Was die Körpersprache über die Persönlichkeit verrät
Wenn Sie Herkunft und Bildungsweg eines Menschen interessieren, fragen Sie ihn nach seinem Lebenslauf. Einfacher ist es, wenn Sie der Werdegang seines Charakters interessiert. Sie brauchen nur seine Körpersignale zu beobachten. Doch können Sie sie auch richtig lesen?
Wenn Sie wissen wollen, was ein Mensch denkt, fragen Sie ihn nach seiner Meinung. Wenn Sie wissen wollen, ob er tatsächlich so denkt wie er spricht, schauen Sie auf seine Körpersprache:
- Ist sein Körper Ihnen zugewandt, hält der Blickkontakt, zeigt er offene Gesten?
- Oder schaut er zur Seite, sind seine Gesten unruhig, strebt seine Körperfront von Ihnen fort?
Im letzten Fall werden Sie seine Worte mit Skepsis hören. Sein Körper verrät Ihnen, ob er mit seinem ganzen Ich hinter seinen Worten steht oder nicht.
Menschenkennern enthüllt der Körper aber noch mehr. Ob ein Mensch offen, scheinheilig oder verlegen wirkt, verrät viel über seine Persönlichkeit. Bei eine Lüge ertappt, werden die einen tapfer weiter lügen, andere erröten, dritte empört leugnen, ein vierter alles zugeben. Diese Charakterunterschiede sind das Resultat früherer Erfahrungen. Wenn ich eine Lüge heftig leugne, hatte ich einst erfahren, dass mir ein Eingeständnis schlecht bekommt – als ich aber damals alles bestritt, war ich öfter damit durchgekommen. Ein anderer hat dagegen frühzeitig gemerkt, dass er am besten fährt, wenn er seinen Schwindelei einfach zugibt. Andere haben dafür keine Strategie parat und reagieren spontan, zum Beispiel indem sie herumdrucksen – und aussehen wie das sprichwörtliche schlechte Gewissen.
Diese vergangenen Erfahrungen, die in ihrer Summe den Charakter prägen – sie haben sich in die Körpersprache eingegraben. Einige Elemente der Köpersprache sind angeboren. Das meiste formt jedoch die Erfahrung aus. Wenn Sie die Körpersprache eines Menschen entschlüsseln, erfahren sie nicht nur, wie er sich momentan fühlt. Sondern auch, welcher Art die Erfahrungen waren, die sein heutiges Ausdrucksverhalten formten.
Nehmen wir an, auf einer Party erzählt jemand einen eher müden Witz. Zu Ihrem Erstaunen bricht der Gast neben Ihnen in schallendes Gelächter aus. Wenden Sie sich nicht genervt ab. Überlegen Sie vielmehr: Was für eine Gefühlsleben hat eine Person, die so etwas amüsiert? Welche Erlebnisse haben ihr Empfinden geformt?
Durch bloßes Nachdenken werden Sie diese Fragen nicht beantworten können. Es gibt jedoch einen Trick. Ahmen Sie die Körpersprache des Gastes nach. Lachen, gestikulieren und bewegen Sie sich wie er. Sofort bilden sich in Ihnen seine Gefühle nach. Denn Körpersprache funktioniert in beide Richtungen. Sie drückt nicht nur Empfindungen aus, sondern erzeugt sie auch.
Nun vergleichen Sie seine Gefühle mit Ihren, als Sie den Witz hörten. Da Sie sich kennen, wissen Sie auch, aufgrund welcher Erfahrungen und Einstellungen Sie dieser Witz gelangweilt hat. Stellen Sie nun die gleichen Überlegungen für den Gast an. Nachdem Sie sich in seine Gefühlswelt hineinversetzten – welche Erlebnisse und Einstellungen mögen seinen heutigen Humor geformt haben?
Wenn Sie diese Übung zum ersten Mal durchführen, werden Sie unsicher sein. Ist er in einer Familie aufgewachsen, wo alle ständig herumalberten? Hat er einst den Klassenclown gespielt, weil er anders keine Anerkennung erhielt? Versteht er nur groben Humor? Die richtige Antwort verraten Ihnen subtile Signale: war sein Lachen spontan, demonstrativ, aggressiv, kichernd, herausplatzend, höhnisch, begeistert?
Die Fähigkeiten, Feinheiten wahrzunehmen und richtig zu deuten, kommt mit der Zeit. Je öfter Sie Körpersprache deuten und auf die Persönlichkeit rückschließen, desto sicherer wird Ihr Urteil. Am einfachsten beginnen Sie vor dem Fernseher. Ahmen Sie Studiogäste nach, denen die Moderatoren persönliche Fragen stellen, insbesondere zu ihrem Werdegang. Wenn Sie deren Körperausdruck imitieren – was empfinden Sie? Welche früheren Erfahrungen mögen dahinterstecken? Nach einigen Wochen Übung wird es Ihnen gelingen, Leute auf den ersten Blick sicher einzuschätzen.
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Veröffentlicht im Mai 2007 © by www.berlinx.de
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