Weshalb gerade sie? Warum gerade er?
Warum wir uns verlieben und in wen, wird immer ein Geheimnis bleiben. Mitnichten, sagten die Wissenschaftler, und zeigten in ausgeklügelten Experimenten, wonach wir uns richten, wenn wir uns verlieben. Einen Überblick liefert Ihnen EGONet.
Eine Gruppe von Naturwissenschaftlern, die Soziobiologen, untersucht seit über zwanzig Jahren die angeborenen Grundlagen unseres Verhaltens und behauptet: Alles ein Trick der Natur, um reichliche Nachkommenschaft zu sichern. Unsere Gene bringen Individuen zusammen, die gemeinsam nicht nur viele Kinder in die Welt setzen, sondern auch solange zusammenhalten, bis die Kleinen aus dem Gröbsten heraus sind und für sich selbst sorgen können. Nach dieser Theorie suchen Frauen mit Vorliebe den starken, aber auch den reifen, erfahrenen Mann. Denn nicht nur körperliche Kraft, sondern auch überstandene Gefahren beim Überlebenskampf im unwirtlichen Urwald war ein Garant, daß der Vater beim Schutz der Familie auch in Zukunft nicht versagen wird. Die Männer dagegen suchten die jugendliche Frau. Wohlgeformte Hüften lieferten einen Hinweis auf ausreichende Beckengröße für Schwangerschaft und Geburt in einer Zeit, da der Ausweg des Kaiserschnitts nicht esxistierte.
Alles nur eine Projektion von Männerphantasien in die Urzeit, kritisieren Kulturanthropologen. Viel zu verschieden sind ihrer Meinung nach die kulturellen Muster. Dicke Bäuche, langgezogene Ohren, intakte Jungfernschaft, aber auch sexuelle Vorerfahrung – es gibt nichts, was nicht irgendwo als erotisch gilt und woanders wiederum streng verpönt ist.
Die Wahrheit liegt wie immer irgendwo in der Mitte. Beide – biologische wie kulturelle Erklärung – schließen einander nicht aus. Doch auch zusammen ergeben sie kein vollständiges Bild. Denn beide gehen davon aus, daß der Einzelne ein Idealbild von seiner/seinem Zukünftigen hat, danach die Schönen und Erfolgreichen der Umgebung durchmustert und schließlich dasjenige Exemplar des anderen (oder eigenen) Geschlechts an Land zieht, das diesem Bild am nächsten kommt. Kurz, sie tun so, als fände tatsächlich eine Wahl statt. Als defilierten die Kandidat(inn)en wie bei einer Misswahl an uns vorbei und wir überreichten schließlich den ersten Preis.
In Wirklichkeit treffen Zeitpunkt und Gelegenheit für uns die Wahl. Die meisten Menschen, die durchaus zu uns passen könnten, treffen wir nie. Andere lernen wir zu einem ungünstigen Moment kennen. Als da wären:
-
Der potentielle Partner ist gerade glücklich in jemand anderes verliebt,
-
wir selbst sind gerade in jemand anderes verliebt und haben niemand anderes einen Blick,
-
wir oder der andere stecken in eine Krise und wollen mit niemandem reden,
-
wir stecken gerade in einer wichtigen Arbeit und haben keine Zeit für Flirt und Rendez-vous,
-
wir treffen den anderen zwar und finden ihn sympathisch, aber da fährt gerade unsere U-Bahn ab, so daß der Moment zum Telefonnummerntauschen verpaßt ist,
-
wir haben die Telefonnummern getauscht, aber den Zettel verloren,
-
wir haben den Zettel noch, aber der andere hat plötzlich den Apparat abgemeldet und wir grübeln, warum,
-
wir haben telefoniert und uns verabredet, aber einander um fünf Minuten verfehlt,
-
wir sind auf dem Weg zum Rendez-vous und lernen in der U-Bahn eine andere sympathische Person kennen …
Und so weiter. Wenn man bedenkt, daß über die Hälfte der Deutschen ihren zukünftigen Partner auf dem Arbeits- oder Ausbildungsplatz kennenlernt und ein weiteres Viertel in Vereinen, durch Vermittlung von Freunden (zum Beispiel durch Small Talk auf Parties), kann man sich leicht ausmalen, wie klein der Kreis der geprüften Kandidat(inn)en in Wirklichkeit ist.
Daß es dennoch so oft funkt, hat damit zu tun, daß wir uns den Partner teilweise erst zum unserem Partner formen. Weniger dadurch, daß wir ihn tatsächlich verändern – das gelingt nur in geringem Maße – sondern eher, daß wir unser Idealbild den Realitäten anpassen. Das genügt meist, um zwar keine perfekte, aber doch eine funktionierende Partnerschaft zu etablieren.
Aber noch in einer anderen Hinsicht ähnelt die Partnersuche eher einem Autokauf als einer Mißwahl. Die meisten von uns wählen mehrmals im Leben. Wenn die erste Partnerschaft zu Bruch ging, folgt die zweite. Manche suchen sich eine Kopie des/der ersten für den zweiten Anlauf, aber im Regelfall, fällt die Wahl jedesmal anders aus. Nicht nur, weil wir uns selbst verändern und andere Vorlieben entwickeln, sondern auch weil die Gelegenheiten unterschiedlich gut sind. Viele von uns begnügen sich durchaus mit einem Partner zweiter Wahl, wenn die ersten Garnitur gerade nicht zur Verfügung steht.
Es gibt viele Studien, wovon Frauen und Männer sich leiten lassen. Männer achten auf die Figur, die Haare, auf das Selbstbewußtsein, den Humor von Frauen. Diese schätzen bei Männern ebenfalls Humor und Selbstsicherheit, aber auch Körpergröße, sozialen Status und Treue. In der Wirklichkeit läuft es aber ganz anders. Nur wenige checken diese Merkmale ab, bevor sie sich für ein Rendez-vous entscheiden. Wenn Sie spüren, daß Ihr Gegenüber ihnen mit netten Worten Interesse entgegen bringt und einfach alles toll findet, was Sie tun – wetten, daß dann auch eine unauffällige Erscheinung, die sie sonst konsequent übersehen hätten, auf einmal Ihre Sympathie findet?
Hinterlasse einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar schreiben zu können.