bleiben. Die Folgen kennen wir alle: Winterdepression, geringere Vitalität sowie höhere Anfälligkeit für Grippe und andere Infektionen.

Aber UV-Strahlung ist doch gefährlich! Ist sie nicht für frühzeitige Hautalterung und eine steigende Hautkrebsrate verantwortlich? Die Antwort lautet: Jein. Für Überraschung sorgte vor Jahren eine amerikanische Studie. Auf jeden Hautkrebs durch zuviel Sonnenlicht kommen zehn andere Krebsfälle, die durch Sonne vermieden werden.

Denn wir brauchen die Sonne, um ausreichend Vitamin D zu bilden. Vitamin D ist die Wunderwaffe des Immunsystems. Es bremst unkontrollierte Zellteilung und treibt entartete Zellen in den programmierten Selbstmord.

Vitamin D ist kein echtes Vitamin, sondern eine Hormonvorstufe. Echte Vitamine sind lebenswichtige Stoffe, die der Körper nicht selbst bilden kann, sondern mit der Nahrung aufnehmen muss. Wir essen aber höchstens zehn Prozent unseres Bedarfs an Vitamin D. Die überwältigende Mehrheit von 90 Prozent erzeugt unser Körper selbst – unter dem Einfluss von Sonnenlicht.

Vitamin D ist unsere Rundum-Verteidigung gegen zahlreiche Krankheiten. Seine Menge im Blut bestimmt, wie gut unser Immunsystem arbeitet. Es schützt uns nicht nur vor vielen Krebsarten (Brust, Darm, Prostatata), sondern auch vor Herzinfarkt, Erkältungen und trüber Stimmung. Es kann sogar die Entstehung von Multipler Sklerose, Parkinson und Schizophrenie verhindern. Zusammen mit Kalzium sorgt es für stabile Knochen.

Der massenhafte Vitamin-D-Mangel beunruhigt daher auch die Internationale Osteoporose-Gesellschaft. Laut ihrer aktuellen Studie ist das Fehlen von Vitamin D in südlichen Ländern noch stärker verbreitet ist als bei uns. Wie kann das sein, wenn im Süden mehr Sonne scheint als im Norden?

Nordeuropäer sind im Schnitt sonnenhungriger. Südländer meiden häufiger die Sonne. Sie weichen der Hitze und dem grellen Mittagslicht aus. Sie suchen gern Schatten auf, tragen Hüte, Kopftücher und bedecken den ganzen Körper mit Kleidung. Wer im Norden wohnt, hat zudem meist hellere Haut. Sie nimmt mehr Sonnenlicht auf, während dunkle Haut einen Großteil der UV-Strahlen nicht durchlässt.

Vitamin D bildet sich unter der Einwirkung von UV-B-Strahlen. Das sind ausgerechnet jene Teile des Sonnenlichts, die auch Sonnenbrände auslösen. Also zurück zur roten Haut? Keineswegs. Auf das gesunde Maß kommt es an. Um den täglichen Bedarf zu sichern, genügen im Sommer 15 Minuten Sonnenlicht in der Mittagszeit auf Gesicht und unbedeckten Armen. (Beim Sonnenbad mit Sonnencreme verlängert sich diese Zeit je nach Lichtschutzfaktor.) Viel mehr wäre auch nicht sinnvoll. Denn spätestens nach dem Zweifachen dieses Minimums beendet der Körper seine Vitamin-D-Produktion. Wir besitzen einen eingebauten Schutz gegen eine Überdosierung.

Es ist nicht verwunderlich, dass ein Mangel bei uns vor allem im Winterhalbjahr auftritt. Da müsste man sich dem Licht entsprechend länger aussetzen. Bei bedecktem Himmel im Dezember eine Stunde am Tag. Das gelingt aber den wenigsten. Mehr als 80 Prozent von uns produzieren zuwenig Vitamin D. Kann man den Mangel nicht durch andere Vitamin-D-Quellen ausgleichen? Schauen wir uns die Alternativen im Einzelnen an.

Nahrung: Aussichtslos! Unsere Nahrungsmittel liefern entweder kein Vitamin D oder eine viel zu niedrige Dosis. Lediglich fetter Fisch, Avocados und Pilze enthalten nennenswerte Mengen. Obst, Gemüse und Milchprodukte – sonst klassische Vitaminlieferanten – versagen fast vollständig.

Nahrungsergänzung: Großmütter früherer Jahrhunderte fütterten mit Lebertran. Heute stehen Vitamin-D-Tabletten zur Verfügung. Während vor Vitaminpräparaten sonst eher abgeraten wird, können Tabletten mit Vitamin D sinnvoll sein. Vor allem, wenn sie auch Kalzium enthalten. Doch der gesundheitliche Nutzen ist begrenzt. Eine optimale Dosierung ist schwierig. Man empfiehlt solche Präparate daher hauptsächlich Risikogruppen – Kleinkindern und alten Menschen.

  • Kleinkindern, weil ihre Knochen sich noch im Aufbau befinden. In früheren Jahrhunderten litten viele Kinder unter Rachitis, eine Folge extremen Vitamin-D-Mangels. Rachitis führt zu Fehlwuchs durch Verformung der zu weichen Knochen. Heute beugt man mit Vitamin-D-Tabletten in den ersten Lebensjahren vor.
  • Senioren wegen des Osteoporose-Risikos. Die Knochendichte sinkt, die Anfälligkeit für Brüche steigt. Hier gilt unter anderen das Vitamin-D-Präparat Calcitriol als wirksam.

Kunstlicht: Wenn vorübergehend die Zeit für Spaziergänge im Freien fehlen, können ein, zwei Solariumsbesuche eine Alternative sein. Doch bei regelmäßigem Gebrauch ist das Risiko höher als der Nutzen. Eine Studie aus Schweden zeigte, dass die Hautkrebsrate dort steil anstieg, als die Schweden anfingen, in großem Maßstab Solarien zu frequentieren.

Sich ans heimische Fenster stellen, nutzt leider nichts. Die Glasscheiben lassen die UV-B-Strahlung nicht durch. Daher gilt in den dunklen Jahreszeiten nur eine Alternative: Raus an die frische Luft! Sie liefert neben dem nötigen Licht auch gesunde Bewegung. Sich rauem Wetter aussetzen, stärkt zudem das Immunsystem. Das ist der perfekte Schutz vor der nächsten Grippe- und Erkältungswelle. Dafür genügt es einige Alltags­gewohnheiten zu ändern:

  • Einen Teil des Weges zur Arbeit zu Fuß zurücklegen.
  • Zu Fuß zum Supermarkt. Weihnacht­liche Einkaufs­bummel ganz ohne Auto unternehmen.
  • In der Mittagspause im Job eine Viertel­stunde nach draußen gehen.
  • Am Wochen­ende Spazier­gänge planen – am besten mit Freunden oder der Familie, um zugleich etwas für die zwischen­menschliche Kommunikation zu tun.

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veröffentlicht im November 2009 © by www.berlinx.de

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