Nach neueren Umfragen glauben fast vierzig Prozent der Deutschen, daß Frauen die besseren Autofahrer sind. Nur 22 Prozent halten Männer für überlegen. Jede(r) Dritte meint, beide Geschlechter seien gleich gut. Wir verraten Ihnen, wie es wirklich mit männlichen und weiblichen Fahrkünsten aussieht.
„Nun fahr doch endlich!“ ruft er vom Beifahrersitz aus, als seine Frau an der Kreuzung zögert. „Halt!“ brüllt er eine Sekunde später. „Beinahe wärst du in den da ‘reingebrettert!“
Ängstliche Frauen am Steuer und daneben sitzende Ehemänner, die sich unfreundliche Monster verwandeln – in der Hälfte aller Beziehungen eine vertraute Rollenverteilung.
Die Statistik scheint eine eindeutige Sprache zu sprechen. Von den über zweieinhalb Millionen registrierten Verkehrsverstößen wird nur jeder fünfte von einer Frau verursacht. In der Verkehrssünderkartei in Flensburg sind 80 Prozent Männer verzeichnet. Bei ernsteren Delikten, die zum Entzug des Führerscheins führen, haben Männer sogar einen Anteil von 90 Prozent. Die häufigsten Gründe sind Alkohol am Steuer, überhöhte Geschwindigkeit, Mißachtung der Vorfahrt und Fahrerflucht.
Schuld ist das höhere Aggressionspotential der Männer. Ihr Hormon Testosteron fördert die Neigung, bei Stress und unübersichtlichen Situationen auf eine entschlossene Lösung zu setzen. Rasen, Drängeln und gefährliche Überholmanöver sind typisch männlich. Folglich gehen knapp 85 Prozent aller schweren Zusammenstöße auf ihr Konto. Frauen werden dagegen eher bei Vorfahrtfehlern oder zu zögerlichem Einparken ertappt. Leichte Blechschäden beim Einparken oder wegen falsch eingeschätzter Abstände sind typisch weiblich.
Wären unsere Straßen sicherer, wenn die Männer in Zukunft grundsätzlich ihre Frauen fahren lassen würden? Machbar wäre es, denn längst machen mindestens genauso viele Frauen (51 Prozent) den Führerschein wie Männer. Fragt man jedoch nach der Zahl der tatsächlich gefahrenen Stunden und vergleicht sie mit der Unfallstatistik, relativiert sich das für Männer ungünstige Bild. Männer bauen zwar mehr Unfälle, sie fahren aber auch mehr Kilometer als Frauen.
Wieviel Männer und Frauen genau fahren, ist unbekannt. Aus den Kilometerangaben bei den Versicherungen läßt sich jedoch die Größenordnung des Geschlechtsunterschied ablesen. Jeder dritte Mann gibt an, mehr als 15 000 Kilometer pro Jahr zu fahren – soviel meldet nur jede fünfte Frau. Wenn Versicherungen einen Rabatt für Frauen gewähren, handelt es sich also eher um einen Preisnachlaß fürs Wenigerfahren.
Legt man die Schätzungen über die Fahrkilometer zugrunde statt die absoluten Zahlen der Verkehrsstatistik, beträgt der männliche Anteil an Verkehrsdelikten bei gleicher Anzahl gefahrener Kilometer trotzdem immer noch 62,5 Prozent (Frauen 37,5 Prozent). Mit einem besonderen Faible für schwere Unfälle. Daraus ergibt sich die unausweichliche Schlußfolgerung. Männer sind hinterm Steuer im Schnitt zwei Drittel gefährlicher als Frauen. So manche Frau treibt zwar wegen zögerlicher Fahrweise Männer zur Verzweiflung – das hat aber weniger bedenkliche Konsequenzen als ein rasantes männliches Überholmanöver.
Verkehrspsychologen beschreiben die optimale Fahrweise als eine Kombination männlicher und weiblicher Tugenden. Einerseits entschlossen durchstarten, wenn hohe Verkehrsdichte ein schnelles Räumen von Kreuzungen und Einfahrten erfordert. Andererseits gelassen und vorsichtig bleiben, auch beim Stop and go.
Veröffentlicht im Juli 2001 © by www.berlinx.de
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