Dumme Blondinen und aufgeblasene Männer?
In der letzten Ausgabe fragten wir, wie Frauen und Männer lachen. Heute interessiert uns, worüber.
Ein Bauchredner lässt die Clownspuppe auf seinem Arm am laufenden Band Blondinenwitze erzählen. Das Publikum lacht grölend. Mit Ausnahme einer einzelnen Blondine in der ersten Reihe. Ihr Blick wird immer finsterer, bis sie schließlich zwischen zwei Lachern dazwischenruft: „Sie sollten sich was schämen! Es ist längst erwiesen, dass blonde Frauen mindestens ebenso intelligent sind wie Dunkelhaarige. Sie sind fleißig, gebildet, klug, lebenserfahren, belastbar, aufopferungsvolle Mütter …“
Der Bauchredner antwortet verlegen: „Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten, meine Dame. Im Gegenteil, die Übertreibung macht die Klischees lächerlich und zeigt …“
Ärgerlich unterbricht sie ihn: „Was mischen Sie sich ein? Ich rede mit dem Kerlchen da auf Ihrem Arm!“
Blondinenwitze stellen uns vor ein ernsthaftes Problem: Kann man von Haarfarbe und –styling auf Intelligenz und Charakter schließen? Falls Sie diese Frage mit Nein beantworten möchten – wir tun es unentwegt. Freiwillige sollten unbekannte Personen nach ihrem Aussehen beurteilen. Dabei ließen die Forscher mehrfach die gleiche Personen auftauchen, bei der sie nur mittels Bildbearbeitung die Haarfarbe geändert hatten. Das Erstaunliche war nicht nur, dass sich die Freiwilligen zutrauten, die fremden Charaktere nach Äußerlichkeiten einzuschätzen. Sondern auch, wie verschieden die Beurteilungen bei verschiedenen Haarfarben ausfielen. Blonde Frauen wirkten erotischer, aber auch braver und wohlhabender als dunkelhaarige. Frauen urteilten in dieser Hinsicht über ihre Geschlechtsgenossinnen übrigens genauso wie die Männer.
Da Frauen und Männer teilweise unterschiedliche Rollen in der Gesellschaft ausüben, lachen sie auch über unterschiedliche Dinge. Witze beruhen auf Übertreibungen von Stereotypen. Wir alle unterliegen der Verführung durch Vorurteile, obwohl wir wissen, wie falsch sie meistens sind. Mit Witzen machen wir uns Vorurteile bewusst. Blondinenwitze variieren das Klischee, dass Blondinen verführerisch aussehen, aber naiv und dumm sind. Beispiel: Wie nennt man es, wenn sich zwei Blondinen Strohballen zuwerfen? Gedankenaustausch.
Darüber hinaus erfüllt Humor eine wichtige Funktion für unsere seelische Gesundheit. Ärger und Widerstand, verständnislose Mitmenschen und Misserfolge versetzen unsere Gefühle in einen Alarmzustand. Ein humorvoller Blickwinkel schafft Abstand. Mit einem gelassenen Überlegenheitsgefühl werden Auswege sichtbar.
Der Forscher Arnold Hinz von der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg sammelte mehr als tausend Kalauer über Männer und Frauen, um sie zu analysieren. Sein Ergebnis: die häufigste Zielscheibe ist das Aussehen. Was bei den Frauen die blonden Haare, stellem beim Mann dicke Muskeln dar, kombiniert mit kleinem Pimmel.
An zweiter Stelle steht geschlechtstypisches Verhalten. Frauen erscheinen als willig und unbedarft, Männer als überflüssig, großsprecherisch und ungeschickt.
Männer stellen gern eine Verbindung zwischen Männlichkeit und Leistungsfähigkeit her. Wie Männer an diesen Ansprüchen scheitern, ist ein beliebtes Thema von Witzen und Comedysketchen. Beispiel: Wie viele Männer braucht es, um einen Schokoladenkuchen zu backen? Fünf. Einer rührt den Teig und vier schälen die Smarties. Oder als weibliche Antwort auf männlichen Humor: Warum sind Blondinenwitze immer so dämlich? Damit auch Männer sie verstehen.
Frauen stylen sich verführerisch, reagieren aber erbost, wenn Männer sie anstarren und eindeutige Angebote abgeben. Die Männer wehren sich, indem sie ihnen zum Ausgleich geistige Defizite zuschreiben.
Männer schätzen Späße mit Aggressivität und Sex. Ihr Humor ist laut und oft grobschlächtig. Sie ziehen eine scharfe Grenze zwischen Humor und Ernstfall. Frauen lachen eher über Wortspiele und Peinlichkeiten. Ihr Humor ist weniger grell, Lustiges und Ernstes sind nicht so deutlich voneinander getrennt. Das bedeutet auch, im Alltag lächeln Frauen viel häufiger als Männer. Sie nutzen ihren sanften Humor, um sich gegen dominant auftretende Männer zu behaupten. Im übrigen sind Frauen lockerer drauf, wenn sie unter sich sind. In gemischten Gruppen ergibt sich ab der Pubertät eine klare Rollenverteilung: Die Jungs machen die Witze, und die Mädchen kichern.
Für beide Geschlechter steht Humor ganz oben auf der Wunschliste, wenn es um die Eigenschaften des Traumpartners geht. Vor allem Frauen achten darauf vom ersten Moment einer Männerbekanntschaft an. Das hat einen biologischen Grund. Humor benötigt eine ungewohnte Perspektive, und die bedarf geistiger Flexibilität. Von seinem Humor schließt sie auf seine Intelligenz. Intelligente Männer verdienen im Schnitt mehr. Außerdem wird Intelligenz zum Teil vererbt. Ein intelligenter Partner wird wahrscheinlich auch intelligente Kinder zeugen.
März 2004 © by www.berlinx.de
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